Missbrauchsopfer haben die angekündigten Entschädigungszahlungen des katholischen Jesuiten-Ordens als nicht ausreichend bezeichnet. Die angebotene Summe von 5000 Euro sei deutlich zu niedrig, "um den erlittenen Schaden zu kompensieren oder auch nur eine Anerkennung der Schuld zu signalisieren", sagte Thomas Weiner von der Gruppe Eckiger Tisch der Frankfurter Rundschau. Ihm sei zudem "unverständlich", dass die Opfer, die dem Orden ja bekannt seien, einen Antrag stellen sollten.
Der Eckige Tisch fordert durchschnittlich rund 80.000 Euro pro Opfer. Die Gruppe besteht aus ehemaligen Schülern des Berliner Canisius-Kollegs, wo der Missbrauchsskandal vor einem Jahr öffentlich gemacht wurde.
In einem Brief an die mehr als 200 dem Orden bekannten Betroffenen hatte Jesuitenprovinzial Stefan Kiechle sich für die Vorfälle entschuldigt und erklärt, der Orden werde Betroffenen "nach Prüfung eines entsprechenden Antrags eine Zahlung von 5000 Euro anbieten".
Kommentare
Eine Entschädigung kann nur symbolisch sein...
1. Es ist doch sehr positiv, dass der Jesuiten-Orden, seinen Beteiligung an der Schuld der Vergangenheit aktiv aufarbeitet und den Opfern die Hand zur Versöhnung reicht.
2. Es ist aber auch grundstzlich festzuhalten, dass die Schuld bei den Tätern und nicht bei beim Orden liegt.
3. Eine finanzielle Entschädigung des Ordens kann daher nur einen symbolischen Chrakter haben. Erlittener Missbrauch sollte kein "geldwerter Vorteil" werden.
4. Das Problem: egal wie hoch die Entschädigung ist, aus Sicht der Opfer kann sie (natürlich) das elittene Unrecht nicht wiedergutmachen.
5. Die Entschädigung hat für den Orden die Bedeutung einer Buße und soll kein "Harakiri" sein.
6. Eine "finanzielle Opfer-Hirarchie" darf es nicht geben. Oder haben die Opfer besonderes "Pech" gehabt, deren Täter keine finaziell "potenten" Arbeitgeber hatten?#
7. Auch sollte anerkannt werden, dass sich die heute im Orden lebenden Brüder hier die "Last" der Täter aus den 50er- 80er Jahren aufbürden.
8. Auch die heutigen Schüler sollten weiter die Möglichkeit haben, die anerkannt hervorragende Ausbildung und Erzihung der Jesuiten genießen zu dürfen.
Das biher gesgte gilt eigentlich für alle vom Missbrauch "betroffenen" Organisationen und Institutionen (ja sogar für die Odenwald-"Schule").
Gruß,
Joe
Verantwortung des Ordens und der katholischen Kirche
"2. Es ist aber auch grundstzlich festzuhalten, dass die Schuld bei den Tätern und nicht bei beim Orden liegt."
"7. Auch sollte anerkannt werden, dass sich die heute im Orden lebenden Brüder hier die "Last" der Täter aus den 50er- 80er Jahren aufbürden."
Nein und Nein. Das sieht übrigens sogar der heutige Rektor, Pater Mertes so, der schrieb:
"Die Schüler [die ihm nun von den sexuellen Übergiffen berichteten, Red.] haben mir glaubwürdig die damalige Institution als eine wegschauende Institution beschrieben. Das Wegschauen beginnt immer in dem Moment, wo Sie etwas hören und sich entscheiden 'Ich will das gar nicht wissen'."
Und weiter: "Die Missbrauchsfälle - nicht nur hier, sondern auch die der vergangenen Jahre - stellen eine schwergewichtige Frage an die katholische Kirche. Nämlich, ob sie Missbräuche begünstigt, durch ihre Kultur, durch ihr System."
Die katholische Kirche und der Orden hier im Speziellen tragen sehr wohl eine kollektive Verantwortung für den in ihren Einrichtungen begangenen "sexuellen Missbrauch" (ein widerlicher Euphemismus für "Vergewaltigung"). Nämlich in der Hinsicht, dass sie ihn durch ihre autoritären Strukuten und das krude katholische Sexual- und Moralverständnis aktiv fördern. Dieser Verantwortung müssen sich auch die heutigen "Brüder" stellen.
Marktpreis?
Das Thema ist eigentlich viel zu schrecklich, trotzdem diese Anmerkung. 5000€ sind laut Bildzeitung das, was Berlusconi normalerweise seinen Edelprostituierten im Umschlag überreicht-für einen Abend!
Wenn ein Bordell Minderjährige beschäftigt, wird es zugemacht. Wieso gibt es den Jesuitenorden noch, warum wurde niemand verhaftet? Trennung von Staat und Kirche ist anscheinend doch nicht erfolgt, wenn ein Verein wie der Jesuitenorden offenkundig unantastbar ist.
Tetzel
und Ablass laesst gruessen!
Sie muessten doch eigentlich viel grosszuegiger sein! Oder wurden sie von Berlusconi beraten?
Wann erfolgt endlich wie in der Verfassung festgeschrieben die Trennung von Staat und Kirche? Und wann geht endlich mal einer dieser Taeter in den knast wo sie hingehoeren und nicht in das Schulzimmer, Kloster oder Kirche!!!
Bevor das nicht passiert, wird man wohl nie zur Tagesordnung uebergehen koennen!
Rechtssprechung möglich
Auch ich bin der Meinung, dass Institutionen, in denen in der Vergangenheit Willkür an den Ihnen Schutzbefohlenen bis hin zum Gesetzesübertritt stattfand, die begangenen Verbrechen nicht mit Geld entschuldigen können. Traumata sind nicht so einfach aus der Welt zu schaffen. Eine Strafverfolgung und richterliche Urteile wären hier von Nöten. Eine Schliessung der Anstalten vor Gericht anzustreben ist eine verständliche Option, bliebe nur die Frage offen, wem man in Zukunft die Verantwortung für diese Aufgabenbereiche guten Gewissens uberlassen möchte.