Wenige Tage nach dem mühsam errungenen Koalitionskompromiss hat das Bundeskabinett strengere Asylregeln verabschiedet. Deklariert als sogenanntes Asylpaket II soll zum einen der Familiennachzug für Flüchtlinge mit einem sogenannten subsidiären Schutz für zwei Jahre ausgesetzt werden. Zum anderen gelten fortan auch die nordafrikanischen Staaten Marokko, Algerien und Tunesien als sichere Herkunftsstaaten.
Das Paket, das als nächstes vom Bundestag beraten wird, umfasst zudem neue Regeln in puncto Residenzpflicht. So soll es künftig spezielle Aufnahmezentren geben, in denen
bestimmte Gruppen von Asylbewerbern beschleunigte Verfahren von
maximal drei Wochen durchlaufen. Dies gilt etwa für Personen aus
sicheren Herkunftsstaaten.
Künftig ist etwa erst dann ein voller Anspruch auf gesetzliche Leistungen vorgesehen, wenn sich Asylbewerber vor Ort registriert haben und den neuen Ankunftsausweis besitzen. Damit soll auch sichergestellt sein, dass sich Asylbewerber auch wirklich in die ihnen zugewiesene Aufnahmeeinrichtung begeben. Darüber hinaus sollen sie sich mit zehn Euro pro Monat an den Kosten für Sprach- und Integrationskurse beteiligen.
Kein Rückgang der Flüchtlingszahl
Des Weiteren sieht die Vorlage des Innenministeriums vor, dass alle Mitarbeiter, die in den Unterkünften für die Betreuung minderjähriger Migranten zuständig sind, ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen müssen. Und für ärztliche Atteste, die zur Aussetzung einer Abschiebung führen, sollen präzisere Vorgaben gelten, um Missbrauch zu vermeiden.
Auf diese Eckpunkte des Asylpakets II hatten
sich die Parteichefs von CDU, CSU und SPD, Angela Merkel, Horst Seehofer
und Sigmar Gabriel, bereits im November 2015 verständigt. Bei der
Ausarbeitung der Details verhakten sich die Koalitionäre dann aber
wieder wochenlang – und verkündeten erst Ende vergangener Woche die überraschende Einigung. Kritikern gehen die Regelungen aber noch nicht weit genug, viele fordern noch immer eine Obergrenze für neue Flüchtlinge, was Bundeskanzlerin Merkel aber ablehnt.
Ob sie diese Position aber halten kann, bezweifeln viele politische Beobachter. Angesichts neuer Flüchtlingszahlen wächst der Druck, denn ungeachtet des Winters zeichnet sich hier kein Rückgang ab. So registrierten die Behörden im Januar bundesweit 91.671 neue Flüchtlinge, im Schnitt also weiter knapp 3.000 Menschen pro Tag. Auf das ganze Jahr hochgerechnet würde das bedeuten, dass erneut eine Million Flüchtlinge Deutschland erreichen könnten. Im Jahresvergleich sind die Zahlen des Easy-Systems von Bund und Ländern – Easy steht für Erstverteilung von Asylbegehrenden – sogar deutlich gestiegen: Im Januar 2015 hatten bundesweit noch 32.229 Menschen Aufnahme in Deutschland gesucht.
Kommentare
Im DLF wird das Thema gerade behandelt!
Politischer Aktionismus, der gute Chancen hat, in der praktischen Umsetzung ganz schnell zu scheitern.
Sehe ich auch so
Asylpaket " ist eine Art von Luftnummer, mit denen die Regierungsparteien die Anwälte der deutschen vorheucheln wollen. Bei solchen Beschlüssen wird nicht darauf geachtet, ob es in der Praxis auch umsetzbar ist.
Einladungspolitik zu betreiben und an der Grenze 100-Tausende ohne Papiere und gesicherte Idendität durchzulassen, ist nicht schwer, diese Leute aber wieder loszuwerden, umso mehr.
Das ist doch eine Nachricht der letzten Woche. Und so was verkauft Ihr als aktuell?
"Das ist doch eine Nachricht der letzten Woche. Und so was verkauft Ihr als aktuell?"
Na ja. Das war schon letztes Jahr Thema und beschlossen gewesen. Erst wenn es als Gesetz erlassen wurde, ist es durch. Bin auch gespannt, ob die SPD Minister (teils vom linken Flügel) nicht noch versuchen, dass ein oder andere zu ändern.
Aber so oder so: viele ist nur Makulatur. sind die Menschen erst mal da, kostet es Unmengen an Aufwand und Energie diese wieder zurückzubringen.
Hatte die EU Kommission nicht vor einigen Tagen erst gesagt, dass nach Ansicht der EU Kommission gar kein Recht auf Schutz haben?
http://www.welt.de/politi...
Der größte Teil der in 2015 Eingereisten kam innerhalb von 5 Monaten ins land. Daher ist eine Zahl von ca. 1 Mio in 2016 doch nur wieder Augenwischerei. Es werden wohl eher > 2 Mio werden, wenn nicht endlich wirksame Mittel gefunden werden.
Entfernt. Verzichten Sie auf überzogene Polemik. Die Redaktion/th
Unserer Regierung, der zumindest zeitweise etliche falsche fragewürdige "Doktoren"
angehörten, doktert jetzt also an den Symptomen ihrer katastrophalen Flüchtlingspolitik herum, anstelle endlich mal klare Kante zu zeigen, und der Welt wie jetzt auch Schweden deutlich zu signalisieren, wir können schlicht nicht mehr jeden "aufnehmen", der sich auf die Reise macht.
Die Zahlenkünstler wollen uns immer noch verkaufen dass das Problem insgesamt geringer wird wenn der Zuwachs nur geringer wird. Das müssen die gleichen Experten sein die immer Verschuldung und Neuverschuldung durcheinander bringen.