Zwei Schulklassen, zwei einfache Fragen: "Haben deine Eltern studiert?" Und: "Möchtest du später studieren?"
Die Antworten sind noch einfacher, für sie müssen die Schüler nur ein paar Schritte machen: Der linke Kreis in der Turnhalle steht für "ja", der rechte für "nein". Und während sich auf die Frage nach den Eltern die Schüler noch in beiden Kreisen verteilen, drängen sich nach der zweiten Frage fast alle im linken Kreis zusammen: Ja, sie wollen studieren!
Hier endet das Video 2 Klassen von docupy und WDR noch nicht ganz. Denn genau an dieser Stelle beginnt das Problem: In Deutschland hängt wie in kaum einem Land der Bildungsgrad der Kinder von dem ihrer Eltern ab. Nur 15 Prozent der Kinder ohne Akademikereltern schließen ein Studium ab, Akademikerkinder schaffen den Abschluss zu 63 Prozent. Deshalb widmen sich die docupy-Reporter ein halbes Jahr lang den großen Fragen nach Gerechtigkeit in Deutschland, in ihrem Projekt "Ungleichland". ZEIT ONLINE zeigt den ersten Clip exklusiv.
Kommentare
Andersrum - hätte ich den Nachwuchs nicht studiern lassen sollen, bloß weil die Eltern Akademiker sind ?
Hat das irgendwer behauptet?
Da ein Studium z.B. in Bereich BWL - nichts Anderes ist, als eine theoretischere - dafür weniger praktische kaufmännische Ausbildung - sehe ich hier kein all zu großes Problem.
Akademiker mit einem Bachelor konkurrieren auf dem Arbeitsmarkt mit jungen Menschen die eine betriebliche Ausbildung genossen haben.
Nur haben die Menschen mit betrieblicher Ausbildung schon richtige Berufserfahrung.
Dafür haben die Bachelor Absolventen etwas mehr theoretisches kaufmännisches Wissen.
Die Inflation von Akademikerabschlüssen nimmt in vielen Berreichen schon fragwürdige Züge an.
Mitlerweile muss doch jeder Polizist durch ein duales Studium.
Wo vor 30 Jahren ein Realschulabschluss gereicht hat - die Arbeit ist dieselbe.
Zumindest ist das meine Erfahrung, ich habe Studium + kaufmännische Ausbildung.
Eins von Beidem hätte gereicht. Im Nachhinein.
Um im Schuljargon zu bleiben:
Thema verfehlt, setzen, 6.
Man kann an anderer Stelle darüber diskutieren, wie sinnvoll es ist, unbedingt zu studieren und wie gut oder weniger gut unser (duales) Ausbildungssytem ist.
Das Thema sind hier aber unterschiedliche Bildungschancen von Kindern aus (Nicht-)Akademikerfamilien. Es ist reichlich zynisch einen Kind, dessen Eltern keine Akademiker sind, dem unser System aber den Zugang zum Studium massiv erschwert, zu sagen: Ey, egal, ist eh überbewertet, das Studium.
Eine weitere Beobachtung könnte man - zugespitzt - auf folgenden Punkt bringen: Fast alle wollen studieren und kaum einer möchte noch arbeiten. Zur festgestellten "Benachteiligung" über die Erfolgsaussichten für das Studium ist festzustellen, dass zu einer Zeit, als das Bildungsideal auch von der politischen Linken noch in der Arbeitnehmerschaft gefördert wurde und die Bildung noch nicht pädagogischen und politischen Experimenten geopfert wurde, der Anteil erfolgreich studierender Arbeiterkinder deutlich höher war.
Wenn man von "Arbeiterkinder" sprechen kann.
Bei vielen präkarisierten Arbeiterfamilien sind die Tischgespräche schon völlig andere.
Der Familienvater erzählt beim Abendessen wie er den ganzen Tag Mülleimer geleert hat, und die Mutter erzählt vom Toilettenputzen.
Wenn die Eltern z.B. Neurochirurgen sind, erfährt das Kind zwangsläufig wo die Amygdala liegt und wie eine Lobotomie abzulaufen hat.
Über die vielen Jahre summieren sich die Bildungsunterschiede gravierend.
Das kann keine Schule auffangen.
Es liegt auch in der Verantwortung der Eltern, nicht alles auf die Schule zu schieben.
Sondern sich selber hohe Ansprüche zu stellen und den Kindern das Beste zu ermöglichen, auch wenn das Geld knapp ist.
Mit Geld könnte der Staat aushelfen, aber der Anspruch ein niveauvoller Bildungshaushalt zu sein muss von den Eltern selber kommen.
Ich habe auch nicht studiert, aber versuche in der Freizeit mein Wissen zu erweitern, bastle eigene Transistoren&ICs, zähle den Artenbestand im Walt, hab mal versucht YellowCake herzustellen und Bier zu brauen. Ich besuche Volkshochschule und lasse mir auch gute Bücher zeitlich und finanziell etwas kosten.
Heute gibt es für "jeden", egal welcher Herkunft so viel zu entdecken. Man darf sich halt nicht hängen lassen.
Sie retten die Menschheit, danke.
Danke für den tollen Kommentar. Ich hätte es nicht besser ausdrücken können.
Sie haben sich offenbar eine gesunde Halbbildung angeeignet. Andernfalls würden Sie nichts über eine Lobotomie schreiben, ein in grauer Vorzeit angewendtes, sehr umstrittenes Verfahren der Neurochirurgie.
Ich bin allerdings auch der Meinung, daß jeder selbst seines Glückes Schmied ist, unabhängig davon, aus welchem Milieu man kommt.
" Artenbestand im Wald"
und
"Prekariat"
Schade, dass es immer noch keine Korrekturfunktion gibt.
" hab mal versucht YellowCake herzustellen"
Im Ernst? Mit Uranverbindngen spielt man nicht, schon gar nicht inder Wohnung oder im Haus. Ich hoffe, Sie haben die Töpfe gründlich gewaschen, bevor Sie damit angefangen haben, Bier zu brauen.
Sheldon Cooper hat ziemlichen Ärger bekommen, als er mal Yellow Cake kaufen wollte.... ;-)
Ich denke das braucht gewisse Denkweisen, denen manche von Kindheit an eingebracht wurde und anderen nicht.
Die einen werden zur Neugier erzogen, ermutigt. Die anderen nicht gewürdigt, vielleicht durch manches verhalten gehindert.
Ich stimme also zu das Erziehung die krux ist und nicht die Gene. Beweise habe ich keine, sondern nur ein Bauchgefühl.
Wie man etwas das andere von Kindheit bekamen selbst im nachhinein kostengünstig ohne gezielte langwierige Nachhilfe bekommt, dass braucht Experimente. Die Schule scheint es nicht zu schaffen.
Ich als Nachkomme der Quandt's halte nichts von Chancengleichheit. Meine Kinder kriegen einfach genügend qualifizierte und kostenintensive Nachhilfe. Wäre das Bildungssystem fair, dann hätten es meine Kinder ja mit einer Art Wettbewerb zu tun und das könnte ja nicht angehen.
Meine Erfahrung aus über 10 Jahren Nachwuchs einstellen ist, dass die Ansprüche stetig gestiegen sind, vor allem alberne Anforderungen bzgl. freie Zeiteinteilung, HomeOffice, Sabatticals etc. aber bitte dickes Gehalt und ein möglichst dickes Stück vom Kuchen. Bei derartigen Hampeleien sind die Akademikerkinder übrigens ganz weit vorne.
Leider zeigt die Erfahrung auch, dass die sog. "geheimen sozial vererbten Codes" sich oft (nicht immer, aber auffällig oft) nicht als "Codes" sondern Grundlagen mit Blick auf Sorgfalt, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Selbständigkeit herausstellen. Mit anderen Worten: die Quandts haben ihren Sprösslingen neben dem unbestreitbaren Vorteil aus Netzwerk etc. auch nicht-fachliche Grundlagen beigebogen, die oft mindestens genauso wichtig sind, wie fachliche Kompetenzen. Gut, die demonstrativ zur Schau gestellte spielerische Leichtigkeit hat natürlich auch mit dem Wissen um die eigene Privilegierung zu tun, das ist sicher nochmal ein Vorteil.
Zum Thema "Überakademisierung": Wenn ich Masterstudenten heute als Praktikanten einstelle, ist nicht immer sicher, ob sie auch eine Brief ohne Unterstützung korrekt frankieren und auf den Weg bringen können. Da waren die Anforderungen in meiner Berufsausbildung schon höher.