Der vom Bundeskriminalamt (BKA) entwickelte Trojaner zur
Quellen-Telekommunikationsüberwachung (TKÜ) darf ab sofort eingesetzt
werden. Zunächst hatte der Deutschlandfunk berichtet, dass sowohl das Bundesinnenministerium als auch das BKA bestätigt hätten,
die Genehmigung stehe kurz bevor. In der Regierungspressekonferenz am Montag wurde dann erklärt, das Ministerium habe die Einwilligung erteilt. Eigentlich sollte die Software schon im
vergangenen Herbst zur Verfügung stehen.
Das BKA hatte
den Trojaner in den vergangenen Jahren selbst entwickelt, weil die
kommerziell erhältlichen Lösungen die verfassungsrechtlichen
Anforderungen des Bundesverfassungsgerichts nicht erfüllten. Das Gericht
hatte im Jahr 2008 in einem Urteil hohe Hürden sowohl für den Einsatz
eines solchen Trojaners als auch für den Funktionsumfang festgelegt. So
darf Software mit dem vollen Funktionsumfang eines Trojaners nur zum
Einsatz kommen, um überragende Gefahren für Leib und Leben von Menschen
oder Straftaten gegen den Bestand des Staates abzuwehren.
Der jetzt
entwickelte Trojaner soll nach Angaben der Behörden nur zum Abhören von
direkt auf dem Gerät verschlüsselten Kommunikationsmitteln eingesetzt
werden – dafür würden dann niedrigere Hürden gelten. Beispiele für
diesen Einsatzzweck sind VoIP-Lösungen wie Skype und Messenger sowie
möglicherweise mit PGP verschlüsselte E-Mails.
Weiterhin Bedenken gegen den Einsatz der Software
Kritiker haben weiterhin Bedenken gegen den Einsatz von Quellen-TKÜ-Software. Zum einen ist die Rechtsgrundlage für den Einsatz von Quellen-TKÜ weiterhin umstritten, zum anderen gibt es bislang keine unabhängige Prüfung des Quellcodes. Zwar war das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik an dem Vorgang beteiligt, doch die Unabhängigkeit der Behörde wird wegen der Nähe zu den Nachrichtendiensten immer wieder in Zweifel gezogen.
Zwischenzeitlich hatte das Bundeskriminalamt eine Kopie des FinFisher-Trojaners Finspy erworben – zu Testzwecken, wie es damals hieß. Dafür zahlte die Behörde mindestens 150.000 Euro an den FinFisher-Reseller Elaman, der im gleichen Gebäude sitzt wie der Spyware-Hersteller selbst. Eine Prüfung des FinFisher-Quellcodes wurde von dem umstritten IT-Outsourcing-Unternehmen CSC Deutschland durchgeführt. Das Produkt wird in zahlreichen autoritären Staaten eingesetzt, unter anderem in Ägypten und Bahrain. Die OECD hatte das Unternehmen wegen mangelnder Menschenrechtsprüfungen gerügt.
Kommentare
Kommt der Trojaner zunächst nur zielgerichtet zum Einsatz, besteht trotzdem die Gefahr, dass er künftig zunehmend und eines Tages verpflichtend auf JEDEM Rechner zum Einsatz kommt.
Wie sicher ist denn die von ELSTER aufgebaute Verbindung zur staatlichen Finanzverwaltung, zu der ja viele steuerrechtlich gezwungen sind? Eine Zwangsleitung zum Staat sozusagen.
".....mit einem eigenen Trojaner die Rechner verdächtiger Bürger überwachen!"
.
Ist das Teil auch auf allen OSen lauffähig oder gibt es nur die Windows Version:-))
.
Braucht der root-rechte, erkennt den ein Virenscanner, wo gib es den Quellcode, unterliegt der, da ja Behördenarbeit dem Informationsfreiheitsgesetz = ist open-source:-)) Sind die Urheberrechte ALLER anderen Lizenzen eingehalten worden. Dürfte z.B. in der Linuxecke recht problematische werden:-))
.
Ist der Code auch sicher, Folge und Kollateralschäden... ;-))
.
Ich hoffe der Innenminister hat das alles ausführlich geprüft und abgesegnet, gleichzeitig aber auch eine Versicherung für die rechts und techischen "Folgeschäden" abgeschlossen.
.
Gruss
Sikasuu
.
Ps. Neuland, gesegnet von Politikern, gehackt von Beamten, geknackt vomm CCC:-))
"Ist das Teil auch auf allen OSen lauffähig oder gibt es nur die Windows Version:-))"
Das war exakt das Gleiche, was ich heute morgen dachte, als ich davon hörte; ich denke, es ist nur der zweite Teil betroffen :)
Wenn der Trojaner so gut funktioniert, wie die meisten anderen öffentlichen Softwareprojekte, sei es Flüchtlings- oder Kriminal-Datenerfassung, Perso, Krankenchipcard usw. brauchen wir uns wohl keine großen Sorgen zu machen.
Ausserdem ist nur Otto Normalverbraucher in Gefahr wenn er zu sehr über Frau Merkel in Foren lästert. Die jenigen, wo sich Ausspähung lohnen würde, haben sicher einen guten Hacker unter Vertrag.
W. Barth
Hat nicht CSC, ein NSA-Contractor bei der Entwicklung des Trojaners und der angeblich sicheren DeMail mitgeholfen?
http://www.zeit.de/digita...
CSC tritt ausserdem als Kidnapping-Dienstleister für die CIA auf.
http://www.zeit.de/digita...