Noch schweigt Mark Zuckerberg. Aber nicht mehr lange: Der Facebook-Gründer wird erklären müssen, wie die Daten von 50 Millionen Nutzerinnen und Nutzern 2015 zur Firma Cambridge Analytica gelangen konnten. Das Datenanalyseunternehmen hatte mithilfe einer App, die einen Persönlichkeitstest durchführt, auf die Profile der User zugegriffen. Dabei wurden nicht nur deren Daten, sondern auch die ihrer Facebook-Freundinnen gesammelt, ausgewertet und weiterverwendet: Cambridge Analytica, das enge Verbindungen zu Donald Trumps Wahlkampfstrategen Steve Bannon hatte, könnte mit den Daten in den US-Wahlkampf eingegriffen haben, indem es gezielt unentschiedene Wähler mit personifizierten Anzeigen ansprach.
Einer der Mitbegründer von Cambridge Analytica, Christopher Wylie, sagte nun in einem Interview mit dem Observer, Facebook habe bereits 2015 gewusst, dass die Daten keinesfalls ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken dienten. Facebook befindet sich nach diesen Aussagen im vielleicht größten Skandal seiner kurzen Geschichte. Der Fall wirft zudem die Frage danach auf, wie viele weitere Apps ähnlich agieren könnten: Ein Einfallstor in viele Smartphones könnte der sogenannte Facebook-Login-Button sein, mit dem man Apps wie Spotify und TripAdvisor nutzen kann.
Nach einer Reihe von Skandalen ist bei vielen das Vertrauen in das soziale Netzwerk endgültig aufgebraucht. Unter dem Hashtag #DeleteFacebook hat nun Brian Acton, Mitbegründer von WhatsApp, dazu aufgerufen, die Plattform zu verlassen. Ausgerechnet Acton, der WhatsApp im Jahr 2014 an Facebook verkaufte, hat damit einen Aufruf gestartet, dem viele Userinnen zu folgen scheinen.
It is time. #deletefacebook
— Brian Acton (@brianacton) 20. März 2018
Wieso gehen? Wieso bleiben?
Und Sie? Wie sehr vertrauen Sie Facebook noch? Ist der Datenskandal nun auch für Sie ein Grund, Facebook zu verlassen? Was bedeutet es, nach 14 Jahren blauer Bubble plötzlich auf Facebook zu verzichten? Oder überwiegen in Ihrer persönlichen Entscheidung die Vorteile – der unkomplizierte Kontakt zur Freundin in Schweden, die Sammeleinladung zum Geburtstag? Wird dieser erneute Datenskandal etwas an Ihrem Nutzerverhalten ändern? Oder gehen Sie bereits vorsichtig mit Ihren Daten um? Wo sehen Sie die Verantwortung – auf Seite der Nutzerinnen, bei Facebook oder vielmehr in der Politik?
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Kommentare
FB als Datenkrake, manipulative Algorithmen - das war mir von Anfang an bewußt. Nutze das Netzwerk v.a. beruflich, daher bleibe ich. Steht sowieso nicht viel drin von mir, und ein Adblocker sorgt dafür, dass ich von Werbung verschont bleibe.
Facebook hat ein Generationenproblem. Das ist die viel größere Bedrohung als der Skandal vom Missbrauch der Daten durch die "Falschen". Gerade Facebook hatte (betrachtet man das, was als Werbung beim Kunden ankam) nie ein Problem damit die Daten ihrer Kunden zu verarbeiten und Dienstleistungen hierzu zu verkaufen, nicht selten an - diplomatisch formuliert - seltsame Kunden. Jetzt haben diese Daten den "Falschen" geholfen und man fragt sich als Bürger, ob nun der Missbrauch oder der Client das eigentliche Problem sind.
Bei meinem letzten Besuch auf Facebook, wollte man mir neben heißen Singlemännern in ihrer Umgebung unbedingt für kleines Geld Cryptocoins im 5-Stelligen Dollar-Wert verkaufen - irritiert hat mich das nicht mehr. Denn wer bitte erwartet heute noch seriöse Kundendatenverarbeitung auf Facebook?
Die bisherigen Kunden störte das offenbar nicht. Was sie aber irgendwann sehr stören wird, ist das Stigma zu einem unmodernen, abgehängten Teil der Gesellschaft zu gehören, wenn all die cool (jungen) Leute bei Instagram, Tumblr, Snapchat etc. sind. Facebook ist für mich ein Ort für Menschen 35+, ich habe dort keine Freunde in meiner Altersklasse, sondern ausnahmslos Arbeitskollegen gelistet. Facebook, das ist für mich Semi-Arbeitsplatz-Xing-auf-Du.
Alles ok, aber posten Sie doch bitte eigenständige Kommentare nicht einfach als Antwort unter den ersten, meistgesehenen Kommentar ohne auf diesen einzugehen.
Back to the topic ... zu #1
„Steht sowieso nicht viel drin von mir, und ein Adblocker sorgt dafür, dass ich von Werbung verschont bleibe.“
Zu beachten ist, dass nicht nur von Ihnen gemachte Angaben, sondern auch das Nutzungsverhalten auf der Plattform an sich, ein Teil der Nutzerdaten ist.
Ich habe so gar keine Ahnung was an denen von Ihnen genannten Alternativen auch nur irgendwie sinnvoll und cool sein soll sowie datenschutzrechtlich irgendwie seriös und noch dazu wenig attraktiv für freies Denken. Ähnlicher Quatsch in unterschiedlichen Layout.
Sorry, mein Kommentar ist auf die Passage "Nutze das Netzwerk v.a. beruflich" von Trinity1 bezogen und habe mich da ein wenig verzettelt bis ich im letzten Satz auf das hinausgekommen bin, wo ich eigentlich hin wollte. Sie werden es überleben, oder?
Zu beachten ist, dass nicht nur von Ihnen gemachte Angaben, sondern auch das Nutzungsverhalten auf der Plattform an sich, ein Teil der Nutzerdaten ist.
Das ist nicht mal ein Bruchteil der grausamen Wahrheit! Ich dachte das Problem sei ausreichend erläutert wurden: Es heißt Tracking-Cookie. Der Einsatz von Tracking-Cookies durch Facebook gegenüber seinen Mitgliedern ist seit vielen Jahren bekannt und datenschutzrechtlich eben solange in der Kritik. Hierfür setzt der Konzern einen sogenannten Datr-Cookie ein. Diesen bekommt ein Website-Besucher nicht nur, wenn er auf Facebook unterwegs ist, sondern auch, wenn eine Seite Facebook-Plugins eingebunden hat - zum Beispiel hier auf ZON auf ZETT. Und das dürfte die große Mehrheit im Internet sein. Diese Technik hat das Unternehmen in den folgenden Jahren stetig weiterentwickelt.
Das Problem: Facebook kann über damit auch außerhalb des Netzwerks Informationen über ihren Alltag, ihr Verhalten, ihre Vorlieben, politische Einstellung oder sexuelle Orientierung erhalten und das bereits mit dem schlichten Betreten einer Seite. Damit verfügt Facebook über einen gewaltigen Informationspool, der für sich selbst und Partnerunternehmen ausgewertet werden kann und wurde.
Ich habe so gar keine Ahnung was an denen von Ihnen genannten Alternativen auch nur irgendwie sinnvoll und cool sein soll sowie datenschutzrechtlich irgendwie seriös und noch dazu wenig attraktiv für freies Denken. Ähnlicher Quatsch in unterschiedlichen Layout.
Das kommt natürlich darauf an, was Sie für Bedürfnisse haben. Instagram ist zum Beispiel super für OOTDs oder OOTNs, auf Tumblr können Sie alles Schöne und Interessante sammeln und betexten - beiden ist gemein, das es handlicher fürs Smartphone ist. Wenn Sie damit gar nichts anfangen können und wollen, ist das überhaupt nicht schlimm. Letztlich sind es nur weitere asoziale Netze, deren Wert für die Kommunikation vollkommen überbewertet wird und die von Politik, Medien und Wirtschaft viel zu ernst genommen werden - gemessen daran, das selbst ich mit nun gar nicht so vielen Followern bereits Gratis-Produkte und Einladungen bekomme, ohne das ich da groß Zeit und Mühe investiere. Zum Thema zurück: Facebook ohne Whatsapp wäre vermutlich schon ge-myspace-t. ;)
Also ich war noch NIE in Facebook angemeldet, nutze es nicht, telefoniere mit Freunden oder treffe sie in der Kneipe und, was soll ich sagen, lebe auch. Ich vermisse auch nichts.
Mache ich irgend etwas falsch?
Eher 25+
Fast alle meine Freunde zwischen 25 und 35 sind bei Facebook. Darunter wird es dann dünner. Für jüngere ist das halt uncool und "elternverseucht" (der Begriff ist wirklich so gefallen).
Es geht ja nicht darum, ob die Einzelperson "Bleiben Sie sachlich" ein Facebook-Konto hat, oder nicht:
es geht um die gesellschaftliche Komponente und Bedeutung! Facebook wird von sehr vielen Ihrer Mitbürger und Mitwähler benutzt. Facebook hat potentiell Einfluss auf das Leben Ihrer Mitbürger und Wahlverhalten. Wenn Sie also nicht völlig autark von der Gesellschaft leben, unabhängig von der Macht der Regierung und des Parlamentes, hat Facebook potentiell doch ein Einfluss auf Ihr Leben - unabhängig davon, ob Sie ein FAcebookaccount haben.
Und die potentielle Gefahr und die Wahrscheinlichkeit, das FAcebook einen großen Einfluss inne hat, ist so hoch, dass die Regierung ein Auge darauf haben sollte.
Das Internet birgt klar gefahren, aber eben auch Möglichkeiten. Negativpresse lässt sich nicht so leicht verstecken, FB ist eben auch eine Plattform auf die viele ihr Unmut über nicht berichtetes kundtun. Viele sehen FB&Co als Möglichkeit Propaganda zu verbreiten, ich empfinde es als Möglichkeit dies zu verhindern. Das erkennt man gut an den Ländern die massive Zensur des Internets vornehmen z.B. China, Nord Korea, Türkei etc
Weder noch
Ich hab mich bisher noch nie auf Facebook, Twitter und Co angemeldet.
Nicht wegen möglichen Missbrauch von Daten, muss ich allerdings auch dazu sagen.
Ich habe WhatsApp und das nutze ich auch, weil es praktisch ist. Schnelle Terminabsprache und sowas.
Facebook direkt habe ich halt nie gebraucht.
Ich möchte aber drauf hinweisen, dass die Dienste alle kostenlos sind, wenn es um Euros geht. Facebook beschäftigt weltweit über 25.ooo Menschen, die allesamt bezahlt werden wollen. Ich will das nicht schön reden. Aber man sollte das halt bedenken, wenn man einen geldmäßig kostenlosen Service nutzen will, dass der halt sehen muss, wie alles bezahlt wird.
Alternativ wäre es möglich, einen Monatsbeitrag zu verlangen. Aber ich denke, dass kann man heutzutage nicht mehr oder nur sehr schwer durchsetzen. Es würden viele abspringen.
Geht mir eigentlich genauso.
Ich habe keinen dieser Dienste (WhatsApp ausgenommen) jemals benutzt und offen gesagt, bis heute habe ich noch nicht verstanden, was an der diesen sozialen Medien, so toll sein soll.
Vielleicht bin ich ja nur ein wenig altmodisch, aber ich treffe mich doch lieber mit Menschen aus Fleisch und Blut, trinke gemütlich ein Gläschen Wein oder auch mal etwas Alkoholfreies und verlebe einen schönen Abend. Wie das im Internet gehen soll, ist mir ein Rätsel.
Und wenn ich mal meinen Senf zu einem Thema abgeben will, dann kann ich das auch hier machen, ohne mich datenmäßig gesehen, total zu entblößen. Aber vielleicht kommt ja noch jemand, der mir die Freuden von Facebook und Co plausibel erklären kann.
Ich kann gar nicht ausdrücken wie sehr mich diese deutsche Datenhysterie nervt. Natürlich bleibe ich, auch wenn die Plattform aus ganz anderen Gründen uninteressant wird (wenn die eigenen Eltern sie nutzen ist sie definitiv nicht mehr cool).
Die Menschen müssen endlich kapieren, dass das Internet öffentlicher Raum ist. Was man bei Facebook sagt oder liked darf nur etwas sein, was man genau so öffentlich auf dem Marktplatz sagen oder beklatschen würde. Das ist NICHT die eigene Küche. Wenn man das mal kapieren würde, wäre schon einiges gewonnen. Daher interessiert mich auch null, was mit meinen Daten dort geschieht. Bei FB gebe ich nur das an, was jedwr wissen darf.
So einfach ist das eben nicht. Wenn ich öffentlich etwas poste, dann trifft ihr Fall zu.
- Wenn ich aber mir eine Seite von jemanden ansehe, dann geht das nur mich etwas an.
- Wenn ich jemanden eine Direktnachricht schreibe, dann geht es nur uns beiden etwas an.
- Genauso sollte kein Programm auf Handy oder PC (automatisch) andere Programme auslesen dürfen.
- Und der wichtigste Punkt: Die ganzen Daten dürften nicht an den Betreiber gesendet (wobei das manchmal nötig ist) werden und auf gar keinen Fall an Driite weitergegeben werden.
Das ist der Datenschutz um den es wirklich geht. Den finde ich durchaus berechtigt und betrifft nicht nur Facebook.
Wir brauchen Linux als europäisches Betriebssystem.
Und statt Facebooks Whatsapp gibt es das sichere Threema.
Wie lange wollen sich die Nutzer noch für dumm verkaufen lassen und sensible Daten dem Überwachungsunternehmen zur freien Verfügung stellen?
Bei 'Zett' kann man übrigens nur mit Facebook-Konto kommentieren. Das ist rückschrittlichliche Technik.
Threema hat nur leider kaum jemand. Ich würde das auch bevorzugen.
Ist das inzwischen flüssiger?