Das Frühwarnsystem der Bundeskanzlerin war sofort angesprungen: Den Vorschlag junger CDU-Abgeordneter, eine kindergestaffelte Demografie-Rücklage einzuführen, hatte sie schon nach zwei Tagen mit ihrem Veto gestoppt . Die gesellschaftspolitische Brisanz des Themas unter dem Motto "Familien contra Kinderlose“ zeigte ihr das sofort einsetzende, überwiegend negative Presse-Echo. Selbst grundsätzlich familienfreundlich gestimmte Kommentatoren warnten davor, Kinderlose mit dieser neuen Abgabe bestrafen zu wollen. Wer (potenziellen) Eltern helfen wolle, müsse ihnen mit positiven Anreizen unter die Arme greifen. Schließlich sei Kinderkriegen und das Glück mit ihnen eine höchst private Angelegenheit , in die sich der freiheitliche Staat nicht einzumischen habe.
Das ist richtig und falsch zugleich. Selbstverständlich steht es jedem in unserem Gemeinwesen völlig frei, sich das Abenteuer Kind zu ersparen. Zu dieser Entscheidungsfreiheit gehört aber zwingend die Bereitschaft, Verantwortung für das persönliche Verhalten zu übernehmen. Das bedeutet ganz besonders die Konsequenz, im Alter auf weniger wirtschaftliche Sicherheit vertrauen zu können.
Der ehemalige wirtschafts- und sozialpolitische Chefberater der Bundesregierung , Bert Rürup , hat das vor der Jahrtausendwende auch glasklar formuliert: "Die durch demografische Entwicklung vorprogrammierten Belastungen unseres Rentensystems bis zum Jahr 2040 rühren zu einem Drittel aus der Zunahme der Lebenserwartung und zu zwei Dritteln aus der Geburtenentwicklung her." Deshalb irrt die Kanzlerin, wenn sie kritisiert: "Schon eine Einteilung in Menschen mit und ohne Kinder ist nicht zielführend".
Das Grundgesetz verlangt die Förderung der Familien
Kinder bedeuten zwar für die Eltern privates Glück, aber zugleich ist jedes Gemeinwesen existenziell auf sie angewiesen. Eben weil keine Gesellschaft ohne ausreichend viele und ganzheitlich gebildete Kinder langfristig überleben kann, verlangt das Grundgesetz die Förderung der Familien – stellt somit Elternschaft ganz bewusst über das Lebensmodell Kinderlosigkeit.
Dass wir dabei versagt haben, zeigt der radikale gesellschaftliche Wandel der letzten 60 Jahre. In dieser Zeit hat Deutschland nicht nur einen kräftigen Rückgang der Großfamilien zu verzeichnen. Einen internationalen Spitzenwert erreicht unser Land vor allem bei der Zahl der Kinderlosen. Von den Frauen über 75 Jahre sind nur rund 11 Prozent kinderlos; bei den westdeutschen Frauen zwischen 35- bis 39-Jahren liegt die Quote mittlerweile bei 28 Prozent. Und im Bundeskabinett beträgt ihr Anteil sogar fast 70 Prozent. Ein eklatanter Unterschied zu Frankreich , dessen Familienpolitik Bundeskanzlerin Angela Merkel kürzlich noch in den höchsten Tönen gelobt hatte. Dort bleiben gerade mal 10 Prozent der Frauen ohne eigenen Nachwuchs.
Kommentare
Förderung kinderloser Ehen mit Splitting.....
....das gehört zuerst abgeschafft!!
Und erst dann, falls das mehr eingenommene Geld nicht ausreichen sollte, sollte die Politik mal über eine Sonderabgabe für Kinderlose nachdenken.
Gewollt oder ungewollt?
>>...sollte die Politik mal über eine Sonderabgabe für Kinderlose nachdenken.<<
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"...sollte die Politik mal über eine Sonderabgabe für GEWOLLT Kinderlose nachdenken." muss es heißen.
Schutz =/= Förderung
Moin,
seltsam, unter dem Link auf das GG steht:
"(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.
Von dem seitens des Autors behaupteten Verlangen nach Förderung steht da nichts.
CU
Die Förderung der Familie ist diesem ...
Verfassungsgedanken immanent. Sonst hätten ihn sich die Mütter und Väter des Grundgesetzes schlicht gespart. Gesetze werden immer ausgelegt, z.B. durch die Politik und die Rechtsprechung. Wenn Sie es genau wissen wollen, lesen Sie es in einem beliebigen GG-Kommentar nach. Bonner Kommentar, Maunz-Dürig - gibts in jeder Stadt-Bibliothek.
Dazu passt auch ...
... dass im Zuge der Reformen im Gesundheitswesen Kinderwunsch-Behandlungen nur noch für Menschen mit weit überdurchschnittlichem Einkommen erschwinglich sind.
Bitte verzichten Sie auf Polemik. Danke, die Redaktion/mo.
Ein funktionierendes Sozialsystem
ist ein solches, in das alle einzahlen!!! Darin besteht das Problem. Dagegen wehren sich die, die das nicht tun mit allen Mitteln.
Richtig und dagegen
wehren sich die Familien. Denn wenn diese z.B. voll in die GKV einzahlen würden gäbe es dort keine Probleme. Denn wenn man die dt. Durchschnittsfamilie zwei Kinder, eine Hausfrau, ein Verdiener nimmt, dann "schmarotzen" 3 davon zu Lasten der s.g. Kinderlosen. Gleiches gilt für das Schulsystem. Das tragen die Kinderlosen voll mit.
@Autor
Bitte erklären sie mal die Umverteilung des von Ihnen zitierten Sozialrichters (übrigens auch ein stattlich subventionierter "Schmarotzer", der zahlt als Beamter weder in die Renten noch Pflegeversicherung und bekommt sonst auch noch Zuschüsse) im Falle der KV. Siehe dazu oben: Einer zahlt ein Drei "schmarotzen" und das sind nicht die Kinderlosen.
Und auch die Minirenten sind nicht das Ergebnis von Kindern oder keinen, sondern das Ergebnis der Gehaltstrukturen in D.