Füll die Leerstellen aus und ich sage dir, wie alt du bist: Mi _ _ _ _ _ ft. Dieser Tweet von einem Mann namens Farshad Nayeri bringt auf den Punkt, warum Microsoft das Entwicklerstudio Mojang gekauft hat, die Macher von Minecraft. Das Spiel soll neue und vor allem junge Kunden an Microsoft und seine Produkte binden. Die Voraussetzungen sind nicht schlecht. Minecraft ist eine Erfolgsgeschichte, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Was macht die Faszination des Spiels aus?
Da wäre zunächst einmal das grundlegende Spielprinzip. Minecraft ist so etwas wie Lego am Bildschirm, wahlweise mit Gefahren und Gefechten im Überlebensmodus oder ganz ohne Leid im Kreativmodus. Die Spieler starten in einer zufällig generierten Welt, ein Spielziel gibt es nicht. Im Mittelpunkt steht die Konstruktion eigener Bauten. Aus limitierten Ressourcen erschaffen die Spieler zunächst Werkzeuge, später Häuser, Städte, Landschaften und ganze Welten. Die Grafik ist absichtlich grobschlächtig gehalten, alles besteht aus eckigen Klötzen und bekommt dadurch einen gewissen Retro-Charme.
2009 veröffentlichte der schwedische Programmierer Markus "Notch" Persson und sein Studio Mojang die erste Version von Minecraft. Mehr als zwei Jahre lang blieb das Spiel in der Betaphase, bevor 2011 die erste Vollversion erschien. Zu diesem Zeitpunkt hatte Minecraft bereits Millionen Fans. Heute läuft es auf dem PC, auf mobilen Geräten und Konsolen, es kostet nur 20 Euro und bietet so viele Freiheiten, dass es Spieler aller Altersklassen anzieht.
Gemeinsam Welten erschaffen
Der Aufstieg von Minecraft ist eng mit dem Erfolg der sogenannten Let's Plays auf YouTube verbunden. Viele Videospieler haben entdeckt, dass sich die offene Spielwelt und die nahezu endlosen Möglichkeiten besonders gut zum Kommentieren eignen – und zur Interaktion mit den Zuschauern. In Deutschland hat der bekannteste Let's Player Gronkh mehr als 1.200 Minecraft-Videos aufgenommen, jedes wurde im Schnitt 300.000 mal angesehen.
Der Community-Gedanke ist tief in Minecraft verwurzelt. Zwar war das Spiel ursprünglich für den Singleplayer konzipiert, schnell fanden die Spieler sich aber auch zum gemeinsamen Klötzchenbauen zusammen. Jeder kann einen eigenen Server einrichten, nach seinen Vorlieben anpassen oder zum geschützten Raum machen, in dem andere Spieler nichts kaputtmachen können.
Viele Bauprojekte sind so groß, dass eine ganze Gemeinschaft von Spielern daran arbeitet, es bilden sich Communitys. Die bauen den kompletten Kontinent Westeros aus Game of Thrones nach, die Welt von Herr der Ringe, das Raumschiff Enterprise oder gleich die ganze Erde im Maßstab 1:1500. Es gibt kaum ein kulturelles Phänomen, das es noch nicht in die Klötzchenwelt geschafft hat.
"Minecraft" im Unterricht
Längst erkennen auch Eltern den Reiz des Spiels. Die Eintrittshürden sind niedrig und ähnlich wie mit Lego können Kinder und Eltern gemeinsam spielen und Welten erschaffen. Mit zahlreiche Modifikationen (kurz: Mods), die von der Community entwickelt wurden, lassen sich die Eigenschaften des Spiels anpassen und erweitern.
Bauwerke und Landschaften sind nicht das einzige, was Minecraft-Spieler gestalten können. Mit den sogenannten Redstone-Blöcken und Kabeln lassen sich zum Beispiel elektrische Schaltkreise nachbauen. Die können so komplex sein, dass sich sogar Taschenrechner und komplexe Maschinen damit erschaffen lassen.
Minecraft als Einführung in die Computertechnik? So abwegig ist der Gedanke nicht, das Spiel ist längst in den Klassenzimmern angekommen. Eine schwedische Schule hat vergangenes Jahr einen Minecraft-Kurs zum Pflichtfach erhoben, in anderen Ländern nutzen Lehrer Mods wie MinecraftEdu, um den Schülern Themen wie Logik, Planung und Teamgeist beizubringen. Das Spiel fördert die Zusammenarbeit ebenso wie Planung. Es gilt als pädagogisch wertvoll, auch wenn der Suchtfaktor bisweilen als Kritikpunkt angeführt wird.
Kommentare
Microsoft müsste es wissen...
... und der Autor könnte es wissen: Minecraft lebt schon jetzt von seiner Vergangenheit, wie Ihre teilweise 5 Jahre alten Beispiele zeigen. Nun ist diese Nachricht natürlich auch vor allem für diejenigen gedacht, die sich eben nicht auskennen und denen man verzweifelt immer wieder Wachstumspotentiale in einer zutiefst monopolisierten Branche vorheucheln muss, die nicht in herkömmlicher Weise anzutreffen sind. Mojang war noch der größte Fisch in diesem Meer, in dessen mikroskopischen Regionen sich eine faszinierende Vielfalt tummelt, aber für sowas wie Microsoft nicht mal Plankton darstellt - wo man durch demonstratives Fressen größer werden muss, war das vielleicht wirklich die einzige Option.
Also kauft man die teuerste Eintagsfliege der Welt (ein Studio mit drei Titeln, von denen keiner fertig ist und von denen man auch nur einen kennt, der längst Geschichte, aber eben nur noch Geschichte ist), verzichtet auf 50 Prozent des Kapitals (nämlich den damit verloren gegangenen Underdog-Faktor), verzichtet ausserdem auf die Gründer und Erdenker des Phänomens, und was übrig bleibt, mag Aktionäre befriedigen, aber die Gaming-Community lächelt bestenfalls schadenfroh.
Minecraft mit Pamperswerbung
Schade, dass es gerade Microsoft sein musste. Das passt so gar nicht zu der mitgelieferten Begründung. Man hätte auch einfach den Code veröffentlichen, und sich so von der riesigen Verantwortung trennen können. Die Community hätte sicher was tolles draus gemacht. Microsoft wird Minecraft nun in durchkommerzialisierten Mist verwandeln. Die Kiddies, die heute zocken, werden die Nase rümpfen, wenn im Kindergarten Minecraft mit Pamperswerbung unterlegt auf die Lehrpläne kommt. Und ich werde meinen Kindern dann sicher auch nicht mehr die 20Euro spendieren, die mit Sicherheit nun in regelmässigen Abständen fällig werden. Nicht wie bisher als Einmalzahlung.
Man darf nun folgendes erwarten, nämlich die typischen Charakteristiken von US-Blockbustern: Werbung, Brutalisierung, Verteuerung.
Nicht alles schwarz sehen
Minecraft ist open source (Software kann open source sein ohne dass es gleich freie Software ist). Die Community HAT bereits etwas tolles aus Minecraft gemacht. Es wurde von den Entwicklern in den ganzen Updates nichts eingepatcht, was nicht bereits in anderer Form in einer Mod dagewesen ist. Von Atomkraft bis hin zum Bienenzüchten gibt's bei den Minecraft Mods alles (manchmal sogar gleichzeitig).
Microsoft hat bereits erfolgreich Spielestudios geleitet, daraus sind zum Beispiel die Age of Empires Serie (Ensemble Studios), Halo (Bungie) und Freelancer (Digital Anvil) enstanden. MS ist meines Wissens nach nicht negativ durch überteuerte DLC Politik aufgefallen, sondern hat Addons immer zu fairen Preisen verkauft. Eine Plattform-Monokultur ist auch nicht zu erwarten. Minecraft ist in Java programmiert und das ist per se multiplatform.
Spielestudios sind keine Einrichtungen für die Ewigkeit. Die sind sogar relativ kurzlebig.
Allerdings kann ich mir keinen guten Grund vorstellen warum Microsoft Mojang aufgekauft hat. Vielleicht weil Schwedische Entwicklerstudios Knaller rausbringen? (Dice und Overkill Studios beispielsweise mit Battlefield und Payday). Oder ist das sowas wie Apple das macht: Acqhiring, die Firma aufkaufen um an das Know-How zu kommen?
Oder vielleicht haben sie das Ding auch nur gekauft um Minecraft als Exklusivtitel auf die Xbox One zu bringen, dank x86 Architektur dürfte das innerhalb von kurzer Zeit gehen.
Ganz einfach
was man nicht selbst erreicht, kauft man.
Microsoft ist eine absolute Nullnummer, sie haben es auf jedem Gebiet versucht und bis auf Windows überall einen Fehlschlag geliefert.
Microsoft Bashing
Na dafür, dass Microsoft eine Nullnummer sein soll, haben sie es ganz schön weit gebracht. Versuchen Sie mal, mit einem IBM AS400 Briefe zu schreiben... Ich denke, dass sowohl Microsoft als auch Apple einiges an Ideen umgesetzt haben, von denen viele nur träumen können. Insofern ist Ihre Kritik nicht ganz berechtigt.
Minecraft kenne ich persönlich nicht, aber Unternehmen müssen wissen, in was sie investieren für die Zukunft. Soweit der Artikel Minecraft beschreibt hat es das Potential, Menschen in seinen Bann zu ziehen. Insofern war die Aktion von Microsoft einer der klugen Schachzüge, wegen derer Microsoft auch heute, nach fast 40 Jahren, immer noch einer der Marktführer in der Softwarebranche ist.
Ich verstehs nicht
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ein grosser Teil der Minecraft-Spieler das Spiel nicht spielt, weil es einfach ne Menge Spass macht, sondern nur, weil es von nem unabhängigen No-Name-Entwickler kommt.
Warten wir doch einfach mal ab, was Microsoft damit macht, vielleicht wirds ja gar nicht soo schlimm. Man sollte immerhin bedenken, dass es die kleine Klitsche Microsoft war, die damals späktakulär die Marktmacht von "The Big Blue" gebrochen und Standards gesetzt hat, die vieles von dem, was im PC-Bereich heute für uns selbstverständlich ist, möglich gemacht hat. Und wer sich über die "Windows-Monokultur" beschwert sollte sich mal vorstellen wie sich ein globales Datennetz entwickelt hätte, wenn im Endanwenderbereich eine vielzahl von Herstellern mit jeweils eigenen Standards und Systemen einen Haufen Insellösungen präsentiert hätten, die inkompatibel zueinander sind.
Für die, die "unabhängig" bleiben wollen gibts doch auch noch Alternativen.
"7 days to die" oder "Space Engineers" zum Beispiel.