Der Internationale Frauentag am 8. März ist in Berlin künftig – anders als in den anderen Bundesländern – ein gesetzlicher Feiertag. Das Abgeordnetenhaus beschloss dafür eine Änderung des Sonn- und Feiertagsgesetzes. Für den Antrag der rot-rot-grünen Koalition stimmten 87, dagegen 60 Abgeordnete. Die geplante Gesetzesänderung sieht zudem vor, dass der "75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und der Beendigung des Zweiten Weltkriegs in Europa" am 8. Mai 2020 einmalig ebenfalls ein arbeitsfreier Tag wird.
Berlin hat nun zehn gesetzliche Feiertage. Damit schloss das Bundesland mit den bisher wenigsten Feiertagen nun zu einer Reihe anderer Bundesländer auf. Im vergangenen Jahr hatten bereits mehrere andere Landesparlamente neue Feiertage eingeführt. Während die norddeutschen Bundesländer den Reformationstag zum Feiertag machten, setzt Thüringen auf den Weltkindertag. Der Stadtstaat Berlin ist das einzige Bundesland mit dem Frauentag als Feiertag. In diesem Jahr fällt der Feiertag auf einen Freitag.
Die Initiative für den Frauentag war aus der SPD gekommen. Derya Caglar, gleichstellungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, sagte, die Entscheidung sei "ein ganz großes Zeichen dafür, dass wir auf dem Weg der Gleichstellung von Frau und Mann weiterkommen". Weiblichen Politikern gebe dieser Erfolg besonders viel Motivation. Vor der Abstimmung erklärte die frauenpolitische Sprecherin der Linken, Ines Schmidt, der neue Feiertag solle jedes Jahr in besonderer Weise an Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen erinnern. Auch Anja Kofbinger von den Grünen befürwortete die Wahl. Berlin sei "multireligiös und atheistisch geprägt". So gebe es einen "religionsunabhängigen Feiertag" für alle Bürger.
Kritik von CDU, FDP, AfD und Unternehmen
Kritik an der Wahl des Tages gab es in der Debatte auch. So sagte etwa der CDU-Politiker Stefan Evers, der 8. März sei ein "weithin unbekannter Gedenktag". Er kritisierte, dass die Koalition keine überparteiliche Verständigung angestrebt habe. Das sei anders gewesen, als über den einmaligen Feiertag zum 500-Jahr-Gedenken der Reformation am 31. Oktober 2017 debattiert wurde. Der AfD-Abgeordnete Martin Trefzer hingegen meinte, dass die Berliner den Reformationstag als gesetzlichen Feiertag bevorzugen würden.
Die Hauptstadt könne sich gar keinen neuen Feiertag leisten, warnte die Abgeordnete Maren Jasper-Winter (FDP). Denn Berlin sei das größte Nehmerland im Finanzausgleich der Bundesländer. Ähnlich äußerte sich der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg, Christian Amsinck. Berlin verzichte ohne Not auf 160 Millionen Euro Wirtschaftsleistung.
Initiatorin Clara Zetkin
Der Internationale Frauentag geht auf die Konferenz sozialistischer Frauen im Jahr 1910 in Kopenhagen zurück. Initiatorin war die Frauenrechtlerin Clara Zetkin. Ausgerufen wurde der Tag erstmals 1911. Zunächst fand er am 19. März statt, erst später setzte sich der 8. März durch. Bei den Kundgebungen in Deutschland gehörte die Einführung des Frauenwahlrechts zu den wichtigsten Forderungen; es wurde in Deutschland 1918 eingeführt.
Während der Frauentag in der Bundesrepublik zunächst kaum Bedeutung hatte, wurde er in der DDR ab 1947 offiziell begangen. Er sollte die Gleichberechtigung fördern und die Arbeit der Frauen würdigen – sie bekamen oft Blumen geschenkt. Im Westen gewann er in den 1970er Jahren durch die damalige Frauenbewegung wieder an Bedeutung.
Die Vereinten Nationen riefen im Rahmen des internationalen Jahres der Frau erstmals eine Feier zum 8. März 1975 aus. 1977 rief ihn die UN-Generalversammlung zum "Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden" aus.
Kommentare
Frauentag erinnert mich irgendwie an Muttertag. Vor etlichen Jahren war ich der Meinung, dass eigentlich jeder Tag auch ein wenig Muttertag sein sollte, zumindest wenn die Kinder kleiner sind.
Mittlerweile habe ich nichts mehr gegen einen Muttertag, da dann wenigstens auch ältere "Kinder" sich mal Zeit für die Mutter nehmen.
Brauchen Frauen wirklich solch einen Frauentag? Werden sie dann letztlich nicht auf einen solchen Tag, zwar voller Symbolik und schöner Reden, reduziert?
Frauen gehört die Hälfte der Welt und die sollten sie sich endlich einfach nehmen.
Lesen Sie einfach mal die Historie des Internationalen Frauentags nach.
https://de.wikipedia.org/...
Ist doch in Ordnung, bei einer weitgehend religionsfreien Bevölkerung einen nichtreligiösen Anlass zu wählen.
Übrigens, wenn Herr Evers aus NRW den Tag für weithin unbekannt hält, ist er vielleicht noch nicht richtig integriert in seiner neuen Heimat ;-)
Aber bitte nicht einen Feiertag, der nominell nur der Hälfte der Bevölkerung gewidmet ist. Kirchliche Feiertage sind nun einmal lange Tradition (auch wenn sie nicht immer unveränderlich Feiertage waren) und somit Teil unserer Kultur, was nicht grundsätzlich ausschliessen soll, dass man nicht auf einige verzichten könne, wie man es auch bereits getan hat. Politisch motivierte Feiertage, die sich auf bestimmte Gruppen beziehen, dienen allzu oft nur einer Selbstbeweihräucherung, seien es nun Heldengedenktage, Tage des Kosmonauten, der Revolution etc.etc. Und genauso häufig auch an totalitäres Gedankengut gebunden. Dieser Berliner Feiertag steht ja auch in Tradition der Sowjets. Ein Trost bleibt: sie sind in der Regel sehr vergänglich, aber sie finden auch in einer Kapitale statt, in der man seit über 100 Jahren schon an einen rapiden Wechsel von Feiertagen und Strassennamen gewöhnt ist.
schöne idee, gute entscheidung, berlin!
Neuer Feiertag war wirklich überfällig, da Berlin bislang mit 9 trauriges Schlusslicht unter den Bundesländern war, wären die meisten 10-11 haben (und die Bayern 13-14 je nach Region). Ich persönlich hätte ja den 17. Juni bevorzugt, sowohl wegen des konkreten Berlinbezuges als auch weil er wenigstens ein bisschen was gegen das meist längste Berliner Feiertagsloch in den wärmeren Monaten getan hätte (aktuell gibt es zwischen Pfingsten und dem 03. Oktober nix). Aber der 08. März liegt mir auch sehr, gerade auch weil er ein klarer, für alle einfach zu verstehender Anlass ist, und zwischen Neujahr und Ostern hatten wir bislang auch nix. Zudem war es folgerichtig, dass hier etwas zum Ausgleich zwischen den religiösen Feiertagen und den säkularen getan wird - von letzteren gab es bislang in Berlin 3, von ersteren 6, und bei einigen von denen (insbesondere Himmelfahrt und Pfingsten) haben die meisten keinerlei Ahnung, worum es da denn gehen soll (außer Vatertagssaufen, aber das scheint mir jetzt nicht soooo religiös).
Schön fände ich nur, wenn Berlin bei diesem Feiertag auch eine weitere überfällige Anpassung vornähme: Dass wir ihn, wenn er aufs Wochenende fällt, nicht verlieren, sondern dafür als Ersatz den folgenden Montag frei bekämen.
Ist das heutzutage noch zeitgemäß- Das haben die Frauen doch wohl nicht nötig. Bald kommt ein Mann, klagt dagegen, dann ein Kind, dann ein Transsexueller...
Also jedem einen Feiertag!
Hätte ich als Arbeitnehmer kein Problem damit. Ist mir doch egal weshalb ich einen freien Tag habe.