Der
Aufenthaltsort des Whistleblowers Edward Snowden
ist
geklärt: Snowden befinde sich noch immer im Transitbereich des Moskauer
Flughafens, sagte der russische Präsident
Wladimir Putin
der Nachrichtenagentur
Interfax. Der 30-Jährige sei als Transitpassagier gelandet und habe russisches
Staatsgebiet bislang nicht betreten.
Snowden sei ein freier Mann. Je eher er sich für ein
Reiseziel entscheide, desto besser. Putin sagte weiter, in
Russland
habe Snowden
keine Straftaten begangen. Er hoffe, der Fall werde die Beziehungen zu den
USA
nicht belasten. Russische Geheimdienste hätten nicht mit Snowden zusammengearbeitet. Zudem habe sein Land kein Auslieferungsabkommen mit den USA und Snowdens Ankunft in
Moskau
sei für die russischen Behörden unerwartet gewesen, sagte er zu den Vorwürfen aus den USA.
Die Suche nach Snowden und sein möglicher Aufenthaltsort hatten bereits zu erheblichen diplomatischen Verstimmungen zwischen den USA und Russland geführt. Die US-Regierung hatte die Auslieferung des früheren Geheimdienstmitarbeiters verlangt, der geheime Informationen über das Spähprogramm der NSA und des britischen Geheimdienstes GCHQ an den Guardian weitergegeben hatte . Snowden hat Asyl in Ecuador beantragt und war am Wochenende von Hongkong nach Moskau gereist.
Russland hatte verärgert auf die US-Vorwürfe reagiert.
Drohungen seien "absolut unbegründet und unannehmbar", hatte Außenminister
Sergej Lawrow
gesagt. Moskau sei nicht Snowdens Fluchthelfer, und der
30-Jährige habe die russische Staatsgrenze offiziell nie überschritten.
USA um Deeskalation bemüht
US-Außenminister John Kerry war angesichts der gereizten Reaktion aus Moskau um Entspannung bemüht. Es bestehe nicht die Notwendigkeit, "das Niveau der Konfrontation anzuheben", sagte Kerry. Er hoffe, Russland sehe es nicht als im eigenen Interesse gelegen an, sich an die Seite eines Mannes zu stellen, der auf der Flucht vor der Gerechtigkeit sei. Er verlangte allerdings erneut die Auslieferung Snowdens.
US-Regierungssprecher Jay Carney hatte auch die chinesische Regierung scharf kritisiert und sprach von einem "schweren Rückschlag" für die Beziehungen. Präsident Barack Obama sagte, die USA versuchten im Gespräch mit den betroffenen Ländern "sicherzustellen, dass das Recht zum Zuge kommt".
Snowden gab derweil weitere Details seiner Enthüllungen bekannt. Er habe sich nur in den US-Geheimdienst NSA eingeschlichen, um dessen Schnüffeleien im Internet aufzudecken, sagte er der Hongkonger Zeitung South China Morning Post . Allein aus diesem Grund habe er den Job als IT-Techniker bei der Beratungsfirma Booz Allen Hamilton angenommen, die im Auftrag der NSA an der Internetüberwachung beteiligt war.
Nach Angaben der Zeitung plant Snowden weitere Enthüllungen über Schnüffeleien der USA. Vorher wolle er das Material aber noch weiter sichten.
Kommentare
Jetzt ist's offiziell....
"Es bestehe nicht die Notwendigkeit, "das Niveau der Konfrontation anzuheben", sagte Kerry."
"Er hoffe, Russland sehe es nicht als im eigenen Interesse gelegen an, sich an die Seite eines Mannes zu stellen, der auf der Flucht vor der Gerechtigkeit sei."
"Präsident Barack Obama sagte, die USA versuchten im Gespräch mit den betroffenen Ländern "sicherzustellen, dass das Recht zum Zuge kommt"."
Soviel Verleugnung der Realität - mir bleibt die Spucke weg.
Wie war das noch mit „Wehre den Anfängen! zu spät wird die Medizin bereitet, wenn die Übel durch langes Zögern erstarkt sind.“
Jemand braucht hier dringend seine Medizin...
"...Recht...Gerechtigkeit..."
Das typische Geblubber autoritärer Unrechtsregime, deren Macht allerdings noch nicht ausreichend gefestigt ist, so dass diese wenigstens noch so tun, bzw. behaupten müssen, als wenn sie im Namen von Recht und Gerechtigkeit handeln würden.
oh cool - erster :D
interessant wirds ja, wenn Russland jetzt den USA anbietet Snowden gegen einen abtrünnigen Agenten, der in den USA lebt zu tauschen
mal sehen wie viele dann schreien, dass der ja nicht ausgeliefert werden darf, weil er den Verrat ja im Interesse des Friedens und der Freiheit begangen hat, was ja ehrenwert ist
Erstens: Fail, um eine Minute ;)
Zweitens: Um Snowden gegen einen anderen Agenten zu tauschen, müssten die Russen aber zugeben, dass eben irgendwann ein Agent abtrünnig geworden ist und nun in den USA ist. Wozu sollten sie sich diesen Image Schaden selber auferlegen.
Auch wenn es der Wahrheit entspricht,
war es wohl nicht die beste Idee von Snowden zuzugeben, dass er sich absichtlich in die NSA eingeschleust hat.
So gelangt er von einer Opferrolle viel einfacher zu einer Täterrolle - und die USA können ihn noch energischer einforden.
Ich denke auch China wäre wohl die beste Wahl gewesen, dort lässt man sich von den USA ja nicht alles gefallen.
Gutes Interview in n-tv:
Der deutsche Geheimdienstexperte Erich Schmidt-Eenboom glaubt nicht, dass der Whistleblower Edward Snowden in Ecuador sicher ist. Schon ein Beispiel aus Deutschland zeige, dass die CIA keine Hemmungen habe, Landesverräter zu entführen.
Die Selbstdarstellung der angelsächsischen Geheimdienste als Kämpfer gegen den Terrorismus diene allein der Legitimation, so Schmidt-Eenboom. Tatsächlich gehe es vor allem um wirtschaftliche und politische Interessen.
...
n-tv: Woran denken Sie?
Schmidt-Eenboom: Im April 1991 wurde in Berlin-Friedrichshain Jeffrey Carney auf offener Straße von der CIA entführt.
Carney war Mitarbeiter der US-Luftwaffe in Westberlin gewesen, er hatte Anfang der 80er Jahre in die DDR gehen wollen. Deren Geheimdienst überredete ihn allerdings, zurückzugehen und operativ für die Hauptverwaltung Aufklärung der DDR-Staatssicherheit zu arbeiten.
1985 erhielt er Asyl in der DDR. Nach der Wende wurde er von den Amerikanern in Ostdeutschland aufgestöbert, entführt und in den USA zu 38 Jahren Haft verurteilt.
Weder damals noch später gab es auch nur den geringsten diplomatischen Protest der Bundesregierung darüber, dass die Entführung auf deutschem Boden stattgefunden hatte...
http://www.n-tv.de/politi...
Wirklich?
Ich habe Zweifel an der Aussage Putins. Bauchgefühl