Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat wegen einer wachsenden Zahl von Quereinsteigern in den Schulen vor einer sinkenden Unterrichtsqualität gewarnt. Kollegen ohne eine reguläre Ausbildung könnten nicht alles leisten, was in einem Lehramtsstudium vermittelt werde, sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe der Passauer Neuen Presse. "In der Regel fehlen ihnen die pädagogischen Kompetenzen." In der aktuellen Notsituation würden Quer- und Seiteneinsteiger allerdings dringend gebraucht.
Tepe forderte eine Qualifizierung der Seiteneinsteiger, bevor diese an die Schulen kämen. "An den Schulen brauchen sie eine berufsbegleitende Weiterqualifizierung sowie die Unterstützung und Begleitung des Kollegiums, beispielsweise über Mentoringprogramme."
Die GEW-Vorsitzende warnte vor einem Bildungsnotstand. Die Lage sei heute schon "dramatisch, vor allem auch in den ostdeutschen Bundesländern". In den Grundschulen herrsche die größte Not, aber auch an beruflichen Schulen und an Gemeinschaftsschulen sei die Lage sehr schwierig. In den ländlichen Regionen seien die Probleme deutlich größer als in Städten. Ohne die vielen Quereinsteiger wäre die Lage "noch viel fataler".
Der Lehrermangel an den Grundschulen wird sich nach einer aktuellen Analyse in den kommenden Jahren noch verstärken. Bis 2025 fehlen laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung mindestens 26.300 Lehrer. Das sind noch einmal 11.000 mehr als in der jüngsten Prognose der Kultusministerkonferenz (KMK).
Kommentare
Potentielle Lehrerkandidaten, die ins Paradies Schule streben, gäbe es wie Sand am Meer. Findet sie in Castingsshows heraus! Lehrer kann eigentlich jeder, wenn man nur richtig will, sagt schon der Volksmund.
Und dann steht "eigentlich jeder" vor einer 28-Schüler-Klasse an einer inklusiven Gesamtschule und muss regelmäßig in den Arm genommen werden, weil die Überforderung psychisch krank macht.
Unter den derzeitigen Bedingungen ist Unterricht schon schwer, guter Unterricht ein echtes Kunststück.
+++ Die GEW-Vorsitzende warnte vor einem Bildungsnotstand. Die Lage sei heute schon "dramatisch, vor allem auch in den ostdeutschen Bundesländern". In den Grundschulen herrsche die größte Not, aber auch an beruflichen Schulen und an Gemeinschaftsschulen sei die Lage sehr schwierig. +++
Es wurde ja auch alles getan, dass es daraus hinausläuft. Am falschen Ende gespart, kein vernünftiges funktionierendes Konzept, Schülerzahlen z.T. kaum noch kalkulierbar.
Jetzt wird eben mehr und mehr die Ernte eingefahren.
Dazu werden dann noch "reguläre" Lehramtsanwärter immer stärker zum "bedarfsdeckenden Unterricht" eingesetzt.
Ausbildung brauchen die ja nicht ...
Ich schlage mal den großen Bogen von Bildung zu Populismus. Bei einer Wahl hat jede Stimme das gleiche Gewicht, ob diese von einem ungebildeten oder einem Bürger mit Bildung kommt. Je weniger Bildung jemand genossen hat, desto anfälliger kann er/sie sein, Lügen zu glauben. Das wissen die Populisten genau und nutzen es aus. Es ist also auch im gesellschaftlichen Interesse, unsere Kindern in der Schule zu verantwortungsvollen Bürgern zu erziehen. Das muss man können und gelernt haben und mit Flickschusterei und Unterrichtsausfall leidet die Qualität.
In Großbritannien kann man es beobachten. Die Wahl zum Brexit wurde vor allem durch geringes Bildungsniveau veranlasst.
https://www.independent.co.u…
Bildung hat das Problem, dass Populismus vollkommen unabhängig vom Bildungsgrad ist. Zum einen maßen sich alle ein Urteil an, weil sie ja selbst irgendwann einmal im Bildungssystem unterwegs waren, zum anderen wird in der (zu wenig evidenzbasierten) Bildungsforschung von jedem eine andere Sau durchs Dorf getrieben, weil nur das eigene Konzept das Seelenheil verspricht. Da wechseln sich Schreiben nach Gehör, Kopfnotensalat, Inklusion, jahrgangsübergreifendes Lernen und all die anderen Ideen regelmäßig ab und sorgen doch nur für Chaos.
"Laut der GEW reichen deren pädagogische Kompetenzen aber oft nicht aus."
Ja, es mag Defizite geben. die gibt es aber auch bei den herkömmlich ausgebildeten Lehrkräften und das, weiß Gott, nicht zu knapp.
Der Blick von außen kann durchaus bereichernd sein, Häufig rennt man jedoch gegen eine Mauer, die durch das Beharren auf Pfründen und Gewohnheiten charakterisiert ist.
Das nicht sein kann, was nicht sein darf.
Es geht hier tatsächlich um pädagogische Fähigkeiten, die bei den Quereinsteigern in den meisten Fällen nicht gegeben sind. Meine Nichte kann davon ein Lied singen. 10. Klasse Physik am Gymnasium wird von einer Quereinsteigerin unterrichtet, die vorher an der Uni am Lehrstuhl Physik gearbeitet hat. Fachlich ist die Frau ergo top. Problem ist nur, sie kann das alles nicht erklären. Sie ist nicht in der Lage, den Stoff auf das Niveau von 16jährigen herab zu brechen, was sich in einem eklatanten Leistungsabfall der gesamten Klasse in dem Fach widerspiegelt.
Merke: Nur weil jemand irgendwo richtig gut ist, heißt das noch lange nicht, dass er/sie das Thema fachfremden Laien anschaulich erklären kann. Dummerweise ist exakt diese Fähigkeit in der Schule erheblich wichtiger als Fachwissen.
Ich habe auch Physik studiert und könnte problemlos Mathe und Physik bis zum Abi unterrichten, bin aber mittlerweile zu alt dafür (bzw. habe einen anderen sicheren Job, bei dem ich allerdings nicht so viel wie ein Lehrer verdiene). Ich bilde mir ein, dass ich sehr wohl das auch 16-jährigen beibringen könnte, habe auch einen kleinen Beitrag geleistet, dass mein eigener Sohn das Abi in diesem beiden Fächern jeweils mit 15 Punkten erreicht hat. Und wir kennen mehr als genug voll ausgebildete Lehrer, die überhaupt nicht in der Lage sind, den Schülern etwas so zu erklären, wie man es sich wünscht. Bei einer Mathematikolympiade bekam mal von einem solchen Lehrer mein Sohn auf eine Aufgabe 0/10 Punkten. Da ich etwas Ahnung hatte und bemerkte, dass das so nicht richtig sein kann, haben wir die korrigierte Aufgabe eingeschickt, und danach hatte er 10/10 Punkten. Er hatte offenbar den Lösungsweg gar nicht verstanden. Soweit zu voll ausgebildeten Lehrern. Primär wichtig ist immer die Einstellungsfrage, den Schülern tatsächlich etwas beibringen zu wollen, und genau das vermisst man mittlerweile immer mehr. Das liegt aber nicht an den Seiteneinsteigern an sich.
"Problem ist nur, sie kann das alles nicht erklären"
Genau dies ist kein spezifisches Problem von Quereinsteigern, sondern schon fast systemisch, insbesondere wenn man auf die Fächer Mathe, Physik ,Chemie blickt.
Wenn ich auf die Schullaufbahn meiner Kinder blicke, könnte ich Ihnen seitenweise pädagogische und fachliche Fehlleistungen von regulär ausgebildeten Lehrkräften auflisten.
Es ist tatsächlich ein systematisches Problem. Nämlich das Problem, dass Kinder und Jugendliche immer weniger strukturiert und selbständig lernen können. Die Ausrede "xyz kann einfach nicht erklären" ist ein lachhafter Allgemeinplatz und deutet eher auf Unzulänglichkeiten bei den jeweiligen Schülern hin.
"Fachlich ist die Frau ergo top." Na bitte. Dann erhält man ja auch in der Schule einmal Physikunterricht, der auch als solcher bezeichent werden kann.
Haben Sie den Satz danach gelesen?
Und haben Sie verstanden, was die Aufgabe eines Lehrers ist?
Belege reichen Sie noch nach, ja?
Das ist eine Sache der Erfahrung und geht am Anfang den meisten Lehrern so. Entweder sie lernen es dann zu erklären oder sie geben das Unterrichten wieder auf - manchmal auf Druck der Eltern oder der Schulführung.
"Es geht hier tatsächlich um pädagogische Fähigkeiten, die bei den Quereinsteigern in den meisten Fällen nicht gegeben sind"
Jeder von uns hat in den 13 Jahren genug Nicht-Quereinsteiger=Pädagoge, studiert mit pädagogischen Mängeln vor der Nase gehabt...
Würden Sie sich gerne von einem quereingestiegenen Arzt behandeln lassen? Oder von einem Quereinsteiger-Anwalt vor Gericht vertreten lassen?
Warum werden ungelernte Lehrer von so vielen als Bereicherung gesehen?
"Sie ist nicht in der Lage, den Stoff auf das Niveau von 16jährigen herab zu brechen, was sich in einem eklatanten Leistungsabfall der gesamten Klasse in dem Fach widerspiegelt."
KEIN EINZIGER meiner Physiklehrer war dazu in der Lage!
Und das waren alles "echte" Lehrer.
Die Profs an der Uni waren übrigens auch nicht bessern, den Nebenfachstudenten irgendwas beizubringen, genau wie alle Tutoren und die Physik-Hiwis in den Praktika pädagogische Nieten waren.
Da wird dann wild in einer Gleichung rumgekürzt, irgendwas eingesetzt und, zack fertig, haben die ein Ergebnis.
Ich kann da nur mit der Schulter zucken und sagen: "Typisch Physiker."
Für die ist das alles glasklar und total logisch, der Rest der Welt versteht nur Bahnhof.
"Laut der GEW reichen deren pädagogische Kompetenzen aber oft nicht aus."
Ich habe Sozialarbeit studiert und wir haben die zukünftigen Lehrer bei uns in den Kursen sitzen gehabt, was manchmal ziemlich lästig war!
Tatsache ist, die machen ihren Pädagogikschein und das wars. Die Feuertaufe auf den Schulen überlebt keine pädagogische Fachrichtung bzw. dessen Lehre.