Die französische Nationalversammlung hat ein Gesetz verabschiedet, das den Besuch von Prostituierten unter Strafe stellt. Den Freiern drohen bis zu 1.500 Euro Geldbuße, im Wiederholungsfall sogar 3.750 Euro. Der Kauf sexueller Handlungen sei eine Verletzung der Menschenwürde, sagte Frauenrechtsministerin Laurence Rossignol. "Die Prostitution ist an sich eine Gewalt."
Vorbild für die neue Regelung ist Schweden, das Freier seit 1999 bestraft. Ähnliche Vorgaben wurden in der Folge in Norwegen, Island und Großbritannien eingeführt.
Bisher drohten nur Prostituierten für "passiven Kundenfang" Strafen, auch wenn Prostitution selbst eigentlich nicht illegal ist. Dieses Delikt wurde nun abgeschafft, stattdessen wird der Kauf von Sex geahndet.
Die Abgeordneten hatten seit Ende 2013 schon dreimal für den Entwurf aus der Fraktion der regierenden Sozialisten gestimmt. Der von der konservativen Opposition dominierte Senat verhinderte aber stets gegen die zentralen Änderungen. Ein Kompromiss war nicht zu finden, auch innerhalb der politischen Lager gingen die Meinungen auseinander. Nun hatte die Nationalversammlung das letzte Wort, dabei stimmten 64 Abgeordnete mit Ja, 12 dagegen.
Widerstand von Prostituierten-Organisationen
Die Gesetzesinitiative war von heftigen Debatten begleitet worden. Immer wieder hatten Organisationen von Prostituierten gegen die Pläne demonstriert. Sie befürchten, mit dem Gesetz könnte das Gewerbe in die Illegalität abgedrängt werden – und die Tätigkeit der betroffenen Frauen damit gefährlicher werden. "Sobald die Kunden eine Geldbuße riskieren (...), wird es natürlich einen Rückgang des Besuchs geben, und die Kunden werden es leichter haben, den Prostituierten ihre Bedingungen zu diktieren", warnte Elizabeth Lamey von einer Hilfsorganisation im Sender France Info.
Das Gesetz soll Prostituierte auch beim Ausstieg aus der Prostitution unterstützen. Ein staatlicher Fonds bietet soziale Hilfe an, ausländische Prostituierte können zudem beim Ausstieg ein befristetes Aufenthaltsrecht bekommen. Kritiker bemängelten jedoch, die dafür bereitgestellten Mittel seien zu gering. Nach offiziellen Schätzungen gibt es in Frankreich zwischen 30.000 und 40.000 Prostituierte, die Mehrheit von ihnen ist ausländischer Herkunft.
In Deutschland ist Prostitution legal, die Regierung will aber künftig Freier von Zwangsprostituierten bestrafen. Ein am Mittwoch verabschiedeter Gesetzentwurf sieht Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren vor.
Kommentare
Prostitution gab es immer, gibt es und wird es immer geben. Das ist ein Fakt! Wenn der französische Staat meint, dass durch dieses Gesetz sich irgendetwas ändert, dann nur, dass die Frauen noch mehr ausgenutzt werden.
Richtig, man erzeugt dadurch einen Schwarzmarkt und einen hochprofitablen dazu. Ein gefundenes Fressen für das organisierte Verbrechen, Clans, Magia, etc.
Zum Wohle der Frauen ist das alles sicherlich nicht, im Gegenteil. Aber aus den Augen, aus dem Sinn, und dazu kann man wirkmächtig auch noch die eigene Moral vor sich hertragen.
Das passiert wenn man Gefühle über den Verstand stellt.
Ein Pauschalverbot ist das Dümmste, was man im Kampf gegen Menschenhandel, Zwangs- und Armutsprostitution tun kann. Anstatt denjenigen Frauen zu helfen, die in dieses Gewerbe gezwungen wurden und die darin Gewalt erfahren, treibt man die ganze Branche in die Illegalität.
Wenn auch nur die geringste Hoffnung bestünde, dass bald kein Mann mehr Interesse daran hat, Sex zu kaufen, dann würde ich ein Verbot ja vielleicht befürworten. Ich halte persönlich nichts von Männern, die Geld gegen Sex tauschen - allerdings kann ich meine eigenen Moralvorstellungen nicht anderen aufzwingen. So lange Nachfrage besteht, wird es auch ein Angebot geben - legal oder illegal, mit Zwang oder ohne. Daher muss der Schwerpunkt darauf gelegt werden, freiwilligen Sexarbeiterinnen zu ermöglichen, ihrem Beruf zu sicheren und menschenwürdigen Bedingungen ohne Zwang nachgehen zu können.
Ich spreche natürlich nicht für alle Männer, aber ich hatte noch nie Interesse daran, Sex zu kaufen.
Sex wird oft deutlich überschätzt ;^)
Es kann nicht funktionieren, gegen die menschliche Natur Gesetze zu erlassen, das zeigt die Geschichte ein ums andere Mal.
Das interessante daran: die neue Welle der Prüderie kommt nicht von Rechts und aus den Kirchen wie in der Vergangenheit, sondern von einer neuen, autoritären Linken. Nicht nur in diesem Fall, immer öfter wird gegen Bikini-Models, etc. Stimmung gemacht.
Die Argumentation ist dabei kein Deut besser als damals bei den Rechten. In jedem Arbeitsverhältnis wird ein "Körper" gekauft. Vom Körper der Putzfrau die sich mit dem Kot und Dreck von Hunderten Menschen beschäftigen muss bis zum Körper des CEO der mit Millionen Euro der Anleger/Eigentümer jonglieren muss. Solange diese Beziehung auf Freiwilligkeit beruht gibt es nichts einzuwenden.
Wir bewegen uns gerade rückwärts und setzen wieder individuelle Moralvorstellungen in allgemeine Gesetze um. Skandinavien ging voran, jetzt zieht auch Frankreich nach, ausgerechnet Frankreich.
Ich glaube, die Quelle solcher repressiver Gesetze ist eine Art fehlgeleiteter Empathie: Man stellt sich vor, man selbst müßte tun, was andere freiwillig tun, und will es ihnen in der Folge verbieten, da man die Freiwilligkeit nicht nachvollziehen kann.
Doch die Menschen sind verschieden – ein Phänomen, mit dem ein Teil der Linken traditionell Probleme hat.
Und so totalitär, mit dem Strafrecht sogar ins Schlafzimmer hineinreglementieren zu wollen, daß man Sex nur gratis haben darf, sind auch nur religiös oder ideologisch verbohrte Puritaner.
Ich bin der Meinung: Wer mit wem aufgrund welcher persönlicher Übereinkunft welche sexuellen Tätigkeiten vollbringt, geht im Normalfall genau die Beteiligten etwas an.
Auch der Dreh über die Kundenbestrafung verdeckt ja nicht, dass man die Frauen damit unter die Knute von Rechtlosigkeit Illegalität und Polizeiwillkür zurücktreibt. Kann ich nicht gut finden
Mal von der etwas zweifelhaften Konstruktion abgesehen. Ansonsten ist es ja handelsüblich, dass Menschen, die Verbrechen erst ermöglichen, dafür als Mittäter zur Rechenschaft gezogen werden.