Der wegen Mordes an Patientinnen und Patienten angeklagte frühere Krankenpfleger Niels H. hat die Taten zum Auftakt seines Prozesses vor dem Landgericht Oldenburg gestanden. Die Vorwürfe träfen weitgehend zu, sagte H. Er ist bereits wegen sechs Taten zu lebenslanger Haft verurteilt. Nun muss er sich wegen 100 weiterer mutmaßlicher Morde verantworten, die er 2000 bis 2005 in zwei Kliniken in Oldenburg und Delmenhorst verübt haben soll.
In der Verhandlung wurde H. vom Gericht ausführlich zu den Anfängen seines beruflichen Werdegangs und seinen privaten Verhältnissen befragt. Die Richter wollen die Geschehnisse aus der sehr umfangreichen Anklageschrift chronologisch abarbeiten. H. schilderte, er habe bereits kurz nach dem Berufsstart unter Leistungsdruck gestanden und angefangen, Schmerzmittel zu nehmen. "Es war der Stress", sagte H. Er sei in Wilhelmshaven geboren und "behütet und beschützt" und ohne Gewalt aufgewachsen. Als Vorbilder auch für seinen Berufswunsch Krankenpfleger nannte er seine Großmutter und seinen Vater, die beide den Beruf ausübten.
Er habe aus niedrigen Beweggründen und heimtückisch gehandelt, hatte zuvor
Oberstaatsanwältin Daniela Schiereck-Bohlmann gesagt, als sie die Anklage verlas. Niels H. hatte zwischen 2000 und 2005 Intensivpatienten eine Überdosis unterschiedlicher Medikamente verabreicht, um Herz-Kreislauf-Stillstände auszulösen und die Betroffenen anschließend wiederzubeleben. Damit wollte er sich vor Kollegen als Retter beweisen. Viele der Kranken überlebten die Übergriffe nicht.
Schweigeminute zum Prozessauftakt
Wegen der vielen Nebenkläger und des großen Medienandrangs hatte das Gericht die Verhandlung in eine Kongresshalle verlegt. Zur Verhandlung erschienen nicht alle der mehr als 120 Nebenkläger. In den reservierten Platzreihen blieben viele Stühle leer. Vor Beginn des Prozesses bat der Vorsitzende Richter Sebastian Bührmann alle Anwesenden, zu einer Schweigeminute aufzustehen.
Der Prozess ist komplex und aufwendig. Die Staatsanwaltschaft hat 23 Zeugen benannt und 11 toxikologische und rechtsmedizinische Sachverständige.
Eine Sonderkommission aus Staatsanwaltschaft und Polizei hatte im Zuge der Ermittlungen mehr als 130 frühere Patienten exhumiert. Sie ließ sämtliche Sterbefälle an H.s Arbeitsstätten prüfen.
Fest steht nach Ansicht der Ermittler, dass ein großer Teil der Morde hätte verhindert werden können. Schon am Klinikum Oldenburg gab es eine Statistik, die zeigte, dass während der Schicht von Niels H. die Sterberate und die Zahl der Reanimationen stieg. Das Krankenhaus trennte sich von dem verdächtigen Pfleger, stellte ihm ein gutes Arbeitszeugnis aus und unterließ eine Warnung an das Klinikum Delmenhorst, wo Niels H. neu angestellt wurde. Auch dort kam bald ein Verdacht gegen H. auf, weil auffällig viele Patienten während seiner Schichten starben. Später lagen auch Beweise vor.
Es ist schrechlich, wie krank offensichtlich manche Menschen sind und eiskalt Intensivpatienten praktisch töten / in akute Lebensgefahr bringen, um dann selbst als Held aufzutreten.
Genauso erschreckend ist aber auch, das er das jahrelang weitgehgend unbehelligt in zwei verschiedenen Kliniken durchziehen konnte.
Es gab klare Verdachtsmomente Häufung von Todesfällen in seien Schichten doch es geschah so gut wie nichts.
Besonders schlimm, schließlich wurde er aus der ersten Klimik mit "gutem Arbeitszeugnis" verabschiedet, ohne jede Warnung bezüglich der auffälligen Todesraten ! Das ist mindestens fahrlässig.
Und dann hat es erneut Jahre gedauert mit den gleichen hohen Todeszahlen in seinem Umfeld, aber erst eine Krankenschwester, die Ihn auf frischer Tat ertappte hat Ihn endlich gestellt !
Ich hoffe die Staatsanwaltschaft wird hier auch wegen unterlassener Hilfeleistung, möglicher Verschleierung von Medikamentenmissbrauch bis hin zur fahrlässigen Beihilfe zum Mord ermitteln.
Denn alle seine Kolleginen/ Kollegen Ärzte etc. kannten die Gefährlichkeit der durch Ihn verabreichten Medikamente und haben trotz deutlicher Auffälligkeiten jahrelang geschwiegen/nichts unternommen.
Das Klinikum hat insofern etwas falsch gemacht, als dass es anstatt den Verdachtsmomenten inhaltlich nachzugehen und aufzuklären, den Mitarbeiter entlassen hat. So konnte er verdachtsmomentfrei in der nächsten Klinik weitermachen. Hier wäre es an der Klinik gewesen, die Verdachtsmomente zu melden und ggf. polizeilich ermitteln zu lassen. Somit hätten viele Morde verhindert werden können. Hier ist natürlich eine Schuld beim Klinikum zu suchen, die in der Hoffnung, dass es nie bekannt wird, sich des Problems entledigen wollten. Insofern wäre es wichtig, hier Präzedenzfälle zu schaffen, durch die Verfolgung einer Anklage dieser zumindest fahrlässig in Kauf genommenen Beihilfe zu weiteren Todesfällen.
Gegenfrage es gab deutliche Verdachtsmomente gegen Ihn, deshalb wollte Ihn die Klinik ja wohl auch loswerden, wieso wurde nicht die Polizei eingeschaltet um zu ermitteln ?, Auffälligkeiten und Verdachstmomente waren doch längst vorhanden ?!
So einfach werden die beteiligten Kliniken aus der Nummer hoffentlich nicht rauskommen, über hundert Morde hat er inzwischen gestanden !!
Und das will man in beiden Kliniken erst jeweils nach Jahren mitbekommen haben ?!
Das klingt alles sehr unglaubwürdig und gehört untersucht.
Das Klinikum hätte bei den ersten Verdachten bereits Anzeige erstatten müssen. Spätestens, als man ihn deswegen los werden wollte.
Meiner Erinnerung nach laufen da auch gegen einige Leute Prozesse wegen Tötung durch Unterlassen.
Natürlich kann ein Klinikum nicht wirklich selbst solche Ermittlungen führen und sollte es auch nicht. Bei Zweifeln hätte man sicher mehr Obduktionen veranlassen können, bei Toten, wo der Pfleger zu Gegen war. Da hätte man auch ruck zuck Beweise gehabt.
Das ist weit weniger unglaubwürdig, wenn man in solchen Bereichen mal gearbeitet hat.
Ich bin mehrfach in mich gegangen, ob ich solche Zeichen erkannt und richtig gedeutet hätte - ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich dies nicht sicher bejahen kann.
Es bleibt vielleicht ein Gefühl, eine Ahnung - aber etwas worauf man aktiv werden könnte? Nein.
Naja, wenn es da eine Ahnung gibt, sollten das Vorgesetzte auf jeden Fall erfahren. Und Vorgesetzte können schon was tun. Einfach mal dafür sorgen, dass bei den nächsten 10 Toten, bei denen der Pfleger irgendwie involviert war, nach dem Tod noch ein Blutbild angefertigt wird. Oder mal die Todesfälle des letzten Jahres mit den Dienstplänen abgleichen, im Zweifel einen Statistiker fragen.
Und wenn es da dann Auffälligkeiten gibt, Anzeige erstatten.
Das erfordert natürlich Mut und es erfordert eine halbwegs offene Komunikationskultur.
Nun, da gibt es ja auch den kleinen dienstweg.
Das klinikum Oldenburg hätte aber dem verdacht nachgehen müssen, verdeckt mit polizeilichen ermittlungen. Ohne wenn und aber.
Es gibt keine, aber wirklich gar keine entschuldigung für ein solches verhalten, das den tod vieler menschen nach sich zieht. Es hätte nicht einmal zivilcourage gebraucht.
Ich wundere mich sehr über Ihr verständnis.
Ich lade sie gerne ein, mal eine Schicht auf einer ITS zu machen. Am besten lassen Sie sich umschulen und machen es besser. Sie sind ein Klugschnacker würden Wir im Norden jetzt sagen.
Wie auch immer das im Allgemeinen ist, in den Krankenhäusern, in denen diese Morde passiert sind, lief gehörig etwas schief. Denn das ist ja aufgefallen, ohne Konsequenz.
Ein wirklich guter Kommentar von dir. Auch der Verweis darauf, dass selbst du, der in diesem Bereich gearbeitet, nicht weißt, ob man diese Frage "bejahen" kann, finde ich sehr ehrlich.
Kommentare
Damit dürfte er Deutschlands Serienmörder mit den meisten nachgewiesenen Opfern sein.
Nach der Liste von Wikipedia müsste er nun auf Platz 2 der meisten nachgewiesenen Morde sein.
https://de.wikipedia.org/wik…
Es muss unvorstellbar schmerzhaft für die Angehörigen sein.
100 Menschen, aus dem Leben gerissen, aufgrund dieses Menschen!
Es ist schrechlich, wie krank offensichtlich manche Menschen sind und eiskalt Intensivpatienten praktisch töten / in akute Lebensgefahr bringen, um dann selbst als Held aufzutreten.
Genauso erschreckend ist aber auch, das er das jahrelang weitgehgend unbehelligt in zwei verschiedenen Kliniken durchziehen konnte.
Es gab klare Verdachtsmomente Häufung von Todesfällen in seien Schichten doch es geschah so gut wie nichts.
Besonders schlimm, schließlich wurde er aus der ersten Klimik mit "gutem Arbeitszeugnis" verabschiedet, ohne jede Warnung bezüglich der auffälligen Todesraten ! Das ist mindestens fahrlässig.
Und dann hat es erneut Jahre gedauert mit den gleichen hohen Todeszahlen in seinem Umfeld, aber erst eine Krankenschwester, die Ihn auf frischer Tat ertappte hat Ihn endlich gestellt !
Ich hoffe die Staatsanwaltschaft wird hier auch wegen unterlassener Hilfeleistung, möglicher Verschleierung von Medikamentenmissbrauch bis hin zur fahrlässigen Beihilfe zum Mord ermitteln.
Denn alle seine Kolleginen/ Kollegen Ärzte etc. kannten die Gefährlichkeit der durch Ihn verabreichten Medikamente und haben trotz deutlicher Auffälligkeiten jahrelang geschwiegen/nichts unternommen.
Strafrecht ist nicht so ihre Stärke, oder?
> und unterließ eine Warnung an das Klinikum Delmenhorst, wo Niels H. neu angestellt wurde.
Das geht ja auch gar nicht anders. Ohne einen Beweis ist das üble Nachrede.
Das sollte man nicht so schreiben, als hätte das Klinikum Oldenburg hier etwas falsch gemacht.
Das Klinikum hat insofern etwas falsch gemacht, als dass es anstatt den Verdachtsmomenten inhaltlich nachzugehen und aufzuklären, den Mitarbeiter entlassen hat. So konnte er verdachtsmomentfrei in der nächsten Klinik weitermachen. Hier wäre es an der Klinik gewesen, die Verdachtsmomente zu melden und ggf. polizeilich ermitteln zu lassen. Somit hätten viele Morde verhindert werden können. Hier ist natürlich eine Schuld beim Klinikum zu suchen, die in der Hoffnung, dass es nie bekannt wird, sich des Problems entledigen wollten. Insofern wäre es wichtig, hier Präzedenzfälle zu schaffen, durch die Verfolgung einer Anklage dieser zumindest fahrlässig in Kauf genommenen Beihilfe zu weiteren Todesfällen.
Gegenfrage es gab deutliche Verdachtsmomente gegen Ihn, deshalb wollte Ihn die Klinik ja wohl auch loswerden, wieso wurde nicht die Polizei eingeschaltet um zu ermitteln ?, Auffälligkeiten und Verdachstmomente waren doch längst vorhanden ?!
So einfach werden die beteiligten Kliniken aus der Nummer hoffentlich nicht rauskommen, über hundert Morde hat er inzwischen gestanden !!
Und das will man in beiden Kliniken erst jeweils nach Jahren mitbekommen haben ?!
Das klingt alles sehr unglaubwürdig und gehört untersucht.
Das Klinikum hätte bei den ersten Verdachten bereits Anzeige erstatten müssen. Spätestens, als man ihn deswegen los werden wollte.
Meiner Erinnerung nach laufen da auch gegen einige Leute Prozesse wegen Tötung durch Unterlassen.
Natürlich kann ein Klinikum nicht wirklich selbst solche Ermittlungen führen und sollte es auch nicht. Bei Zweifeln hätte man sicher mehr Obduktionen veranlassen können, bei Toten, wo der Pfleger zu Gegen war. Da hätte man auch ruck zuck Beweise gehabt.
Das ist weit weniger unglaubwürdig, wenn man in solchen Bereichen mal gearbeitet hat.
Ich bin mehrfach in mich gegangen, ob ich solche Zeichen erkannt und richtig gedeutet hätte - ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich dies nicht sicher bejahen kann.
Es bleibt vielleicht ein Gefühl, eine Ahnung - aber etwas worauf man aktiv werden könnte? Nein.
Doch, das sollte man. Es ist sogar nicht unwahrscheinlich, dass verantwortliches Personal der Klinik Oldenburg deswegen verurteilt wird.
Hierzu interessant das Feature des Deutschlandfunks: https://www.deutschlandfunkk…
Naja, wenn es da eine Ahnung gibt, sollten das Vorgesetzte auf jeden Fall erfahren. Und Vorgesetzte können schon was tun. Einfach mal dafür sorgen, dass bei den nächsten 10 Toten, bei denen der Pfleger irgendwie involviert war, nach dem Tod noch ein Blutbild angefertigt wird. Oder mal die Todesfälle des letzten Jahres mit den Dienstplänen abgleichen, im Zweifel einen Statistiker fragen.
Und wenn es da dann Auffälligkeiten gibt, Anzeige erstatten.
Das erfordert natürlich Mut und es erfordert eine halbwegs offene Komunikationskultur.
Nun, da gibt es ja auch den kleinen dienstweg.
Das klinikum Oldenburg hätte aber dem verdacht nachgehen müssen, verdeckt mit polizeilichen ermittlungen. Ohne wenn und aber.
Es gibt keine, aber wirklich gar keine entschuldigung für ein solches verhalten, das den tod vieler menschen nach sich zieht. Es hätte nicht einmal zivilcourage gebraucht.
Ich wundere mich sehr über Ihr verständnis.
>Das erfordert natürlich Mut und es erfordert eine halbwegs offene Komunikationskultur.
Also in einem deutschen Krankenhaus völlig undenkbar. Hauptsache nicht auffallen, hauptsache irgendwie die Schicht rumkriegen.
Ich lade sie gerne ein, mal eine Schicht auf einer ITS zu machen. Am besten lassen Sie sich umschulen und machen es besser. Sie sind ein Klugschnacker würden Wir im Norden jetzt sagen.
Wie auch immer das im Allgemeinen ist, in den Krankenhäusern, in denen diese Morde passiert sind, lief gehörig etwas schief. Denn das ist ja aufgefallen, ohne Konsequenz.
Ein wirklich guter Kommentar von dir. Auch der Verweis darauf, dass selbst du, der in diesem Bereich gearbeitet, nicht weißt, ob man diese Frage "bejahen" kann, finde ich sehr ehrlich.
Danke.