In den kommenden 20 Jahren steigt die Altersarmut in Deutschland trotz Reformbemühungen weiter an. Das geht aus Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervor. Demnach könnte der Anteil der von Armut bedrohten Rentnerinnen und Rentner bis 2039 von 16,8 auf 21,6 Prozent steigen – trotz einer positiven Entwicklung der Wirtschaft und trotz der aktuell diskutierten Reformmodelle wie etwa der Grundrente. Diese seien "nicht ausreichend zielgenau", heißt es in der Studie.
Demnach sind von der Altersarmut vor allem Geringqualifizierte, Alleinstehende sowie Menschen mit längerer Arbeitslosigkeit betroffen. Als von Armut bedroht gelten sie dann, wenn sie mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens auskommen müssen. Laut der Studie sind das Personen, deren monatliches Nettoeinkommen unter 905 Euro liegt.
Besonders stark steigt das Armutsrisiko laut den DIW-Berechnungen für ostdeutsche Rentner. Zwar liegt die Grundsicherungsquote in Ostdeutschland derzeit mit etwa 6,5 Prozent unter dem Anteil im Westen mit rund zehn Prozent. Bis 2039 wird sie sich demnach aber auf etwa 12 Prozent verdoppeln.
Die derzeit diskutierten Modelle für eine Rentenreform, wie etwa die im Koalitionsvertrag vorgeschlagene Grundrente, würden daran kaum etwas ändern. Stattdessen müsste die Politik mehr auf die Ursachen von Altersarmut abzielen, schreiben die Wissenschaftler.
"Um die Zielgenauigkeit zu stärken, könnte die Reform um eine einfache Einkommensprüfung und eine etwas flexiblere Auslegung der Versicherungszeiten ergänzt werden", sagte Studienleiter Christoph Schiller. Entscheidend sei, Kosten zu sparen, denn mit dem Renteneintritt der sogenannten Babyboomer würden die öffentlichen Kassen in Deutschland in den nächsten 20 Jahren auf eine große Belastungsprobe gestellt.
Kommentare
Nun ja, wer mit Hartz iv Menschen in prekäre Beschäftigung zwingt, muss sich nicht wundern, wenn die Rente dann mickrig ausfällt. Man bedenke zukünftig die Folgen solchen Handelns.
Auf jeden Fall nimmt jeder Hartz IV Bezieher der in einen regulären Job wechselt nicht mehr die Solidargemeinschaft in Anspruch. Altersarmut darf aus meiner Sicht nicht über die Rentenkasse gelöst werden. Hier sollte das Prinzip gelten wer einzahlt bekommt auch entsprechende Leistungen. Armut im Alter muss aus meiner Sicht über andere Sozialsysteme abgefedert werden. Die Aufgabe des Leistungsprinzips in der Rentenkasse wäre der Anfang vom Ende der Rentenkasse. Und hier sind leider schon viele Grenzen gefallen.
"Doch dann profitieren laut Studie auch deutlich weniger Menschen – der Anteil derer, die von Altersarmut bedroht sind, würde demnach nur um 0,7 Prozentpunkte sinken. " Also gibt es auch weniger Altersarmut. Ohne jegliche Prüfung profitieren die gut Versorgten, die sich Teilzeit / Minijobs leisten konnten, zu Lasten der wahren Armustrentner, Niedrigstlöhner knapp über der Armutsrentengrenze.
Die Armustrentner sind doch ganz bewusst in Kuaf genommen worden: absenken des Rentenniveaus, Beitragspflicht zur gKV für Rentner, voller Beitrag zur Pflegeversicherung für Rentner - alles von der SPD gemacht.
Und den Grünen!
„Würde die Grundsicherung deutlich ausgeweitet und könnten Bezieher einen Teil ihrer gesetzlichen Rente anrechnungsfrei behalten, könnte das Armutsrisiko nach ihren Berechnungen deutlich begrenzt werden.“
Für die Bertelsmann-Stiftung klingt das erstaunlich wenig neoliberal. Was ist denn da los?
Wie Sie vielleicht bemerkt haben, ist in obigen Beitrag sehr wenig von Löhnen die Rede. Die Intention der Studie dürfte darin liegen, das Risiko von Altersarmut eher nicht durch höhere Löhne zu senken. Neoliberal heißt ja immer auch, Kosten möglichst zu sozialisieren.
Es hat sich herumgesprochen, das wir auch die Käufer der hergestellten Produkte sind.
Unternehmen sitzen da in der Falle. Sie müssen Löhne senken um Wettbewerbsfähig zu bleiben, reduzieren gleichzeitig durch niedrigere Einkommen die Nachfrage.
"Neoliberal heißt ja immer auch, Kosten möglichst zu sozialisieren."
Das hatten die Vordenker dieser Glaubensrichtung mit Sicherheit nie im Sinn.
Man muss sich genau überlegen wer von einer Grundsicherung profitieren soll? Und nein, wenn ich mein ganzes Leben in D gearbeitet habe ....dann ist es nicht gerecht, wenn meine Rente mit einer Grundsicherung aufgestockt werden muss , eine Grundsicherung die jeder bekommen soll, egal ob er in die Rentenkasse eingezahlt hat oder nicht. Es muss sich lohnen in das Rentensystem einzubezahlen ..Egal ob als Arbeitnehmer oder durch das großziehen von Kindern......Warum wurde denn das Rentennivou gesenkt und z.b die Witwenrente geändert ? und jetzt soll es eine Grundsicherung richten, eine Grundsicherung nach dem Prinzip der Gießkanne.
JooMaa
Unternehmer in der Falle ?
der einzelne Unternehmer vielleicht - wenn ein Konkurrent legales oder illegales Lohndumping (z. B. unbezahlte Überstunden, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall...=betreibt dann ja
aber dafür gibt es einen Staat, der volkswirtschaftlich handeln muss - die Einhaltung von (Arbeits)gesetzen kontrolliert und ein Staat, der weiss, dass flächendeckende Lohnkürzung mehr Arbeitslose bedeutet: im Fall Deutschland wird die Arbeitslosigkeit exportiert (Exportüberschuss)
neoliberal bedeutet: Deregulierung, keine Kontrollen, Gesetzesbrüche ignorieren , es wird dem Markt überlassen und zu privatisieren
Neoliberale brauchen durchaus den Markt: als Zentaurus: Treten nach unten (Hartz4 Sanktionen) und liberal - keine Einschränkung - oben
Deshalb geht ja auch so viel in den Export.
Ja und genau das macht der Staat nicht. Denn Politikern wird erzählt Sie müssen auf Staatsseite Einzelwirtschaftlich denken.
Staat ist Volkswirtschaft
Unternehmen Einzelwirtschaft.
Ja genau.
Es können aber nicht alle Länder so machen.
Deswegen ist es kein Erfolgsmodel.
"Deshalb geht ja auch so viel in den Export."
Ich bezweifele ernsthaft, daß der Großteil der Unternehmen in Deutschland, Waren oder Dienstleistungen exportiert!
Apotheken, Rechtsanwälte, Fleischereien, Bäckereien, etc. haben einen max. Einzugsbereich von 20-25 km, je nach Lage,eher weniger.
Wir näheren uns 50% Exportquote an.
Indirekt ist im Artikel sogar von höheren Löhnen die Rede (zumindest mehr Erwerbstätigkeit noch bis zur Rente).
Die von mir erwartete „Lösung“ aus dem Hause Mohn und Co wäre der „private Kapitalstock“ und „Förderung des Aktienbesitzes“ gewesen. Halt all dieser Quatsch, der wieder nur denjenigen helfen würde, die nicht zu den Ärmsten gehören.
Wobei höhere Löhne und Gehälter denjenigen, die in den nächsten Jahren in Rente in die Altersarmut gehen, auch nicht mehr (wirklich) helfen würden - am stärksten profitiert die Generation von gestiegenen Löhnen, die gerade erst ins Arbeitsleben eintritt.
Autos kaufen keine Autos hat mal ein großer Amerikaner gesagt, glaube ich zu wissen
Der Export Sektor zahlt aber überwiegend gut
Statt also das Rentenniveau zum Fetisch zu erklären, wäre es besser, das Gesamtsystem der Rente im Blick zu behalten. Und dazu gehört eben, dass sich die Relation zwischen Aktiven und Ruheständlern langfristig verschiebt. Angesichts dieser Tatsache wird es nötig sein, weiterhin alle verfügbaren Hebel einzusetzen, um die Renten zu finanzieren: höhere Beiträge, höhere Steuerzuschüsse, mehr Erwerbstätige, mehr Kinder, mehr Zuwanderung, ein höheres Rentenalter, mehr private und betriebliche Vorsorge – und wahrscheinlich auch ein niedrigeres Rentenniveau.
https://www.zeit.de/2018/42/…
Interessanter Beitrag.
Seit ca. 12 Jahren fließt eine relativ große große Summe in die private Altersversicherung. Meine Generation, 86 geboren, verlässt sich nicht mehr auf die Rente, wir sind ja schließlich nicht in den Niederlanden.
Meine Rente wird erspartes und ein Haus sein.
Aber natürlich mein vollstes Mitgefühl für die heutigen Rentner..
Ja und würde man die ganzen Zuschüsse an Riesterverträge und sonstiges einfach in die gesetzliche Rentenkasse spülen, hätten wir die Probleme gar nicht. Private Altersvorsorge wurde seit Ewigkeiten propagiert, die gesetzliche Rente bewusst geschwächt.