Bekennender Islamunterricht soll in Nordrhein-Westfalen zum normalen Schulfach werden. Ein Zeichen für Toleranz und Integration soll er setzen. Die beiden Regierungsparteien SPD und Grüne haben deshalb gemeinsam mit der CDU einen Gesetzentwurf vorgelegt . FDP und Linke sind allerdings nicht dabei.
Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) , ein Dachverband der vier größten Vereinigungen, fordert schon seit Langem die Gleichberechtigung mit den Kirchen und droht deswegen sogar mit einer Verfassungsklage. Denn Religion (und kein Fach sonst!) ist als "ordentliches Lehrfach" in der Landesverfassung vorgeschrieben . Bisher gibt es hier nur eine rein weltliche "Islamkunde in deutscher Sprache", für derzeit etwa 10.000 Schüler. Aber mehr als 300.000 muslimische Kinder lernen in Nordrhein-Westfalen.
Der Gesetzentwurf sieht allerdings zunächst eine Übergangsregelung vor. Denn die islamischen Verbände, mit denen der Staat zusammenarbeitet, sind laut Rechtsprechung und Gesetzesbegründung "noch keine Religionsgemeinschaft" im strengen Sinne. Sunniten, Schiiten und Aleviten finden sich nicht in einer einheitlichen Glaubensorganisation zusammen, die die religiösen Grundsätze des Islam
verbindlich festlegen könnte
. Ideal wäre eine Vertretung der lokalen Moscheegemeinden in Synoden, etwa nach Art der evangelischen Kirchen. Der muslimische Religionspädagoge Bülent Ucar aus Osnabrück regt das schon seit Längerem an. Aber der Koordinationsrat der Muslime sieht sich durch die Gesetzesnovelle nach
wie vor als "Religionsgemeinschaft zweiter Klasse" diskriminiert.
Anderen aber erscheint die Übergangsregelung schon zu weitgehend und sogar verfassungswidrig, wie sich während der Expertenanhörung im Landtag herausstellte . Die Fraktionen hatten vor allem Juristen eingeladen. Was wie die Flucht der Politik ins Recht aussehen könnte, erwies sich als wichtiger Testlauf, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.
So erklärte beispielsweise das Katholische Büro der Bischöfe klipp und klar und im Prinzip unwidersprochen: Wer (noch) keine Religionsgemeinschaft ist, kann auch (noch) keinen im Grundgesetz verbürgten Religionsunterricht verlangen und keine Lehrer damit "bevollmächtigen". Schon mal so tun, als ob, das sei ein gewagtes Spiel mit der Verfassung. Auch wenn der Lehrplan nun Religionsunterricht vorsehe, handele es sich trotzdem von Rechts wegen um nichts anders als "staatlichen Islamunterricht", sagt der katholische Kirchenrechtler. Dafür könne der Staat sich beliebige Kooperationspartner aussuchen. Diese Organisationen haben dann aber – anders als die Amtskirchen – keine Grundrechte gegenüber dem Staat, der kann ihnen höchstens Mitwirkungsrechte im Schulunterricht einräumen.
Kommentare
Trennung von Kirche und Staat
Es ist längst überfällig, dass Kirche und Staat in Deutschland klar getrennt werden. Also kein Religionsunterricht mehr, keine Eintreibung der Kirchensteuer durch das Finanzamt und schon gar keine Zahlung von Gehälter der Kirchenleute durch Steuergelder.
Das gesparte Geld kann man dann in die Bildung stecken, wo es sehr viel besser aufgehoben ist. Die freigewordenen Schulstunden kann man mit Sprachunterricht oder Naturwissenschaften sehr viel sinnvoller nutzen.
Nicht zu vergessen..
..die gesetzlichen Tanz- und Musikverbote und was es sonst noch alles gibt.. :D
Komisches Deutschland
Beispiel eines deutschsprachigen Islamunterrichts
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf das Verlinken auf Inhalte, die lediglich der provikation dienen. Danke. Die Redaktion/vn
Einen Salafisten als paradigmatisch
für künftigen Islam-Unterricht an Schulen hinzustellen ist absurd. [...]
Gekürzt. Bitte verzichten Sie auf pauschale Unterstellungen. Danke. Die Redaktion/wg
Über-Schrift
Staatlich kontrollierter Islamunterricht mit gemäßigter und liberaler Auslegung des Koran sollte es in jedem Bundesland geben.
Die Alternative sind die sogenannten "Hassprediger": Islam(istisch)e Hardliner, die in Moscheen den Kindern und Jugendlichen ein falsches Verständnis der Religionen vermitteln und damit die Integration behindern.
Ih musste schmunzeln.
Wie kann man eine Sammlung klipp und klarer Vorschriften, wie man sein Leben zu leben hat, "liberal" auslegen? :-)
Wie in den Kommentaren steht brauchen wir Aufklärung über die Religion in den Schulen, die die Kinder dazu befähigt selbst zu entscheiden, ob es wirklich im Sinne des in der Bibel beschriebenen Mannes namens "Jesus" sein kann, [...]
Gekürzt. Bitte argumentieren Sie sachlich. Danke. Die Redaktion/wg
Für die Trennung.
Ich habe mal gelesen dass sehr viele Biologielehrer (!) die Evolutionstheorie als solche ablehnen. Ich weiß nicht ob es ein Problem der Bildung ist oder ob man wirklich ungebildet aus einer Universität kommen kann? Möglich ist es ja so gesehen schon. Ich kann ja auch in Mathe ein Ass sein aber ansonsten in vielen Fächern eine sehr beschränkte Weltsicht haben.
Der Kommentator hat absolut Recht: Die Kirche sollte sich selbst überlassen werden. Staatliche Gelder sollten vollkommen gestrichen werden - notfalls Hilfen für Kirchengebäude von den Gemeinden oder bei Hilfsorganisationen. Ansonsten stehe ich keinen Sinn darin. Das gilt im Übrigen sowohl für Christentum als auch für alle anderen Relgionen. Ansonsten sehe ich Religionsunterricht nur wenig Sinn wenn er nicht im Sinne einer kritischen Variation wie zB im Ethik-Unterricht oder in der Geschichte durchgenommen wird. Dafür kann man das Geld nutzen oder um ein paar Obdachlose wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Ideologien sind Ideen, d.h. sie versuchen die Welt in ihrem Sinne zu verbessern. Einen Anspruch auf Wirklichkeit oder Wahrheit haben sie aber alle nicht.
Beschränkt
Wieso hat man ihrer Meinung nach eine beschränkte Weltsicht, wenn man eine Theorie (EvolutionsTHEORIE) ablehnt?
Schon mal daran gedacht, dass diese Biologielehrer sich in ihrem Studium vielleicht intensiv mit der Materie auseinander gesetzt haben? Durchs alleinige beobachten von Bienen haben die bestimmt nicht ihr Studium geschafft.