Auf einer Mülldeponie am Rande der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba sind durch einen Erdrutsch mindestens 65 Menschen ums Leben gekommen. Bei den meisten Opfern des Unglücks habe es sich um Müllsammler gehandelt, sagte eine Sprecherin der Stadtverwaltung. Äthiopiens Kommunikationsminister Negeri Lencho sprach von 63 Opfern. Zunächst waren die Behörden von 46 Toten ausgegangen.
Auf der Müllkippe namens Koshe hatten sich nach Angaben von Augenzeugen rund 150 Menschen aufgehalten, als sich ein Teil des Müllbergs am Samstagabend aus noch ungeklärten Gründen losgelöst hatte. Durch den ins Rutschen geratenen Abfall wurden Dutzende Hütten am Fuß der Deponie und in einem angrenzenden Armenviertel verschüttet. Unter den Opfern waren auch Kinder.
Der Bürgermeister von Addis Abeba, Diriba Kuma, kündigte an, er wolle langfristig ein Programm auflegen, um die an der Kippe wohnenden Menschen umzusiedeln. Schon seit Längerem wird gewarnt, dass der Platz dort nicht mehr ausreiche und die Halde von Schulen und anderen Gebäuden eingeschlossen sei.
Geschätzte 500 arme Menschen durchwühlen täglich den Müll der Kippe nach Verwertbarem, um ihren Lebensunterhalt aufzubessern. Einige wohnen dort in provisorischen Hütten. Auf der Müllhalde wird seit mehr als 50 Jahren der Abfall der Stadt mit ihren mittlerweile vier Millionen Einwohnern abgelagert. Für einige Jahre war sie stillgelegt. Da Bauern eine andere geplante Müllkippe in ihrer Region blockierten, wurde sie kürzlich wieder in Betrieb genommen.
Der Bewohner Assefa Teklemahimanot sagte, die
Wiederinbetriebnahme habe vermutlich zu dem Erdrutsch mit beigetragen.
In den vergangenen zwei Jahren habe es kleinere Erdrutsche gegeben, bei
denen zwei bis drei Menschen umgekommen seien.
Kommentare
Traurig, dass es immer noch Menschen gibt, die so Leben müssen.
Und vor wenigen Minuten war ich noch einkaufen und musste mir das Gemeckere von zwei Kunden vor mir anhören, dass die Flüchtlinge angeblich alles in den Arsch geschoben kriegen. Draußen sah ich einen dann wieder, als er in sein Auto stieg. Ob er wohl extra gefahren ist, nur um die paar Sachen zu Kaufen?
Die alltäglichen Probleme wirken wieder kurz so klein, wenn man solch Nachrichten liest
Ja, das ist frustrierend. Hier wird von Armut geredet, wenn man unter 1000€ im Monat hat, und dort sterben Menschen, weil sie auf Müllkippen nach dem notwendigsten zum Überleben suchen.
Wenn wir uns um diese Länder nicht vor Ort durch gute Entwicklungshilfe kümmern, brauchen wir uns nicht beschweren, wenn die Probleme irgend wann nach Europa schwappen.
Ging Ihr Kommentar nicht ohne Seitenhieb auf die hiesigen Armen? Es gibt so etwas wie relative Armut. Natürlich geht es den Armen hier vergleichsweise besser als denen in Äthiopien, aber es geht ihnen trotzdem nicht gut. Und es ist auch kein Argument die Armut, die wir hier haben nicht zu bekämpfen.
Entwicklungshilfe fließt da unten schon lange hin, verschwindet aber wohl in dunklen Kanälen. Auch für Äthiopien muss man sagen, dass die Bevölkerungsexplosion dort ein großes Problem ist und in Angriff genommen werden muss.
"wir uns nicht beschweren, wenn die Probleme irgend wann nach Europa schwappen."
Warum? Entwicklungshilfe wird schon geleistet. Und es ist nicht unsere Schuld, dass die Geburtenrate dort 4.6 ist (Vergleich Deutschland, 1,38)
Ein Erdrutsch auf einer Müllkippe im XXXXXL-Format? Ganz bestimmt nicht. Da wird der Wohlstands-oder Restmüll von vier Millionen Menschen täglich abgekippt und das wird wahrscheinlich in einer Art und Weise geschehen, über die wir uns schon vor 50 Jahren aufgeregt hätten. Der tägliche Müll wird dort un- und nicht aussortiert übereinander gekippt, damit er weg ist. Da liegt die alte Röhrenglotze gleich neben den Küchenabfällen und die überdecken den verwesenden Straßenochsen, der zwischen Autoreifen und Industrieschlämmen die Hohlräume füllt.
Dort wo heute eine Müllhalde anwidernd nicht nur gen Himmel stinkt, war vor ein bis zwei Jahrzehnten wohl mal ein großes Tagebauloch. Da wurde reingekippt, auf Deubel komm raus, dort liegt keine Erde mehr, Erde mit kleinen Tierchen, Bakterien und Amöben wo möglich noch. Die einzigen Lebewesen, die dort zu finden sind, sind die armen Menschen, die nach was verwertbaren suchen. Von denen jetzt leider viele ums Leben gekommen sind, weil sie bei einem Müllsturz erschlagen wurden.
Ein Erdrutsch war das ganz sicher nicht, noch nicht mal so ähnlich.
Und das Interessante dabei ist, ist dass laut Zahlen vom Spiegel, dort jährlich nur 300.000 Tonnen Abfälle abgeladen werden, das entspricht gerade mal 75 Kilogramm Müll pro Person im Jahr. Da Produziert jeder Deutsche mehr als doppelt soviel Restmüll und das sechsfache an Müll überhaupt. Mich hat es sowieso gewundert, dass der Müll einer 4 Millionenstadt gerade einmal 500 Menschen ernähren kann, die den Müll quasi noch weiter recyclen. Von Wohlstandsmüll kann also keine Rede sein, im Gegenteil. Das ist ein sehr effizienter Umgang mit Müll, auch wenn es dabei natürlich leidtragende gibt.