Angesichts der gewaltsamen Verfolgung der muslimischen Minderheit in Myanmar fordern Hunderttausende Menschen in einer Petition, dass der faktischen Regierungschefin Myanmars, Aung San Suu Kyi, der Friedensnobelpreis aberkannt wird. Sie steht wegen der anhaltenden Gewalt und der Unterdrückung der muslimischen Minderheit in ihrem Land in der Kritik. Suu Kyi habe "nahezu nichts unternommen, um dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit in ihrem Land zu stoppen", heißt es in der Petition. Mehr als 370.000 Menschen haben sie bereits unterzeichnet.
Ende August waren in der Region Rakhine im Westen des Landes gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen der Armee und Rebellen der muslimischen Minderheit, der Rohingya, ausgebrochen. Nach Militärangaben sind 400 Menschen, überwiegend Rohingya, getötet worden, mehr als 160.000 sind laut UN ins Nachbarland Bangladesch geflohen.
Suu Kyi wies die Kritik zurück. Es sei "etwas unangemessen, von uns in 18 Monaten für alles eine Lösung zu erwarten." Ihre Regierung prüfe die Umsetzung einiger Empfehlungen der Annan-Kommission der UN, die empfohlen hatte, die Region Rakhine schnell wirtschaftlich zu entwickeln und dort soziale Gerechtigkeit zu fördern.
Am Mittwoch noch hatte Suu Kyi sich deutlich schärfer ausgedrückt. Die internationale Kritik basiere auf "Fehlinformationen", das Ausland diene mit seiner Unterstützung für die Rohingya den "Interessen von Terroristen".
Nobelpreiskomitee schließt Erfolg der Petition aus
Aung San Suu Kyi hatte jahrzehntelang einen gewaltfreien Widerstand gegen die Militärdiktatur angeführt. Dafür hatte sie 1991 den Friedensnobelpreis erhalten. Sie war dafür ins Gefängnis gesperrt worden und stand bis 2010 unter Hausarrest. In dem Jahr hatte die Militärdiktatur einen Übergang in die Demokratie eingeleitet, 2015 gab es die ersten freien Wahlen. Aung San Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie (NLD) ging zwar als klare Siegerin hervor, das Militär verhinderte jedoch, dass sie Präsidentin wurde. Sie ist offiziell Staatsrätin und Außenministerin, gilt jedoch als die politisch einflussreichste Person in Myanmar.
Das Nobelkomitee schloss einen Erfolg der Petition aus: Nur die vor der Zuerkennung eines Nobelpreises erbrachten Leistungen würden vom Komitee bewertet, sagte der Chef des Nobel-Instituts, Olav Njölstad. Alle später erfolgenden Handlungen hätten keinen Einfluss.
Der Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu forderte Aung San Suu Kyi dazu auf, sich für ein Ende der Gewalt einzusetzen. Die Bilder und Berichte über den "Horror" im Norden Myanmars erfüllten sein Herz mit "Schmerz und Furcht", sagte Tutu, der früher gegen die Apartheid in Südafrika kämpfte. Aung San Suu Kyi müsse einschreiten und ihr Volk wieder auf den Pfad der Gerechtigkeit zurückführen. Er hatte sich zuletzt nur noch selten zu politischen Themen geäußert.
Die Rohingya leben teilweise seit Generationen in Myanmar, werden jedoch als illegale Einwanderer angesehen. Ihnen wird unter anderem die Staatsbürgerschaft verwehrt. Nach Bangladesch geflohene Rohingya berichteten, Sicherheitskräfte und buddhistische Gruppen hätten ihre Häuser in Brand gesteckt, wahllos in Dörfer gefeuert, Zivilisten mit Messern angegriffen und sie vor die Wahl gestellt, zu gehen oder getötet zu werden.
Zehntausende Rohingya befinden sich in der Grenzregion und suchen nach Möglichkeiten, nach Bangladesch zu kommen. Die Regierung dort hat mittlerweile um Spenden in Höhe von 18 Millionen Dollar gebeten, um weitere Geflüchtete aufzunehmen und versorgen zu können. Die Flüchtlingslager seien überfüllt.
Kommentare
Auch wenn ich die Petition ebenfalls unterstützen würde, die Argumentation des Komitees ist fair und logisch. Sonst sind wir ja in der Beurteilung des Menschen, nicht mehr seiner Taten. Und das kommt niemandem zu.
Meiner Ansicht nach sollte es durchaus die Möglichkeit geben, den Friedensnobelpreis wieder abzuerkennen, wenn spätere Taten dem, wofür dieser Preis steht, völlig widersprechen. Der Friedensnobelpreis wird völlig entwertet, wenn auch die Unterstützerin der Diskriminierung und Vertreibung eines ganzen Volkes mit dieser Ehre ausgezeichnet ist.
Friedensnobelpreise sollten nur an Personen die am Lebens/Karriere-ende stehen vergeben werden.
"Nur die vor der Zuerkennung eines Nobelpreises erbrachten Leistungen würden vom Komitee bewertet, sagte der Chef des Nobel-Instituts, Olav Njölstad. Alle später erfolgenden Handlungen hätten keinen Einfluss."
Das spricht schon absolut für Ihre Idee. Wenn man sich dann noch auf den ursprünglichen Gedanken des Preises besinnen würde:
>Nach Maßgabe des Stifters soll er an denjenigen vergeben werden, „der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt“ und damit „im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht“ hat.<
Ach, noch ein ungerechtfertigter Friedensnobelpreis. Wie üblich.
Wer sind die Anderen 100?
Entfernt. Bitte belegen Sie Ihre Behauptungen mit Quellen. Danke, die Redaktion/ms
Sie haben bereits unter mindestens einem anderen Artikel zu dem Thema Rohingya kommentiert und müssten deshalb wissen, dass
- die Rohingya von den Vereinten Nationen eine der am stärksten verfolgten Minderheiten der Welt genannt werden
- die Rohingya bereits seit Jahrzehnten diskriminiert werden, und zwar nicht nur wegen ihrer Religion, sondern auch und vor allem aus rassistischen Gründen
- den Rohingya Anfang der Achtziger die Staatsangehörigkeit entzogen wurde und sie seitdem völlig rechtlos sind
- bereits Hunderttausende Rohingya aus dem Land geflohen sind
- in Myanmar der Fanatismus nicht bei den Muslimen, sondern bei den buddhistischen Mönchen zu finden ist, die gegen die Rohingya hetzen und zu Gewalt gegen sie aufstacheln
- in Myanmar das Militär nach wie vor die entscheidende Rolle spielt und Aung San Suu Kyi ihr Amt nur durch dessen Gnaden inne hat
Dass die Rohingya demokratiefeindlich sind, sollten Sie übrigens noch belegen, wenn Sie nicht wollen, dass man diese Behauptung für plumpe Hetze hält.
- in Myanmar es die buddhistischen Mönche sind, die