Das Bundesamt für Verfassungsschutz hält die Verteilung von Koran-Exemplaren durch radikal-islamische Salafisten für eine Propaganda-Aktion. "Koran-Verteilung ist das falsche Stichwort. Es geht hier um salafistische Propaganda und die Rekrutierung von Anhängern", sagte der Behördensprecher Bodo Becker dem Kölner Stadt-Anzeiger . Der Koran sei nur das Vehikel dafür.
Salafisten stellten die freiheitliche Demokratie infrage, sagte Becker. "Nicht jeder Salafist ist ein Terrorist; aber jeder uns bekannte Terrorist war irgendwann einmal in salafistischen Zusammenhängen unterwegs", zitierte Becker den Ausspruch des Verfassungsschutz-Präsidenten Heinz Fromm aus dem vorigen Sommer.
Der Grünen-Politiker Josef Winkler wertete die Koran-Verteilung als Versuch, den Religionsfrieden zu stören. Bei den Salafisten handele es sich um politische und religiöse Extremisten, sagte der kirchenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion in der Mainzer Allgemeinen Zeitung . Dagegen hatte der SPD-Innenexperte Michael Hartmann die aktuelle Debatte als grotesk bezeichnet. In einem freien Land dürfe die Heilige Schrift einer Weltreligion verbreitet werden. Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Piltz hatte gemahnt, dass es für ein Verbot der Aktion keinen Raum gebe.
Salafisten drohen Journalisten
Am Donnerstag waren Drohvideos radikaler Islamisten im Internet aufgetaucht. Sie richteten sich namentlich gegen Journalisten der Frankfurter Rundschau und des Berliner Tagesspiegels , wie die Zeitung Die Welt berichtet hatte. Die Journalisten hatten über radikal-islamische Salafisten und die umstrittene Koran-Verteilungs-Aktion berichtet. Daraufhin seien strafrechtliche Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, wie das Bundesinnenministerium mitteilte. Das rund vierminütige Video ist inzwischen nicht mehr auf der Videoplattform YouTube verfügbar.
Die Ulmer Druckerei Ebner & Spiegel, die die kostenlosen Koran-Exemplare produziert hat, hatte die Auslieferung am Mittwoch gestoppt. Man wolle den Vorgang juristisch prüfen lassen, hatte eine Konzernsprecherin der Welt mitgeteilt. Es werde nicht gedruckt, was "extrem im Sinne von islamistisch ist". Mehrmals seien Kriminalpolizei und Verfassungsschutz in der Druckerei in Ulm gewesen. Die Beamten hätten dann aber gesagt, die Koran-Version sei unbedenklich.
Kommentare
Gefährliche "Literatur"
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf Polemik. Danke, die Redaktion/ls
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Übrigens habe ich mich als Kind immer vor dem (evangelischen) Religionsunterricht gefürchtet, weil die Geschichten der Bibel so unmenschlich und grausam waren. Dass Gott meinen Papa auffordern könnte, meinen Bruder zu töten, wie entsetzlich !
Gekürzt. Der Kommentar auf den Sie sich beziehen, wurde bereits entfernt. Die Redaktion/ls
Was ich nicht verstehe...
Auf der einen Seite wird ausgiebig darüber diskutiert, ob ein Buch verteilt werden darf, das offenkundig zu Sanktionen von Minderheiten oder Andersdenkenden aufruft, auf der anderen Seite werden aber OHNE Diskussion teil jahrhunderte alte Kinderbücher und -lieder entfernt, zensiert oder geschliffen, die angeblich antisemitische oder antiislamische Inhalte haben sollen.
Das passt doch nicht zusammen!
Irgendwie scheint in unserem Staat wirklich einiges in die falsche Richtung zu laufen...
Salafisten-Debatte auch unter Muslimen - Beispiel Tunesien
Bei den Salafisten handelt es sich nicht um eine normale oder gar gemässigte Strömung des Islam, sondern um eine radikal-extremistische, die zur Gewalt neigt.
Ich lebe zurzeit in Tunesien und hier verprügeln Salafisten Journalisten, Künstler oder Andersdenkende bei Demonstrationen, besetzen Fakultäten an Universitäten, drohen und schüchtern ein und haben sogar schon einmal öffentlich die tunesische Flagge verbrannt. Selbst die eher strenggläubigen / konservativen Tunesier, die ich kenne, beschreiben die Positionen der Salafisten als "radikal" und "irreleitend". Ein grosser Teil der Bevölkerung, selbst diejenigen, die die islamische Partei "Ennahdah" gewählt haben, distanzieren sich klar von den Salafisten und stufen diese als gefährlich für ihre noch junge Demokratie ein.
Deutschland sollte die Salafisten nicht unterschätzen, denn sie sind gut organisiert und gewaltbereit. Die SPD- und FDP- Innen"experten" sollten sich, bevor sie ihre Statements in der Presse geben, besser bzw. überhaupt einmal informieren. Ich spreche den beiden zitierten Personen ab, dass sie wissen, wovon sie reden.
Auch die gemässigten Muslime in Deutschland sollten klar Position beziehen.
Nichts gegen Koranverteilungen, wenn es denn nur das wäre - auch Muslime gehören schon seit langem zur deutschen Gesellschaft (ich persönlich heisse sie auch willkommen) - jedoch gibt es für radikale und gewaltbereite Strömungen und deren Propaganda in Deutschland keinen Platz.
Intolerant
Warum sind sie so intolerant?
"...hier verprügeln Salafisten Journalisten, Künstler oder Andersdenkende"
Das ist keine Prügel, sondern eine wohlgemeinte Massage, die innere Verspannungen lösen soll.
"besetzen Fakultäten an Universitäten,"
Wer wird denn so kleinlich sein.
"drohen und schüchtern ein"
Unsinn.
"und haben sogar schon einmal öffentlich die tunesische Flagge verbrannt."
So etwas machen die prinzipiell nicht.
Ich habe in den letzten paar Jahren in Fußgängerzonen...
...3 verschiedene Bibeln, ein Buch über Krischna, zwei von Ron L.Hubbert(?) und eins über Atheismus "geschenkt" bekommen.
So eins mehr für die Sammlung, war soll der große Aufstand?
Hat die Polizei nichts besseres zu tun?