Im südlichen Brandenburg ist ein komplettes Dorf versteigert worden. Der einzige Bieter erhielt für 140.000 Euro den Zuschlag für den rund 100 Kilometer südlich von Berlin gelegenen Ort Alwine. Das Mindestgebot lag bei 125.000 Euro. In Alwine leben 15 Menschen. Viele der etwa zehn Wohnhäuser sind sanierungsbedürftig oder verfallen. Zu dem Ort gehören auf einer Fläche von rund 16.000 Quadratmetern außerdem mehrere Nebengebäude sowie zehn Schuppen und Garagen.
Die in einem Wald gelegene Siedlung im Landkreis Elbe-Elster gehörte einst zu einer nahegelegenen Fabrik für Kohlebriketts. Nach der Wende wurde die Fabrik geschlossen, viele junge Bewohner Alwines zogen weg. Im Jahr 2000 kauften zwei Brüder das Dorf zum symbolischen Preis von einer D-Mark. Nach dem Tod von einem der beiden kam es nun zu der Versteigerung.
Organisiert hat sie das Berliner Auktionshaus Karhausen AG. Dessen Vorstand Matthias Knake sagte nach der Versteigerung, der Bieter habe den Kauf "zum Wohle der Einwohner" getätigt und wolle "etwas Gutes tun". Der Käufer komme aus Berlin und wolle sich bald mit dem Bürgermeister treffen, sagte er weiter. Insgesamt gab es laut Knake mehrere Interessenten. Die meisten hätten wegen des erheblichen Sanierungsbedarfs der Gebäude jedoch schnell wieder Abstand von einem Kauf genommen.
"Mal etwas Glück haben"
Der ehrenamtliche Ortsvorsteher des benachbarten Domsdorf, Peter Kroll, zeigte sich nach der Versteigerung optimistisch. "Wir hoffen auf Positives", sagte er in Berlin. Für die überwiegend älteren Bewohner des Dorfes sei es "das Allerwichtigste", dass die Gebäude nun saniert und wieder "bewohnbar und wohnlich werden", sagte Kroll.
Auktionator Knake hatte laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung schon vor der Versteigerung versucht, den Dorfbewohnern ihre Sorge vor einem Umzug wegen womöglich steigender Mieten zu nehmen. "Jeder Immobilieninvestor ist doch froh, wenn er Bewohner hat, die in einem solchen Objekt leben", sagte Knake der Zeitung. Dadurch seien die Gebäude besser vor Vandalismus geschützt. "Wir erwarten einen Käufer, der Alwine nach und nach saniert", sagte Knake.
Alwine ist Teil der Gemeinde Uebigau-Wahrenbrück. Deren Bürgermeister Andreas Claus kritisierte im RBB die bisherigen Eigentümer vor der Versteigerung für ihre Untätigkeit. "Hier ist seit dem Kauf durch die Eigentümer so gut wie nichts passiert", sagte Claus dem Sender. "Man hat die Miete kassiert, aber ganz wenig getan, um etwas an der Lebenssituation der Menschen zu verändern." Nun wünsche er den Bewohnern, dass sie "mal etwas Glück haben" und dass jemand komme, "der Eigentum als Verantwortung betrachtet und nicht nur versucht, hier Geld rauszuziehen – insbesondere bei den Leuten, die ohnehin schon wenig haben", sagte Claus.
Kommentare
Casino-Kapitalismus
***Casino-Kapitalismus***
Die Gebäude sind verfallen.
Die Mietereinnahmen dieser 15 alten und vermutlich armen Einwohner rechtfertigen sicher keine ordentliche Sanierung.
Die ländliche Region lässt den Käufer sicher nicht auf finanzstarke Neumieter hoffen.
Die 16.000 qm Bodenfläche versprechen keinen Erfolg für einen landwirtschaftlichen Betrieb.
Alles in allem gibt es da für Kapitalanleger nur Risiken und keine Chance.
Vielleicht handelt es sich hier um einen Samariter, der das künftige wohl der 15 Einwohner im Sinn hat :-)
Es kommt darauf an, was der Neubesitzer vor hat und daraus macht.
Auf jeden Fall ist es ein Armutszeugnis für Brandenburg und die Parteien die in Brandenburg regieren.
Schwierig. Nur die Häuser renovieren wäre toll für die alten Leute, die jetzt dort wohnen, aber was passiert, wenn die nicht mehr da sind?
Wenn jemand ein Patentrezept hat, diesem Ort (und 1000en in Brandenburg, Vorpommern, dem Hunsrück, Frankreich, Italien, Spanien...) neues Leben einzuhauchen, soll er uns das hier verraten.
"Der einzige Bieter erhielt für 140.000 Euro den Zuschlag für den rund 100 Kilometer südlich von Berlin gelegenen Ort Alwine. Das Mindestgebot hatte bei 125.000 Euro gelegen."
Wenn es nur einen Bieter gab, wie stieg der Preis dann von 125.000 Euro auf 140.000 Euro?
Korruption.
Gut so! Nur wenn privaten Investoren endlich alle Türen geöffnet werden, ist ein Abstieg in Richtung Bananenrepublik noch zu verhindern. Die Beispiele aus afrikanischen Ländern zeigen, dass nachhaltiges Wachstum nur mithilfe rigoroser Liberalisierung der Märkte gelingen kann! Man sollte nun darüber nachdenken, Autobahnen, Post und Bahn ebenfalls zu privatisieren...
Chapeau!
Ich persönlich bin ein großer Feind der Privatisierung. Dennoch kann ich hier nicht zustimmern. Bei Autobahn, Post und Bahn handelt es sich um Infrastruktur. Diese zu privatisieren war/ist der größte Fehler den ein Staat machen kann. Aber das genannte Objekt im Artikel ist vom geringen gesellschaftlichen Belang, ich sehe da keinen Grund gegen private Investoren. Würden wir hier die Privatisierung verhindern, käme es wohl zu einem ähnlichen System wie in der DDR.