Flatrate bedeutet, ein Gut für einen festen Preis so ausgiebig nutzen zu können, wie man mag. Die Flatrate bei Festnetz-Internetanschlüssen der Telekom verdient diesen Namen demnächst wohl nicht mehr. Das Unternehmen hat bestätigt, dass es vorhat, seine Preispolitik zu ändern.
Am Donnerstag hatte das Blog fanboys.fm die anonyme Mail eines Telekom-Mitarbeiters veröffentlicht. Darin stand, ab dem 2. Mai werde das Unternehmen Datenhöchstgrenzen für seine DSL- und VDSL-Anschlüsse einführen. Wer also beispielsweise den Tarif "Call & Surf" gebucht hat, bekommt demnach die volle DSL-Geschwindigkeit nur noch solange, bis er 75 Gigabyte Daten heruntergeladen hat. Sind die erreicht, wird die Leitung massiv gedrosselt.
Die anonyme Quelle der Blogger war offensichtlich gut unterrichtet, die Telekom hat diese Pläne am Freitag zumindest grob bestätigt. Im offiziellen Firmenblog heißt es dazu: "Ähnlich wie im Mobilfunk soll es in Zukunft auch bei Festnetztarifen für die Datenübertragung ein bestimmtes Volumen geben, das inklusive ist. Ist dieses Volumen aufgebraucht, wird die Übertragungsgeschwindigkeit gebremst."
Schnitt nach 75 bis 400 Gigabyte
Wie hoch das geplante Höchstvolumen ist, stand in dem Blogpost der Telekom nicht. Aber das Unternehmen widersprach den in der anonymen Mail veröffentlichten Grenzen auch nicht. Das würde bedeuten, dass die DSL-Geschwindigkeit nur solange geliefert wird, bis die monatliche Höchstgrenze erreicht ist. Je nach gebuchtem Tarif liegt diese Grenze wohl entweder bei 75 Gigabyte, bei 200, 300 oder 400 Gigabyte im Monat.
Vor einiger Zeit waren solche Grenzen bereits in den teuersten Tarifen namens Fiber eingeführt worden. Nun sollen sie offensichtlich für alle Kunden gelten.
Bei Mobilfunkverträgen sind Volumengrenzen schon lange üblich und von Kunden akzeptiert. Beim Festnetz aber wird das möglicherweise nicht ganz so reibungslos laufen. Denn über Festnetzleitungen werden inzwischen vor allem Filme geschaut – auch dank der Telekom, die für diese Möglichkeit viel Werbung macht.
Mit den neuen Tarifen wird es jedoch sehr viel weniger Spaß machen, Filme herunterzuladen oder im Stream anzuschauen. Ein Film in HD-Qualität kann problemlos fünf bis sechs Gigabyte groß sein. Wer daneben noch ein wenig surft und vielleicht sogar Musik hört, wird feststellen, dass 75 Gigabyte nicht viel sind für einen ganzen Monat Internet.
Kommentare
Die Telekom ist mittlerweile
die teuerste Apotheke in dieser Branche. Sie lassen ihre Kunden für die grossspurigen Pläne eines Herrn Sommer bluten. Nehmt ihnen das Netz weg, damit faire Wettbewerbsbedingungen herrschen. Das Gleiche muss man auch bei der Bahn machen.
Stimme Teilweise zu...
Ich will gar nicht bestreiten, dass die Telekom eine Apotheke ist - der Vergleich zur Bahn hinkt aber gewaltig.
Man betrachte z.B. was aus dem britischen Schienenverkehr wurde, nachdem er privatisiert wurde (inklusive Netze). Ein riesiges, schlecht gewartetes, unzuverlässiges Chaos aus verschiedenen Anbietern, die sich bei Problemen gegenseitig die Schuld zuschieben. Versuchen sie da mal, so wie hier, eine Rückerstattung zu bekommen, wenn ihr Zug ausfällt oder zwei Stunden zu spät kommt. Der Markt war (wer hätte es gedacht) auch hier nicht der Heilsbringer.
Das Problem mit der Deutschen Bahn ist nicht die fehlende Konkurrenz. Es ist der fehlende politische Wille. Wäre der vorhanden und würde man die Bahn mal wieder etwas an die Leine nehmen, dafür sorgen, dass das Geld an die richtigen Stellen fließt (und nicht z.B. in größenwahnsinnige Tiefbahnhöfe) wäre es ein leichtes, sie in ein günstiges, zuverlässiges und praktisches Transportmittel zu verwandeln.
Man, da hab ich jetzt aber zum Thema geredet.
Drosselung Vernünftig, im Gegensatz zur NetzUNneutralität
Wenn Internet-Kapazitäten ein rares Gut sind, dann muss man es rationieren. Wir müssen nicht zu den hohen GB-Gebühren von vor 7 Jahren zurück, aber das Poweruser mehr zahlen müssen, ist doch nur fair.
Eine Flatrate bringt eben wenig, wenn das zugrunde liegende Gut am ende doch relevante Grenzkosten hat.
Ganz anders sieht es bei der Netzneutralität aus. Die sollte gesetzlich festgeschrieben werden. Es wäre eine Sauerei wenn man da rangehen würde! Es ist auch fraglich inwieweit das nicht eine Art der Zensur wäre.
Flatrate ist und bleibt Flatrate. Wenn nicht, abrechnung per MB.
Oder die Flatrate müßte teurer sein...
für alle?
so unsympathisch auch mir pseudo-flatrates sind. lesen sollte man den firmenblog dann aber schon und auch nicht noch verzerrt darstellen. da steht nämlich: "Natürlich ändert sich für bestehende Verträge nichts" - das steht in einem gewissen widerspruch zu dem hier behaupteten: "Nun sollen sie offensichtlich für alle Kunden gelten."
da ändert sich für bestehende Verträge nichts....
Dazu meine Erfahrung damit:
Auch bei meinem Vertrag sollte sich nichts ändern.
Wiederholten Versuchen mich zu einem neuen Vertrag zu überreden habe ich widerstanden.
Eines Tages hatte ich ein "technisches Problem": die Internetverbfindung war weg.
Ein Anruf bei der Hotline hat den "Schaden" behoben.
Zwei Tage später war ein Schreiben im Briefkasten mit den neuen Vertragsdaten, da ich ja mit meinem Anruf bei der Hotline dem Tarifwechsel zugestimmt hätte!
Abzocke - mehr nicht
Das passt doch nicht zusammen:
Einerseits belastet die Telekom ihr Netz durch Angebote wie Entertain in Konkurrenz zu Kabel-TV selbst und andererseits wird sich beschwert, dass die Kapazitäten nicht ausreichen würden.
Man kann auch gerne darüber diskutieren, ob bei einem Verbrauch von mehr als 75 GB ein kleiner Zuschlag fällig wird. Aber einfach zu drosseln, ohne den Nutzern eine Alternative anzubieten, geht gar nicht.
Hinzu kommt - folgt man der Logik der Telekom - dass andererseits die Anschlüsse für Wenignutzer bedeutend günstiger werden müssten als bisher. Es gibt nämlich andererseits genug Leute, die nicht einmal auf 20 GB im Monat kommen. Interessehalber sehe ich bei Bekannten bei den sich bietenden Gelgenheiten immer nach, was die so laut Router verbrauchen; nicht um zu spionieren, sondern um ein Bild davon zu bekommen, was andere so verbrauchen.
Bezahlt mir dann zukünftig eigentlich die GEZ die Mehrkosten für einen ungedrosselten Anschluss?
Die neue sog. "Haushaltsgebühr" der GEZ muss man ja v. a. auch wegen Internet-TV bezahlen. Mit Volumendrosselung ist aber schnell Ende mit Internet-TV (und das hat jetzt nichts mit Entertain zu tun).
Ferner muss man bedenken, dass Anfang des Monats, wenn alle noch Freivolumen haben, das Netz wahrscheinlich also wie bisher belastet wird (außer es würden alle - unrealistischerweise - sparsam ihren Traffic auf den Monat aufteilen). - Spätestens hier zeigt es sich, dass es nur um Gewinnmaximierung geht.