Die Behörden in Deutschland haben nach Angaben des Chefs des Bundeskriminalamts Holger Münch seit dem Attentat auf den Berliner Breitscheidplatz sieben Anschläge verhindert. Heute könne eine Tat wie die von Anis Amri so nicht mehr passieren, sagte er der Rheinischen Post.
Drei wesentliche Schwachstellen habe es damals gegeben. "Erstens: Das ausländerrechtliche Verfahren gegen den Täter Anis Amri war nicht konsequent zum Ziel geführt worden. Das würde so heute nicht mehr passieren", sagte Münch. Zweitens seien die Strafverfahren gegen Amri in den verschiedenen Bundesländern nicht zusammengeführt worden. Und drittens verfolge man heute konsequent einen personenorientierten Ansatz. Man schaue also nicht nur auf den konkreten Gefährdungssachverhalt, sondern auch auf die Person und deren Gefährlichkeit. "2016 gab es Hinweise auf einen möglichen Anschlag von Amri mit Schnellfeuergewehren. Dieser Verdacht erhärtete sich nicht. Heute würde nicht nur dieser Sachverhalt, sondern die Person Amri stärker in den Fokus genommen werden", sagte der BKA-Chef.
Die Zahl islamistischer Gefährder habe sich seit 2013 mehr als verfünffacht – auf heute etwa 680, sagte Münch.
Rechtsradikale Drohungen im Netz bezeichnete Münch als "demokratiegefährdend". Gleichzeitig kündigte er eine "Zentralstelle für Hasskriminalität im Netz" an. "Wir müssen stärker gegen Hasskriminalität im Netz vorgehen. Das Internet scheint manchmal wie die letzte Bastion des Wilden Westens zu sein", sagte er der Zeitung. "Wenn Drohungen von rechts außerdem dazu führen, dass Kommunalpolitiker nicht mehr zu Wahlen antreten und Ehrenamtliche sich aus ihrem Engagement zurückziehen, dann ist das auch demokratiegefährdend."
Deshalb wolle das BKA zum einen das Internetmonitoring stärken, also quasi mehr Streife laufen im Netz. Zum anderen solle eine Zentralstelle für Hasskriminalität im Netz eingerichtet werden, kündigte Münch an. "Die Provider sollen uns Posts mit strafbaren Inhalten, die sie heute schon löschen, melden müssen." Münch sagte, dass die Behörden gegen Hass im Netz ähnlich vorgehen wollten wie gegen Kinderpornografie. "Unsere Idee ist, dieses Muster der Zusammenarbeit von Justiz und Polizei in Bund und Ländern auf den Straftatenkatalog zu Hasskriminalität im Netz zu übertragen. Es geht darum, dass die strafbaren Einträge nicht nur gelöscht, sondern auch verfolgt werden."
Kommentare
Ich habe auch seit gestern abend 28 Anschläge verhindert. Aber gut.
Anstatt jetzt mehr Überwachung und eine Ausweitung von Budgets und Befugnissen zu fordern, hätte das BKA auch in den letzten Jahren und Jahrzehnten die zur Verfügung stehenden Mittel gegen Rechtsextremismus ausschöpfen können.
Da war aber offensichtilch nicht so recht der politische Wille vorhanden, um es mal ganz vorsichtig auszudrücken.
Wieso nur den Rechtsextremismus? Alle Arten des Extremismus sind zu bekämpfen, mir persönlich macht der Islamismus am meisten Sorgen.
Da ist es wieder, das schwammige "Hasskriminalität".
Was bitte - juristisch gesehen - soll das den sein?
Wird hier am "Wahrheitsministerium" gearbeitet?
Hier ist das aus juristischer Sicht beschrieben - ein Wahrheitsministerium ist dafür nicht notwendig:
https://www.bundestag.de/blo…
Ich würde gerne wissen was das für geplante Anschläge waren, welche verhindert worden sind.
Was war geplant, wer wollte was machen?
Das geht mir auch so. Das unsere Ermittlungsbehörden da ihr geheimes Süppchen kochen und Anschlagsversuche inhaltlich nicht an die Öffentlichkeit gelangen, lässt mich ziemlich beunruhigt zurück.
Es in die Hände von Providern auszulagern, strafbare Inhalte aufzuspüren und zu löschen, ist außerdem ein Problem weil die im Zweifelsfall gar nicht wissen, was strafbar ist und was nicht, und eher großzügig löschen.
Weiterhin sollte man den Begriff "Gefährder" mit großer Skepsis betrachten, auch wenn er gegen Rechte verwendet wird. Dieser Begriff ist juristisch völlig unterdefiniert, ein Gefährder kann alles sein.
Abgesehen von den lächerlichen ZAhlen (über 600 islamistische, aber nur knapp über 40 rechtsextreme "Gefährder", haha der war gut)
In NRW und in Bayern ist es dank neuer Polizeigesetze mittlerweile möglich, eine Person als "Gefährder" zeitlich unbegrenzt und ohne Recht auf juristischen Beistand in Präventivhaft zu nehmen einzig und alleine aufgrund der Behauptung, die Person könnte möglicherweise in der Zukunft Strafttaten begehen. Das ist ein rechtsstaatlicher Dammbruch sondergleichen.
Abgesehen von den lächerlichen Zahlen (über 600 islamistische, aber nur knapp über 40 rechtsextreme "Gefährder" laut BKA, haha der war gut)
Wie kommt es, dass zwei fast identische Passagen in Ihrem Beitrag auftauchen?