Mittlerweile hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg sich ein wenig geäußert. Darüber, dass sein Unternehmen gerade eine seiner schwersten Glaubwürdigkeitskrisen erlebt. Und er hat Fehler eingeräumt. Vor einigen Tagen ist bekannt geworden, dass die Facebook-Spitze wusste, dass die Daten von 50 Millionen Nutzerinnen und Nutzern an das Datenanalyseunternehmen Cambridge Analytica geflossen sind. Die Profile sollen genutzt worden sein, um Einfluss auf die US-Präsidentschaftswahlen 2016 zu nehmen. Auf die Frage, warum Facebook die betroffenen User bis heute nicht informiert hat, ging Zuckerberg allerdings nicht ein.
ZEIT ONLINE hat seine Leserinnen und Leser gebeten, ihre Argumente für und gegen den nun geforderten Facebook-Austritt darzulegen: WhatsApp-Mitgründer Brian Acton hatte unter dem Hashtag #DeleteFacebook dazu aufgerufen, die Plattform zu verlassen.
Viele Leserinnen und Leser antworteten uns, sie seien von vorneherein skeptisch gewesen, was den Umgang von Facebook mit Nutzerdaten betrifft – und hätten sich aus diesem Grund erst gar nicht registriert. Diejenigen, die Facebook bereits nutzen, waren geteilter Meinung. Neun Argumente aus den Kommentaren, fangen wir an mit denen, die eher bleiben werden, aber vorsichtig sein wollen:
Facebook als Datenkrake – war mir von Anfang an bewusst.
"Facebook als Datenkrake, manipulative Algorithmen – das war mir von Anfang an bewusst. Ich nutze das Netzwerk vor allem beruflich, daher bleibe ich. Es steht sowieso nicht viel drin von mir, und ein Adblocker sorgt dafür, dass ich von Werbung verschont bleibe." Trinity1
Mich interessiert null, was mit meinen Daten geschieht.
"Ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr mich diese deutsche Datenhysterie nervt. Natürlich bleibe ich, auch wenn die Plattform aus ganz anderen Gründen uninteressant wird: Wenn die eigenen Eltern sie nutzen, ist sie definitiv nicht mehr cool. Die Menschen müssen endlich kapieren, dass das Internet öffentlicher Raum ist. Was man bei Facebook sagt oder likt, darf nur etwas sein, was man genauso öffentlich auf dem Marktplatz sagen oder beklatschen würde. Das ist nicht die eigene Küche. Wenn man das mal kapieren würde, wäre schon einiges gewonnen. Daher interessiert mich auch null, was mit meinen Daten dort geschieht. Bei Facebook gebe ich nur das an, was jeder wissen darf." Tywin
Ich like so gut wie nichts.
"Ich habe Facebook nie dahingehend vertraut, dass mit meinen Daten besonders sensibel umgegangen wird. Daher like ich so gut wie nichts, habe ein Pseudonym, nutze Facebook nicht auf dem Handy, lade keine persönlichen Fotos hoch und habe keine Angaben zu meiner Person gemacht. Selbst das Geburtsdatum ist nicht meins. Ich werde Facebook aber weiter nutzen, weil ich im Ausland lebe und ich mehrere Freunde und Bekannte in Deutschland habe, mit denen die Kommunikation ohne Facebook viel komplizierter wäre." FrauHuber
Nur weil ich gehe, ändert sich ja nichts am Problem.
"Ich selbst bleibe weiterhin. Nur weil ich gehe, ändert sich ja nichts am Problem – es bleibt weiterhin bestehen. Und es betrifft nicht nur Facebook. Die Sache ist, dass natürlich Daten von Profilen auch an Drittanbieter gesendet werden können. Das hat man beispielsweise auch in Onlinestores – dort kaufst du ein und wirst für den Bezahlvorgang weitergeleitet, womöglich stimmst du mit dem Klick nicht nur den AGB zu, sondern auch, dass deine Daten beim Marketing verwendet werden. Ich denke, diese Thematik muss wirklich einmal grundsätzlich angegangen werden, aber so, dass eben VerbraucherInnen geschützt sind. Für die meisten ist es nicht realistisch, zig Seiten Vertragstext, AGB und Datenschutzbestimmungen durchzulesen. Und gerade für diese Leute, die eben der Politik, den Datenschützern vertrauen müssen, ist es wichtig, dass sich die Parteien dem annehmen und nicht alles der freien Wirtschaft überlassen – insbesondere, wenn es um die Daten der Nutzer geht." VeroikaF
Ich nutze Facebook nur zur Vernetzung.
"Man sollte soziale Medien als das annehmen, was sie sind – Datenkraken. Ich nutze sie, also auch Facebook nur zur Vernetzung und poste dort keine persönlichen Meinungen oder Einstellungen. Auf Links oder Vorschläge reagiere ich nicht, ebenso like ich nicht. Meine persönlichen Daten sind ungenau, daher habe ich keinen Grund, mein Profil zu löschen." Chris3001
Es gibt einfach zu viele Kontakte, die ohne Facebook nicht einsehbar sind.
"Ich habe
mich gerade angemeldet. Es gibt einfach zu viele Kontakte, die ohne
Facebook
nicht einsehbar sind. Aber ich würde nie auf die Idee kommen,
persönliche Daten dort zu hinterlegen. Ich habe einen
Facebook-Rechner
angelegt. Alles entfernt und nur neue Daten installiert. Ich hoffe,
dass diese Maßnahme ausreicht. Meine Freunde und Bekannten in
den weniger glücklichen Regionen dieser Welt sind dankbar für diese
kostengünstige Möglichkeit. Ich kann es ihnen nicht verdenken." Gordokoch
Kommentare
Ich habe nie geglaubt, dass die Daten sicher sind oder damit nicht Missbrauch betrieben werden kann.
Wer ins Internet geht, Telefoniert, Kreditkarten, Kundenkarten, etc. hat muss jederzeit damit rechnen, dass andere mit den persönlichen Daten Geld verdienen oder Profile erstellt werden.
Es wird sich auch irgendwer finden, der aus den Abmeldedaten Gewinn ziehen kann.
Ja, die Nerds der 90er lachen sich über die Naivität der Internet-Neuländer ins Fäustchen. Oder machen sich vor Angst in die Hosen, weil Orwell's schlimmste Visionen wahr werden. Untergang durch Ignoranz.
Leider wissen/begreifen die wenigsten, dass es nicht einmal auf die Inhalte der Kommunikation ankommt, sondern die sogenannten Metadaten. Und nein, liebe auskunftfreudige Meinungsmitteiler der Umfrage, Ihr könnt leider nicht Facebook nutzen, ohne diese Metadaten massenweise abzuladen. Dazu gehört, wie sich der Kreis der Kontakte überhaupt zusammensetzt, mit wem man kommuniziert, wann, wie oft, wann nicht, in welchem zeitlichen Abstand, wie das korreliert mit dem eigenen Aufenthaltsort, wie das korreliert mit dem Besuch bestimmter Webseiten, wie das korreliert mit allen möglichen anderen Daten, die Facebook aus anderen Kanälen erhalten hat und damit zusammenführt. Bis hin zu: wie lange man sich welche Sachen anschaut, bis zu welcher Sekunde man ein Video schaut, wie oft man zurückspult, wie man die Maus im Fenster bewegt, was man in Felder eingegeben und dann aber doch vor dem Betätigen der Enter-Taste wieder rausgelöscht(!) hat.
Wer denkt, er weiß, welches Risiko er hier eingeht, der täuscht sich leider mit hoher Wahrscheinlichkeit ganz gewaltig. Die Umfrage halte ich für gefährlich. Ja, es sind größtenteils die "eigenen" Daten der Nutzer. Aber nur weil es meine Daten sind, macht mich das noch lange nicht zu einem Experten darin, die Gefahren durch moderne Datenverarbeitung für mich richtig einzuschätzen.
Zitat: Daher interessiert mich auch null, was mit meinen Daten dort geschieht. Bei Facebook gebe ich nur das an, was jeder wissen darf.
Scheint so, als ob nicht jeder weiß, was der Unterschied zwischen Daten und Posting ist.
Und schon gar nicht, was ein Algorythmus aus Daten und Posting herauslesen kann.
So wie Dr. House nicht mit Patienten spricht, weil er sich nicht von deren blöden Ausreden und Lügengeschichten von der richtigen Diagnose ablenken lassen will, so interessieren sich Facebook, Whatsapp, Paypal, Payback usw. einen Dreck dafür, was Sie für wichtige Informationen halten und preisgeben oder für sich behalten wollen.
Für diese Dienste zählen harte Fakten und sie wissen, wie sie an diese Daten herankommen, das können Sie glauben. Und unser Geschwafel in Mitteilungen oder raffiniertes Getrickse beim Eintragen von Beziehungsstatus, Wohnort oder Geburtsdatum interessiert dabei nicht.
Die Daten, auf denen unsere Profile bei diesen Diensten basieren, können wir nur sehr schwer kompetent steuern. Und da das so schwierig ist, ist es besonders ärgerlich, dass auch Bürger in den Profilen mit erfasst und in ihren Rechten verletzt werden, die diese Dienste bewusst nicht nutzen.
Es gibt einen Grund, warum WhatsApp Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anbietet.