Selfie. Drohne. Zwei Wörter reichten, um vor zwei Jahren einen Hype auszulösen. Als das kalifornische Start-up Lily das Konzept eines "fliegenden Selfiesticks" vorstellte, begeisterte es damit die Technikszene. Die Lily Camera war ein kleiner Quadcopter mit Kamera, die ihrem Besitzer automatisch folgen konnte. Statt Fernsteuerung und Smartphone ließ sie sich mit einer simplen Bedienung am Arm bedienen, war wasserdicht und konnte hochauflösende Videos aufnehmen, wie ein beeindruckender Trailer zeigte. Das Wall Street Journal nannte Lily eines der "Gadgets, die dein Leben 2016 verändern werden".
Es sollte anders kommen. "Das Abenteuer geht zu Ende", schrieben Antoine Balaresque und Henry Bradlow, die Erfinder von Lily, vergangene Woche in einem Blogbeitrag. Aufgrund "schwindender finanzieller Mittel" seien sie gezwungen, das Unternehmen zu schließen, ohne dass auch nur ein Gerät jemals ausgeliefert wurde. Alle Vorbesteller sollen den Kaufpreis in den kommenden Wochen zurückerstattet bekommen.
Das wäre eine Menge Geld. Im vergangenen Januar hatte Lily 34 Millionen US-Dollar durch Vorbestellungen eingenommen, mindestens weitere 19 Millionen US-Dollar kamen durch Investoren und Bankkredite hinzu. Das Geld der Käufer wurde, so heißt es, nie angefasst und könne deshalb zurückgezahlt werden. Viele Fragen bleiben dennoch: Wie konnte Lily angesichts der immensen finanziellen Unterstützung so, nun ja, abstürzen? Und wurden die Käufer vielleicht sogar von Anfang an getäuscht?
Vorsicht beim Lügen!
Das lässt ein Verfahren vermuten, das am gleichen Tag gegen die Gründer von Lily eingeleitet wurde, als diese das Ende des Projekts bekanntgaben. Die Staatsanwaltschaft in San Francisco hatte das Unternehmen demnach schon länger im Visier. In der Anklage steht, die Firma Lily habe die Käufer mit einem "falschen und irreführenden" Video getäuscht. Es habe zum damaligen Zeitpunkt keinen funktionierenden Prototypen der Lily Camera gegeben.
Mutmaßliche E-Mails der Verantwortlichen, die in der Anklageschrift zitiert werden, sollen das bestätigen. Demnach sollen die Aufnahmen, die in dem Trailer gezeigt werden, mit der Technik der Konkurrenz entstanden sein, unter anderem mit einer GoPro-Kamera und einer Drohne des Herstellers DJI. "Wir fühlen uns nicht gut dabei zu sagen, dass die Szenen mit einer GoPro aufgenommen wurden", heißt es in einer E-Mail von Balaresque an einen Videoproduzenten. An anderer Stelle schreibt er, man sei "besorgt, Linsen-Geeks könnten herausfinden", dass das Video mit einer GoPro entstanden ist. Man müsse deshalb vorsichtig sein, wenn man sich dazu entscheide, öffentlich zu lügen.
Das Start-up hat sich zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert. Eine Sprecherin sagte im Gespräch mit dem US-Magazin Forbes lediglich, die Gründer hätten von dem Verfahren bis vor kurzem nichts gewusst – was der Staatsanwaltschaft nahestehende Quellen bezweifeln. Gleichzeitig seien die Mitarbeiter schon vor einigen Wochen über das drohende Aus der Firma informiert worden. Wieso Lily kurz vor Weihnachten auf Twitter trotzdem ankündigte, die ersten Drohnen bald ausliefern zu wollen, ist angesichts dessen unklar.
Kommentare
Da die DJI Quadcopter (Phantom 4 [/Pro], Mavic) und auch die Drohnen von Yuneec und co. automatisch einem folgen können gibt es eh keinen Markt mehr für Lily.
So etwas baut man zu einem viertel des Preises eines P4 selbst, hat Spaß dabei und
lernt noch etwas.
Außerdem ist man von der speziellen Firmware nicht abhängig da Open Source.
https://www.youtube.com/w...
.
1. Wer braucht so ein Ding?
2. Wer kann sich so ein Ding leisten?
3. Was passiert, wenn viele so ein Ding brauchen und sich leisten können?
Ich stelle mir gerade Skihänge vor, die partiell verdunkelt sind, weil jeder auch nur halbbegabte Bretterrutscher sich von so einem Vogel verfolgen lässt.
(Von den vielen Kollisionen am Himmel mal abgesehen)
Kann man heute einfach nur Spass haben, oder muss immer die Welt dabei zusehen?
Stellen Sie sich vor Sie sind Ski gefahren und können es nicht posten, weil es keiner gefilmt hat...;-)
"All das ist keine Entschuldigung dafür, Produktvideos zu fälschen, um Käufer zu gewinnen"
Haha, guter Witz! Diese Kriterien würde ich gerne bei jeder Werbung sehen, dann könnte z.B. Mc Donalds wohl nur noch Werbung im Radio schalten und Adobe ginge pleite...
Allerdings. Aber so ist der Mensch. Wenn etwas Neues kommt, muss erstmal reguliert, verboten und gewarnt werden. Da merken die meisten gar nicht, dass diese Maßstäbe dann auf alltägliche Dinge unmöglich übertragbar sind.
Der böse Startup-Drohenproduzent darf auf keinen Fall in seiner Werbung lügen. Das geht gar nicht. Das z.B. die Autohersteller in allen relevanten Fakten mindestens um 100% übertreiben (CO2-Emmisionen, Verbrauch, etc.) ist dagegen einfach so. Wenn ich ehrlich bin fällt mir gerade überhaupt keine Werbung ein die nicht in absolut unverschämter und für jeden klar erkenntlicher Weise lügt das sich die Balken biegen (von den Aussagen unserer Politiker wollen wir mal gar nicht anfangen).
Ein fliegender Selfiestick, der einem überall hin folgender würde...
Eigentlich sollte man ja meinen, dass es genug Narzissten gibt,denen dies gefiele.
Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass es rein am Geld lag, wie behauptet.
So mancher Multimillionär oder Milliardär, so manches erfolgreichen Unternehmen haben mit wesentlich weniger Geld angefangen. Mit unter praktisch mit nichts.
So eine Aufnahmefunktion habe ich schon seit Jahrzehnten. Meine Frau, funktioniert auch umgekehrt. Wir können zwar nicht fliegen, aber unsere Haare sind auch nicht repräsentativ für die Fashion Week.