Der Döner kommt gut an in Deutschland. Er ist schon lange so weit verbreitet, dass man sich ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen kann. Er kam einmal aus weiter Ferne. Jetzt ist er aber Deutscher, mit Migrationshintergrund, genau wie ich.
Ich habe einen deutschen Elternteil, bin hier geboren und aufgewachsen. Zu 100 Prozent deutsch fühlen konnte ich mich aber nie. Zum einen liegt das an meiner Erziehung. Zum anderen an ständigen Fragen wie diesen: "Du siehst nicht deutsch aus, woher kommst du?" Das allein wäre nicht so schlimm, wenn man mich in Peru, der Heimat meiner Mutter, nicht ständig dasselbe fragen würde. Ich bin überall und nirgends zu Hause.
Das erste Mal fiel mir auf, irgendwie anders zu sein, als eine Mitschülerin in der Grundschule mich kichernd "Negerkuss" nannte. Erst 20 Jahre später habe ich gemerkt, dass es als Kompliment gemeint war: außen braun, innen weiß. Ich entschuldige mich an dieser Stelle dafür, sie daraufhin "verschimmelten Quark" genannt zu haben, was durchaus weniger zutraf. Bei dem Pummelchen, das mich in der 5. Klasse anspuckte und "Ausländerin" nannte, entschuldige ich mich aber nicht. Das war falsch, aber es prägte.
Vielleicht entspreche ich nicht dem Klischee des deutschen Prototyps. Doch egal wie ich aussehe: Ich habe eine akzentfreie Aussprache, ganz zur Überraschung mancher Lehrer. Ich freue mich über einen sommerlichen Bikiniabdruck, Loriot und ein Wegbier. Mein Herz schlägt für die deutsche Nationalmannschaft. Ich liebe Schwarzbrot, Quark und Zuckerrübensirup. Wenn sich die Bahn um drei Minuten verspätet, stöhne ich verärgert auf. Und das, obwohl meine eigene Pünktlichkeit oft an Verzögerungen leidet. Wie undeutsch von mir!
Ich versuche, mein multikulturelles Dasein mit dem Besten aus beiden Nationen zu einem Vorteil zu machen. Wenn die deutsche Penibilität und mürrische Natur kritisiert wird, lache ich fröhlich: Wie gut, dass ich nur eine halbe Deutsche bin. Wenn in meiner zweiten Heimat wegen Missständen im Bergbau und Korruption Köpfe eingeschlagen werden, denke ich stolz und dankbar: Wie gut, dass ich Deutsche bin.
Das etablierte Konzept des Deutschseins akzeptiert Menschen mit abweichender Hautfarbe zwar noch nicht. Aber wenn man mich heute fragt, ob ich wirklich Deutsche bin, antworte ich selbstbewusst und freundlich lächelnd: "Ja! So deutsch wie ein Döner."
Kommentare
Der Döner ist Deutsch!
Genauso wie der Hamburger aus US-Amerika kommt. Der Döner als tragbares Fast-Food im Brot kommt aus Berlin. Der Dönerteller ist ein traditionell türkisches essen.
Stimmt so nicht ganz
Nicht nur die Zubereitung des Fleisches kommt aus der Türkei auch gab es vereinzelt ähnliche Varianten des Döners schon. Aber bei weitem nicht verbreitet, fast schon unbekannt.
Die Welt ist kein Ponyhof....
"Ich habe einen deutschen Elternteil, bin hier geboren und aufgewachsen. Zu 100 Prozent deutsch fühlen konnte ich mich aber nie. Zum einen liegt das an meiner Erziehung. Zum anderen an ständigen Fragen wie diesen: "Du siehst nicht deutsch aus, woher kommst du?""
Der nächste Leserbrief/Artikel bitte nicht fragen "Woher kommst du?".
Wieso bitte die Erziehung? Konnte man darauf nicht eingehen?
"Ich versuche, mein multikulturelles Dasein mit dem Besten aus beiden Nationen zu einem Vorteil zu machen."
Hat die Leserin den jemals im Ausland gewohnt? Das wird nicht aus dem Brief klar. Was soll den dieses Multikulti sein? Hört sich ein bisschen nach Bushido an. Der Junge hat nie im Ausland gelebt, Mutter eine Deutsche und bekommt den Integrationsbambi.
David Alaba (Dunkelheutiger Halbasiate mit Wiener Akzent spielt beim FC Bayern) geht damit viel lockerer, selbstbewusster und umgänglicher um als es diese ganze "die Zeit" Umerziehungsartikel machen.
Gute Einstellung und Schlagfertigkeit, damit schafft man es!
Erfahrungen mit Fremdsein und nicht angenommen werden, hat jeder, der nicht schon seit Generationen in einer Gegend wohnt und noch nie von da weg war. Zwar wird man, wenn man z.B. Fischkopp ist, auch bei den Knödelessern als Deutscher erkannt, aber nicht unbedingt sofort angenommen und anerkannt. Jedesmal, wenn man den Mund aufmacht, wissen die anderen, dass man nicht von "hier" ist. Integration und Erwerb einer Identität dauern lange. Manchesmal ein Leben lang. Davon wissen die deutschen Flüchtlinge ein Lied zu singen, die nach dem Krieg in den Westen kamen. Und Deutschland hat wahrlich bewegte Zeiten hinter sich. Einen schöner Artikel dazu im Tagesspiegel: Das Land von Hildegard und Ahmet http://www.tagesspiegel.d...
Diese Debatte ist so langweilig, dass selbst mein Kaffee wieder
"Das etablierte Konzept des Deutschseins akzeptiert Menschen mit abweichender Hautfarbe zwar noch nicht."
- Vielleicht haben Sie weniger Auslandserfahrung? Reisen Sie viel? Im übrigen habe ich noch nie ein Konzept gesehen, dass irgendetwas akzeptiert, benachteiligt oder ähnliches...es sind immer die Menschen dahinter und nicht die Dinge!
Diese Debatte ist so langweilig, dass selbst mein Kaffee wieder einschläft. Diese Thematik braucht die nötige Lockerheit und keine verkrampften Rudelsführer, die mit der Fackel wedeln, wenn die Hautfarbe angesprochen wird.
Wie der user "stone_sour" schon so treffend meinte: Das Leben ist kein Ponyhof.
Boah....die Menschen sind es...
"es sind immer die Menschen dahinter"
Nein, was für eine Erkenntnis. Natürlich sind es die Menschen, wer sollte das auch sonst sein.