Während immer mehr Schüler ein Studium beginnen, sinkt die Zahl der Bafög-Berechtigten. Die Zahl der mit Bafög geförderten Studenten und Schüler ist binnen vier Jahren bis 2016 um 16,7 Prozent gesunken. Das geht aus dem Bafög-Bericht des Bundeskabinetts hervor. Bei den Studenten sank demnach die Gefördertenzahl im Jahresdurchschnitt von insgesamt 440.000 im Jahr 2012 auf 377.000 im vergangenen Jahr. Bei den Schülern war der Gesamtrückgang von 190.000 im Jahresdurchschnitt 2012 auf 148.000 im vergangenen Jahr noch substanzieller. Hier sei jedoch der demografisch bedingte Rückgang der Schüler insgesamt zu berücksichtigen, ergänzt der Bericht. Die Berichterstatter begründen das gesamte Minus auch mit steigenden Einkommen sowie einer höheren Erwerbstätigkeitsquote.
"Der neue Bafög-Bericht spiegelt die gute wirtschaftliche Lage der Menschen in Deutschland wider", sagte der zuständige Berichterstatter Stefan Kaufmann (CDU). Weniger Schüler und Studierende als früher seien auf ihrem Bildungsweg auf die Sozialleistungen angewiesen.
Dem Rückgang bei den Geförderten stand ein Zuwachs bei den Förderbeiträgen gegenüber. "Der Bund bringt mit jährlich 2,9 Milliarde Euro so viel Geld für das Bafög auf wie nie zuvor", erklärte der bildungs- und forschungspolitische Sprecher der Union, Albert Rupprecht. Bafög-berechtigte Schüler erhielten 2012 noch durchschnittlich 401 Euro, 2016 waren es 435 Euro monatlich. Auch Studierende erhielten im Vergleich mehr. Ihre Fördersumme erhöhte sich von durchschnittlich 448 Euro auf 464 Euro.
Bei den Grünen und der SPD stieß der Bericht auf Kritik. Der Grünen-Bildungsexperte Kai Gehring bemängelte: "Das Bafög erfüllt immer weniger seinen Zweck als wichtigstes Bildungsgerechtigkeitsgesetz in unserem Land." Das behindere Aufstieg durch Bildung. Auch die jüngste Bafög-Reform sei völlig verpufft.
Die SPD sprach sich für eine rasche Reform der Bafög-Förderung aus. Die Fördersätze und Freibeträge müssten erhöht werden, ebenso die Wohnkostenpauschale angesichts steigender Mieten. "Eine sinkende Gefördertenquote drängt uns dazu, schnell zu handeln, bevor Menschen wegen finanzieller Hürden von einem Studium abgehalten werden", sagte der SPD-Abgeordnete Oliver Kaczmarek. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Swen Schulz nannte die Zahl der zuletzt geförderten Studierenden "enttäuschend" und den Anstieg des durchschnittlichen Förderbetrags auf 464 Euro "überschaubar".
Union will Bafög in neuer Legislaturperiode verbessern
Der Präsident des Deutschen Studentenwerks, Dieter Timmermann, nannte die Schlussfolgerung des Berichts richtig, dass eine neue Bundesregierung die Bedarfssätze und Freibeträge sowie die Höchstbeträge bei den Sozialpauschalen neu festlegen müsse.
Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) kündigte an, dass die Regierung auch in der laufenden Legislaturperiode "das Vertrauen in die Verlässlichkeit der staatlichen Ausbildungsförderung gewährleisten" werde. Die Union wolle laut Kaufmann die Bafög-Leistungen auch in der neuen Legislaturperiode weiter verbessern. "Die nächste Reform soll das BAföG insbesondere noch familienfreundlicher machen", sagte der CDU-Politiker.
Zum Wintersemester 2016/17 wurde das Bafög reformiert. Seither beträgt der Höchstsatz für Studierende 735 Euro. Der 21. Bafög-Bericht wurde am Mittwoch mit deutlicher Verspätung im Bundeskabinett verabschiedet. Eigentlich müsste alle zwei Jahre eine Neufassung veröffentlicht werden, die letzte war im Frühjahr 2014 erschienen.
Kommentare
Die Bafög-Sätze sind generell viel zu hoch und sollten je nach Studiengang dem zukünftigem gesellschaftlichen Nutzen angepasst werden (z.B.: BWL-Student: 1000€/Monat; Soziale-Arbeit-Bummelstudent: 200€/Monat). Deutschland gibt bereits zu viel Geld für Bildung aus, das in anderen Bereichen (z.B. Militär) besser aufgehoben wäre.
Chapeau!
Wenn der BWL'er nach Maßstab des "zukünftigen gesellschaftlichen Nutzens" (Ihre Aussage) bereits 1.000,- erhalten soll, wie viele Tausender hat dann erst der Humanmediziner verdient?
Sicher, dass Ihre Aussage durchdacht ist?
Wenn man Bafög braucht, sollte man es in Anspruch nehmen. Wenn man es nicht braucht sollte man es bleiben lassen.
Geht auch nicht anders- wer es nicht braucht bekommt es erst gar nicht.
Ist doch gut, wenn immer weniger Leute Bafög erhalten, dann haben sie es offensichtlich nicht nötig, weil ihre Eltern sie versorgen können, also in akzeptablen Verhältnissen leben. Was ja zum aktuellen Bild unseres Landes passt.
Wie kann es schlecht sein, dass es weniger Bedürftigkeit gibt? D.h. ja, man ginge von einem fixen Anteil an Armut / Bedürftigkeit aus, das wäre dann aber immer eine relative Armut, keine absolute, echte. So gäbe es selbst im Schlaraffenland noch Bedürftige.
Warum sollen Eltern bis in alle Ewigkeit für Kinder bezahlen? Warum sollen Kinder für Eltern bezahlen?
Vielleicht etwas grob.
Umstellung auf norwegisches Modell.
Die Eltern zahlen nichts mehr. (Das Kindergeld kann man ja weiterhin an den Studenten direkt zahlen.)
Der Student nimmt einen staatlich ermöglichten Kredit auf. Obergrenze vielleicht 1500€/Monat. Für die Rückzahlung ist er alleine verantwortlich.
Nur nebenbei: Eine norwegische Verwandte hat einen hohen Krdit für ein Studium in Deutschland aufgenommen und das eigentlich nicht gebrauchte Geld für die Renovierung eines Hauses in Norwegen verwendet. Das war in der Zeit der hoheN Zinsen. Der Studienkredit war niedrig verzinst und langfristig zurück zu bezahlen.