Der Deutsche Lehrerverband hat sich trotz der deutlichen Ergebnisse der neuesten WHO-Studie über die unzureichende Sportlichkeit von Kindern und Jugendlichen gegen Veränderungen am Sportunterricht ausgesprochen. Die Ergebnisse seien nicht überraschend, sagte Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft. Die Schüler und Schülerinnen bewegten sich zu wenig, so Meidinger: "Das sieht man auch an der Fitness der Schüler im Sportunterricht oder an Wandertagen."
Die Forderungen
nach mehr Zeit für den Schulsport sieht Meidinger allerdings skeptisch: Im Unterricht gehe es
viel um sportliche Techniken und Leistungstests. "Die Zeit, in der
Schüler sich bewegen, ist relativ gering." Für eine zusätzliche Stunde
Sport müsste aber eine andere Unterrichtsstunde wegfallen.
Mehr als 80 Prozent bewegen sich zu wenig
Auch eine andere Form des Sportunterrichts – mehr Spiel, weniger klassischen Unterricht – lehnt Meidinger ab. "Ich bin mir nicht sicher, ob das der richtige Weg ist", sagt er. Von der Schule werde erwartet, klassische Sportarten zu unterrichten. Schüler könnten so herausfinden, in welchen Disziplinen sie gut sind.
Hintergrund für die Überlegungen zum deutschen Schulsport ist die Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), nach der sich weltweit vier von fünf der 11- bis 17-jährigen Schülerinnen und Schüler zu wenig bewegen. In Deutschland waren nach WHO-Angaben 79,7 Prozent der Jungen und 87,9 Prozent der Mädchen 2016 körperlich nicht aktiv genug. Die WHO empfiehlt, dass sich 5- bis 17-Jährige mindestens 60 Minuten am Tag moderat bewegen oder Sport treiben sollten.
Als Grund für die mangelnde körperliche Betätigung bei Jugendlichen führen die Autorinnen der Studie die Digitalisierung an. Die Jugendlichen würden letztlich mehr digital als körperlich aktiv spielen.
Kommentare
Man kann es nicht oft genug wiederholen: Dieser "Deutsche Lehrerverband" mit seinem schlagzeilenverursachenden Präsidenten Meidinger vertritt keineswegs die Mehrzahl der Lehrer in Deutschland. Die mit Abstand größte Bildungsgewerkschaft ist immer noch die GEW. Nur eignen sich deren Positionen eben selten für populistische Schlagzeilen, nach deren Genuss sich die Leserschaft wahlweise schön empören oder leidenschaftlich zustimmen kann.
Man kann auch nicht oft genug wiederholen, dass die Schule gesellschaftliche Fehlentwicklungen nicht korrigieren kann.
" Im Unterricht gehe es viel um sportliche Techniken und Leistungstests."
Habe irgendwie das Gefühl, dass das Teil des Problems ist...
Der Sportunterricht kann mangelnde Bewegung im Alltag nicht ausgleichen. Das ist die eigentliche Aussage. Und die ist auch richtig.
Wir sollten Schule auch nicht mit absurden Ansprüchen überfordern.
Entfernt. Bitte bleiben Sie beim Thema. Danke, die Redaktion/mh
Darauf zu hoffen, die Menschen seien besser als sie sind, war noch nie ein aussichtsreicher Vorschlag.
Zumal sich die Frage stellt, von wem „die Jugend“ erzogen wird und ob dieser Gruppe nicht die größeren Verfehlungen zuzuschreiben sind. In Deutschland ist jeder zweite Erwachsene übergewichtig. Gehen wir denn mit gutem Beispiel voran? Fast 45 Millionen Deutsche betreiben keinen regelmäßigen Sport. Was leben wir unseren Kindern denn vor?
Es war vo längerem hier? zu lesen, dass in GB alle Schüler einer Schule in der Pause um das Grundstück joggen müssen, jeder nach seinem Tempo, aber alle machen mit.
Kinder müssen am Schulsport in erster Linie Spaß haben. Spaß ist der beste Motivationsfaktor, insbesondere für Schüler, die sowieso nicht sportlich sind. Wer an einer bestimmten Sportart weitermachen will geht sowieso schon vorher in einen Verein. Den Unterricht auf Techniken zu beschränken ist der absolute Spaßkiller.
Ich habe damals im Sportunterricht hauptsächlich gelernt, was alles keinen Spaß macht. Dieses alberne Rumgehüpfe aka Turnen habe ich leidenschaftlich gehasst, Ballsportarten sind schlicht langweilig. Erst in der Oberstufe wurde es dank der Wahlmöglichkeiten mit Badminton und Schwimmen besser. Wirklich entsetzt war ich dann beim Rudern. Zwei mal in der Woche ging ich jahrelang zur Ruder-AG meiner Schule und hatte großen Spaß daran. Deshalb dann auch im Abi Rudern gewählt und was wurde bewertet? Die Leistung an einem Ruder-Ergometer! Technik? Egal! Was soll das?
Ich würde mir wünschen, dass im Sportunterricht eine Vielzahl von Sportarten thematisiert wird, sodass jeder für sich herausfinden kann, was ihm Spaß macht.