Von Beginn an war das Menschsein auch ein Kampf gegen die Natur. Flora, Fauna, Wetter, all das war potenziell giftig, hungrig, stürmisch. Es sollte fast zwei Millionen Jahre dauern, bis der Homo Sapiens sich derart von seiner Umwelt abgekapselt hatte – er lebte jetzt in Städten, unter Dächern, hinter Wänden – dass er sie plötzlich wieder vermisste. Also holte er sie sich in beherrschbaren Dosen zurück: Er pflanzte Bäumchen in Vorgärten und stellte Topfpflanzen auf Fensterbretter. Von der ambivalenten Beziehung des Menschen zur einstmals bedrohlichen Natur erzählt der Bildband Colazione sull'Erba, "Frühstück auf dem Gras", des Künstlers und Fotografen Luigi Ghirri (1943-1992). Die Bilder entstanden in den Siebzigerjahren in der norditalienischen Stadt Modena, wo Ghirri zu der Zeit lebte.
Luigi Ghirri: Eingetopft
Irgendwann gelang es dem Menschen, die Natur einzuhegen. Damit sie nicht wieder zu wild wird, hält er sie klein. Luigi Ghirris Fotos zeigen diese ambivalente Beziehung.
Kommentare
Die Wildheit garantiert die Erhaltung der Welt. Jeder Baum reckt seine Zweife und Wurzeln und sucht nach dem Wilden. In Städten zahlt man hohe Preise für das Wilde. Aus der Wildnis stammen die Rinden und Stimulantien, die den Menschen Kraft spenden. Unsere Ahnen waren Wilde.
Das Leben befindet sich im Einklanf mit dem Wilden. Das Wildeste ist auch das Lebendigste.
Für mich wohnen Hoffnung und Zukunft nicht in Rasenflächen, nicht in Dörfern und Städten, sondern in unzugänglichen, schwankenden Sümpfen.
Jeder Baum reckt seine Zweife und Wurzeln und sucht nach dem Wilden.
Dachte immer, Sonne und Wasser wären gesucht.
Ist das Kunst oder kann das weg...hatte beim Betrachten ein beklemmendes Gefühl. Besonders das Arrangement bestehend aus Gießkanne, Pflanze und Dekokatze hat mir zugesetzt.
Das habenSie sehr schön feschrieben ... ;-)