Sie vereint weniger als 0,5 Prozent der weltweiten Schiffsflotte in sich – hat aber 100 Prozent der öffentlichen Aufmerksamkeit: die Kreuzfahrtindustrie. Als schwimmende Urlaubsdomizile müssen Kreuzliner für ihre Passagiere vor allem reichlich Energie und Proviant bereitstellen. Umweltschützer sparen deshalb nicht mit Kritik. Um die Feinstaubbelastung aus den Schornsteinen und die Lebensmittelmengen an Bord zu reduzieren, geht die Kreuzfahrtbranche nun neue Wege. Einer der Vorreiter dabei ist die italienische Reederei Costa Crociere. Als weltweit erstes Kreuzfahrtunternehmen spendet sie überschüssigen Proviant an bedürftige Menschen und setzt gleichzeitig auf abgasarme Antriebe in den Schiffsneubauten.
Keine Frage – Stefano Fontanesi ist Italiener. Der Chef der Gastronomie bei Costa trägt zurückgekämmte schwarze Haare, er gestikuliert beim Sprechen in alle Richtungen und er schätzt gutes Essen. "Wir müssen respektvoll damit umgehen. Jedes Gramm, das wir wegwerfen, könnte jemand anders noch essen", sagt Stefano. Er steht an Bord der Costa Diadema im Hafen von Savona in der Kombüse – in diesem Fall eher eine Großküche mit blitzenden Edelstahlflächen, sauberem Fliesenfußboden und hellem Arbeitslicht. Hier hat alles angefangen.
4GoodFood heißt die Idee für mehr Nachhaltigkeit auf den Tellern der Schiffrestaurants. Dafür wurde gemeinsam mit dem Gastrozweig der italienischen Universität Pollenzo ein neues Konzept entwickelt. Frische lokale Zutaten in den Häfen statt Tiefkühlware und regionale italienische Rezepte – insgesamt 572 Gerichte auf den Costa-Schiffen wurden dafür überarbeitet und neu aufgestellt. Und: Die verbrauchte Proviantmenge in der Küche wird kontrolliert. Tatsächlich wird das übriggebliebene Essen auf jedem Teller in der Kombüse per Hand separiert, gewogen und von einem Computersystem erfasst. Kartoffeln, Gemüse, Fleisch, Obst – es soll bestenfalls nur noch zubereitet werden, was auch an Bord gebraucht und gegessen wird.
"Dadurch konnten wir die Menge der verbrauchten Lebensmittel auf der Diadema innerhalb von elf Monaten bereits um die Hälfte reduzieren", erzählt Stefano stolz. Das System wird jetzt an Bord aller Costa-Schiffe installiert. Noch stolzer ist er auf die Kooperation mit der Banco Alimentare – dem Gegenstück zur deutschen Tafel. Bereits vorbereitetes Essen, das aber an Bord der Costa Diadema nicht von den Restaurants abgerufen wurde, wird im Hafen gespendet. Möglich ist das seit dem Sommer 2017, nachdem das italienische Parlament ein neues Gesetz zum Spenden von Essen verabschiedet hat.
Die sauber verpackten Portionen kommen direkt vom Schiff und werden zu sozialen Projekten und Anlaufstellen der Banco Alimentare gebracht. "Die Kühlkette", sagt Chefkoch Gennaro Chiatto, "wird dabei nicht ein einziges Mal unterbrochen. Das Essen wird noch in der Küche verpackt, kommt in Kühlboxen, die werden auf einen Lkw verladen und dann ausgeliefert." Mehr als 20.000 Essen wurden seit Juli 2017 in den Häfen von Savona und Civitavecchia bei Rom bereits an Bedürftige weitergegeben. Die Kosten für das Essen, die Verpackungen und den Arbeitsaufwand übernimmt die Costa Reederei. Die Auslieferung bezahlt die Banco Alimentare. Insgesamt werden an Bord der 14 Costa-Schiffe für die Passagiere jährlich rund 54 Millionen Mahlzeiten zubereitet.
Kommentare
Greenwashing, was von der eigentlichen Frage ablenken soll:
Müssen Menschen auf schwimmenden *****-Hotelanlagen ihre Freizeit verbringen?
(https://www.welt.de/reise... - um mal den Superlativ als Beispiel zu nennen)
'Müssen Menschen auf schwimmenden *****-Hotelanlagen ihre Freizeit verbringen?'
Natürlich nicht.
Aber sie können. Wenn Sie einmal verreisen und erlebt haben, wie mühsam es sein kann, jeden Abend ein dezentes Abendessen und Hotel aufzutreiben, werden Sie vermutlich den Luxus, jeden Abend herrliches Rindfleischcarpaccio, Spaghetti vongole und Tirà mi su zu geniessen, auch schätzen. Dazu die Freiheit, jederzeit frische Seeluft zu geniessen, abends in der Disco zu tanzen, nachmittags Kaffee zu trinken und im Pool zu baden, und jeden Tag Spaziergänge durch eine andere Stadt zu geniessen...
Im Ernst, der einzige Grund, warum diese Fahrten sich unterm Strich für die Reedereien lohnen, ist, weil sie den Grossteil ihres Personals in Indonesien, den Philippinen, Bosnien und anderen armen Ländern für ein Taschengeld anheuern können. Bald, wenn es einmal diesen Ländern wirtschaftlich besser geht, wird das nicht mehr ohne Weiteres funktionieren. Denke ich.
Toll, was uns alles als nachhaltig verkauft wird...
Ich fasse zusammen: Je größer so ein Schiff ist, und je mehr davon gebaut werden und herumschippern, desto besser ist es für Klima und Umwelt!?
Soso, die Brötchenkörbe werden jetzt kleiner gemacht, dafür werden die Schiffe immer größer, auch die Schleusen, Zufahrtswege, Häfen...
Es wird auf keinen Fall etwas reduziert, es kommt immer noch etwas hinzu.
Die fahren dann alle mit Gas, dafür werden es immer mehr.
Rebound-Effekt
Wahnsinnig nachhaltig
Deshalb gibt es auch auf einen x5 oder VW Tiguan extra viel Umweltprämie und die Plakette wird auch nach dem Farzeuggewicht ausgestellt, statt nach dem absoluten Ausstoß....
Naja, nimmt man die 16 größten Frachtschiffe, hat man soviel Ausstoß wie alle Autos der Welt. Wenn man etwas grüner machen sollte, sollte man dort erstmal ansetzen...
Aber die sind weiterhin schön am Schweröl verbrennen! Mal ganz abgesehen von sonstigem Zeug, was von den Schiffen herunter trieft ins Meer. Läuft bei den Redereien mit Sitz in Malaysia. Zur Erinnerung, das Great Barrier Reaf ist seit letztem Jahr für abgestorben erklärt. Unter anderem aufgrund des veränderten PH-Wertes der Meere.
Deutsche Häfen sollten solche Schiffe nicht mehr einlaufen lassen.
Slightly OT: "Möglich ist das seit dem Sommer 2017, nachdem das italienische Parlament ein neues Gesetz zum Spenden von Essen verabschiedet hat." - Bravo, bravissimo!
https://foodsharing.de/
Wenn so eine Wohnmaschine in einen kleinen niedlichen Hafen oder eine Bucht einläuft, und auch nur die Hälfte der zahlenden Insassen das Ticket zur örtlichen Sehenswürdigkeit bucht, dann halten da unten mehrere dutzend, dieselgetriebene, oft ältere Busse und fahren dahin, und Leute in Massen latschen den lächerlichen Fänchen hinterher. Derweil laufen die Generatoren an Bord fleissig weiter, damit schon mal gekocht wird, und die Massen nach Rückkehr abgefüttert werden können, um bloß nichts bei der lokalen Gastronomie zu konsumieren. Venezianer hassen diese resourcenvernichtenden, nutzlosen Zunamis.
Wer will da wirklich mitmachen, wer braucht so etwas?
#4 Rkvilbel
"Wer will da wirklich mitmachen, wer braucht so etwas?"
Anderthalb Minuten Fakten über ein Kreuzfahrtschiff - wirklich sehenswert.
https://www.ndr.de/nachri...
/Umweltsuenderin-World-Dream,worlddream212.html
Auch lesenswert:
https://www.welt.de/diewe...
Zitat daraus: "Im Transportbereich ist die Schifffahrt der mit Abstand größte Verschmutzer; vom Straßen- und Luftverkehr produzierte Emissionen nehmen sich dagegen vergleichsweise harmlos aus."
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