Eine Szene aus Der Hobbit zischt vorbei, ein Frame aus Disneys Eiskönigin ploppt kurz auf, ein Zombie
aus The Walking Dead schlurft durchs
Bild. Die Dialoge sind zerfetzt, die Bilder pixelig, fehlerhaft, fragmentiert.
Ist das Kunst? Nicht nur, sagt der französische Künstler Nicolas Maigret über
sein Projekt The Pirate Cinema.
Der
Livestream auf der Website ist eine Echtzeit-Visualisierung des
weltweiten Filesharings. Denn die Inhalte stammen aus BitTorrent-Filmen, die gerade
im Netz geteilt werden. Torrents sind kleine Dateien, mit denen Nutzer über spezielle Programme Daten wie Musik oder Filme tauschen können. Die Technik ist legal und nützlich, doch in der Öffentlichkeit vor allem für illegales Filesharing bekannt.
Die vergangenen beiden Jahre war The Pirate Cinema in verschiedenen Ausstellungen rund um die Welt zu bestaunen. Am 29. Januar findet die Performance in Berlin im Rahmen der Transmediale statt. Seit dieser Woche gibt es die "kinematografische Kollage aus Peer-to-Peer-Netzwerken" allerdings auch online. Und was zweifelsfrei etwas anstrengend anzuschauen ist, lehrt tatsächlich einiges über den Datenverkehr im Netz und seine Gefahren.
Für die Ausstellung nutzten Maigret und der
Software-Entwickler Brandon Howell ursprünglich die jeweils 100 beliebtesten
Videodateien der Pirate Bay. Da die Plattform seit
einigen Wochen offline ist, bedient sich die Online-Version von The Pirate Cinema offenbar anderen Quellen.
Alternative Anbieter für BitTorrent-Dateien gibt es jedenfalls genug.
Ein kleines Skript wählt zufällig einzelne
Datenpakete aus, die gerade im Netzwerk geteilt werden. Denn BitTorrent
überträgt nicht komplette Dateien von einem Nutzer zum nächsten, sondern Tausende
kleiner Fragmente untereinander. Je mehr Nutzer im Netzwerk eine Datei auf
ihrem Rechner haben und mit anderen teilen, desto schneller ist der
Datentransfer. Jeder teilt ein bisschen, bis sich aus den Einzelteilen die gewünschte Datei zusammengefügt hat. Im Fall von Videodateien ist es möglich, die Einzelteile abspielen
zu können, wenn auch meist mit Bildfehlern.
BitTorrent-Netzwerke werden überwacht
Wozu das Ganze? Zum einen soll The Pirate Cinema verdeutlichen, wie einfach der Datenverkehr in Torrent-Netzwerken inzwischen verfolgt werden kann. "Ein Teil des Konzepts ist es, die Überwachungssysteme von Unternehmen, Providern und Regierungen zu anderen Zwecken zu nutzen", sagt Maigret.
Für jedes Fragment blendet The Pirate Cinema im Livestream die – teilweise nachträglich zensierte – IP-Adresse der Up- und Downloader ein sowie die Länder, aus denen sie stammen. Diese Informationen sind öffentlich; jeder BitTorrent-Client zeigt an, mit welchen anderen IP-Adressen er gerade die Dateien teilt. Und jede IP-Adresse im Netz kann einem einzelnen Rechner zugeordnet werden. Doch viele Nutzer wissen das nicht. Sie wissen meist auch nicht, dass sie immer einen Teil der Dateien wieder hochladen und sich somit strafbar machen.
Deshalb sind Torrent-Netzwerke inzwischen eine der sichersten Einnahmequellen der "Abmahn-Industrie". Filmverbände, Pornoproduzenten, Musiklabels: Sie alle engagieren längst Unternehmen, die den Datenverkehr überwachen. Geht ihnen etwa eine deutsche IP-Adresse ins Netz, fordern die beauftragten Anwälte mit Sammelanfragen vor Gericht die Daten des Anschlussinhabers von den Providern. Dem Inhaber flattert anschließend eine Abmahnung in den Briefkasten.
Kommentare
Torrent ist tot
fürs Verteilen von legalen Patches und Updates ist es vielleicht der sinnvollste Weg, aber von allen anderen Sachen damit sollte man die Finger lassen.
Meistens ist ja schon generell der Port vom Provider überwacht und gedrosselt.
Für den Computer-Bild-Leser mag das stimmen
Die fetten Jahre der Abmahn-Mafia sind vorbei, die Benutzer sind vorsichtiger und der Gesetzgeber unfreundlicher geworden.
Der halbwegs technik-affine Benutzer wird sich nach einer Abmahnung mit VPN, Proxy-Servern oder sog. Seed-Boxes befasst haben, einen zufälligen Port wählen und seinen Datenverkehr verschlüsseln. Da hat der Provider wenig Chancen, ebenso wie ein Abmahn-Abzocker.
Warten wir mal auf den nächsten Bust eines großen Filehosters und die Auswertung seiner (natürlich offiziell nie geführten) Log-Files...
Meine Empfehlung
eine Paysafecard an der Tanke, 48h Account bei einem OCH. JDL und die Dateien (nur legale selbstverständlich) runterladen.
Kabel Deutschland nimmt sich mittlerweile leider das Recht heraus ab weniger als 10GB/Tag den Traffic zu bremsen (auf nicht nutzbare ca 7kb/sek). Die Seiten bei welchen das geschieht entscheidet Kabel Dtl. (zB uploaded.to).
Meine Filme und TV-Episoden
ziehe ich von archive.org und YouTube. Ist natürlich meist älteres Material, aber das gefällt mir sogar besser... lieber schwarz-weiß als Farbe, lieber Stummfilm als Tonfilm...
Aber auf YouTube laden auch z.B. "quer vom BR" und "extra 3" ihre aktuellen Sendungen, (in Szenen) geschnitten und am Stück, selbst hoch, also bleibt man da auch am Ball.
Das herkömmliche Kabelfernsehen mache ich allenfalls an Wahlabenden oder bei Großkatastrophen (zuletzt Katrina) mal ein Weilchen an. Großgeworden mit Mainzelmännchen, Drehscheibe, Tatort... kann es mir inzwischen in aller Regel (von der GEZ) gestohlen bleiben :-/
Kein Porn?
Da heisst es doch immer, das Internet waere zum groessten Teil Porn und dann findet man in so einem Stream so gar nichts dergleichen? Ich zumindest habe eine Weile zugeguckt und viele Blockbuster und viel Disney gesehen, aber kein bisschen nackte Haut. Interessant.
Schon Porn
Pornos haben bei den Torrent Seiten meist eine eigene Kategorie und sind in den "Movie" Kategorien ausdrücklich unerwünscht. Würde man sich wahllos Torrents von Filmdateien ansehen, wäre sicherlich einiges mehr an Haut zu sehen..
Welche Weisheiten... ZEIT, ach ZEIT.....
"Für jedes Fragment blendet The Pirate Cinema im Livestream die – teilweise nachträglich zensierte – IP-Adresse der Up- und Downloader ein sowie die Länder, aus denen sie stammen. Diese Informationen sind öffentlich; jeder BitTorrent-Client zeigt an, mit welchen anderen IP-Adressen er gerade die Dateien teilt. Und jede IP-Adresse im Netz kann einem einzelnen Rechner zugeordnet werden. Doch viele Nutzer wissen das nicht. Sie wissen meist auch nicht, dass sie immer einen Teil der Dateien wieder hochladen und sich somit strafbar machen."
Nur selten gibt es noch Neulinge auf die das zutrifft.
Wenn Sie mal selber rechieren würden und dann bei den gefundenen IP Adressen nachforschen, werden sie ganz schnell feststellen, dass nahezu alle nur mehr bis zu VPN Servern führen und, dass nahezu alle VPN Nutzer ihre registry so geändert haben, dass ein Weiterkommen bei der Suche unmöglich ist.
Fragen sie bei Hackern, fragen sie beim CCC, fragen sie in Foren. Ich bekam die Antworten problemlos.
Wie ein anderer Forist weiter oben völlig zu Recht fragt: Wollt ihr bei der ZEIT tatsächlich wie "Computer-BILD" sein, beim NIveau?