Immer wieder kommt es im Kiez um die Rigaer Straße zu fingierten Notrufen, um Polizisten in den Hinterhalt der Altbauschluchten zu locken: Von den Dächern fünfstöckiger Häuser werden sie dann mit Pflastersteinen beworfen. "Da fliegt kein Stein ohne Grund", sagt der Autonome aus der Rigaer 94 mit unbeweglicher Mine. Auch diese Rechtfertigung der Gewalt ist beispielhaft für die Szene, die auf der Internetseite linksunten.indymedia eine Nabelschau zulässt: "Wir denken, in einer unanständigen Gesellschaft ist es anständig, Steine zu werfen", heißt es da.
Grund für den drastischen Anstieg der Gewalt sind Großereignisse wie die zum Teil militanten Protesten gegen die Eröffnung der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt, an denen auch zahlreiche gewaltbereite Aktivisten aus Berlin teilnahmen. Sie sind reisefreudig und gut vernetzt. Vor allem die Flut rechtsextremer und flüchtlingsfeindlicher Demonstrationen, die seit Ende 2014 eingesetzt hat, motiviert die zahlreichen linken Gewalttäter in der Antifa zu Aktionen gegen Rechtsextremisten oder solche, die sie dafür halten. In persönlichen Gesprächen auf gewaltbetonten Demonstrationen ist dann von "Notwehr" und "Selbstverteidigung" zu hören. Auch Rechtsextremisten wird hier die Menschenwürde abgesprochen. Polizisten und Nazis sind Schweine.
"Man hat die Gewalt von Linksextremisten zu lange toleriert"
Längst treiben sich die rasant gestiegenen rechtsextremen Gewalttaten durch die linken Reaktionen zu einer Gewaltspirale an. Das beobachtet auch der Politikwissenschaftler Klaus Schroeder von der Freien Universität Berlin: "Man hat die Gewalt von Linksextremisten zu lange toleriert, und wohl gesagt: Na ja, trifft ja nicht die Falschen – und hat damit die Gewalttäter ermuntert." Deshalb fordert Schroeder eine breite Front der Ablehnung gegen linke Gewalt, die es bislang nicht gibt: "Die haben wir ja – Gott sei Dank – auf der rechten Seite, wo Gewalttaten sehr wohl parteiübergreifend kritisiert werden."
Der Berliner Innenpolitiker Tom Schreiber (SPD) stimmt dem zu: "Man hat das Thema links liegen lassen, und damit spreche ich auch für meine Partei. Es herrscht weitgehend Hilflosigkeit, wie mit dieser Szene umzugehen ist", sagt Schreiber. "Den Autonomen ist es hier in Berlin ja gelungen, einen Keil zwischen die etablierten Parteien zu schlagen."
Kommentare
Es gibt keine gute Gewalt sofern sie nicht zur Notwehr um Leib und Leben ist. Punkt.
Ich hoffe unser "Hoffnungsträger" und glühendes Vorbild Heiko "Blinder Aktionismus" Maas bekommt diesen Artikel in die Finger.
--"Dann habe ich gesehen, wie Vermummte, die schwarz angezogen waren, Steine warfen. Unsere Kinder waren in Panik. Denn wenn Sie die Steine vor die Scheibe klatschen hören, ist das wie ein Einschlag. Inzwischen ist die Familie ausgezogen. Aus Angst."--
Und da sage noch jemand, die "Autonomen" hätten was gegen "Entmietung". Scheint so zu sein, als dass die Racker das gleiche machen wie die, gegen die sie "kämpfen".
Wurde Jemanad im besagten Fall gefasst und verurteilt? Wocher soll man wissen, dass es die "Autonomen" waren? Dieser Artikel kommt so unfassbar faktenlos daher, dass man sich fragen sollte, was das mit Journalismus zu tun hat ;)
Übrigens:
"Teilräumung der Rigaer 94 war nicht rechtmäßig"
https://www.rbb-online.de/po…
Die Gesinnungsdiktatur naht nicht mehr nur auf Taubenfüßen, sondern trampelt längst auf Harpyenkrallen durchs Land. Die Einschränkung der Meinungsfreiheit über das juristisch Fassbare hinaus (Beleidigung, Verleumdung etc.), natürlich im Namen von Menschlichkeit, Menschenrechten, Menschenwürde und Menschenkette, ist das erste Mentekel, die Ungleichbehandlung der politischen Extreme ein weiteres, dass der Staat Gesinnungsdelikte der einen Seite härter verfolgt als politisch motivierte Gewalt der anderen, bildet die Synthese aus beidem.
Say what?
Ein Recht auf Gewalt in einer Demokratie kann es nur in extremen Ausnahmesituationen geben. (z.B. Putschversuch)
Alle anderen Formen der Selbstermächtigung von Bürgern oder Gruppen zur Anwendung von Gewalt müssen strikt unterbunden und rechtsstaatlich geahndet werden.
Wenn wir der Gewalt freien Lauf lassen, weiß niemand, welche Kräfte sich letztlich als die stärkeren erweisen.
Deswegen kann es keine Legitimierung von (auch noch so avantgardistischer) Gewalt geben und keine "klammheimliche Freude" weil es die Richtigen trifft.
Und das gilt nicht nur für Berlin. In gleicher Weise gilt das für die Konflikte um Braunkohletagebaue oder Kernkraftwerke. Auch da gibt es Aktivisten, die Gewalt praktizieren und legitimieren.