Die Zahl der Kinder, denen in Deutschland Gewalt und Vernachlässigung drohen, ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Dies teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. 2018 stellten Jugendämter eine solche Kindeswohlgefährdung demnach bei 50.400 Kindern und Jugendlichen fest. Dies waren 10 Prozent mehr als im Jahr davor.
Die Zahl der von Armut und sozialer Ausgrenzung bedrohten Kinder sank demnach im gleichen Zeitraum. 2,4 Millionen Kinder seien 2018 noch dadurch gefährdet gewesen, das entspricht 17,3 Prozent. Im Jahr 2017 waren es noch 18 Prozent gewesen.
Von den 13,6 Millionen Minderjährigen in Deutschland sind laut der Statistik 95.000 in einem Heim untergebracht, weitere 81.400 in einer Pflegefamilie. Anlass für die Statistik ist der internationale Tag der Kinderrechte am Mittwoch. Der Tag erinnert an die Annahme der UN-Kinderrechtskonvention am 20. November 1989. Die Konvention besteht aus insgesamt 54 Artikeln zu Schutz-, Förder- und Beteiligungsrechten von minderjährigen Kindern und Jugendlichen.
Kommentare
Vielleicht korreliert der traurige Befund mit der immer seltener werdenden Verwendung des Begriffs Eigenverantwortung. Vielleicht würde es den Kindern helfen, wenn im öffentlich Diskurs deutlicher betont wird, dass die erste Verantwortung für die Kinder bei den Eltern liegt.
Vollkommen korrekt. Solange aber jeder gesagt bekommt, er sei nicht seines Glückes Schmied, sondern wahlweise der Staat/die Gesellschaft/die da oben/Flüchtlinge/Arbeitsagentur/etc. Schuld an seiner Misere, dann glaubt man das irgendwann und verfällt in Lähmung, die in Verwahrlosung mündet und eben derlei Milieus entstehen lassen. Merke also: Gnadenlosigkeit kann langfristig sozialer sein als das, was kurzfristig sozial erscheint.
Ohje.. das Thema schmerzt wirklich. Je älter ich werde desto mehr erkenne ich wie prägend die Kindheit für alle ist, wie schwer oder für viele nie zu bewältigen Kindheitstraumata sind. Ich finde wir sollten, nein müssen da als Gesellschaft mit allen erdenklichen Mitteln gegensteuern! Ich finde da wird noch viel zu wenig Geld locker gemacht. Alleine die 1000 Seite Antragstellung für Musikunterricht für arme Hartz 4 Kinder damit diese dann mit 30€ im Monat unterstütz werden ist einfach nur vollkommener Schwachsinn! Gerade bei Kindern und ihrer Entwicklung sollten wir nicht so knauserig und kleinlich sein! Und vor allem sollten Jugendämter aufgestockt und die Leute da sehr gut bezahlt weden damit Kindern von gewalttätigen Eltern schneller entzogen werden können! Aber gut, diese Forderungen haben viele schon seit Jahren und es hat sich da einfach kaum was getan. Die Prioritäten liegen wohl wo anders.
"mit 30€ im Monat unterstützt" - es sind 10.
das ist eine direkte Folge der Flüchtlingswelle, in der Regel sind das nicht deutsche Kinder, also zumindest der Anstieg ist dadurch zu begründen informieren Sie sich bei Sozialdiensten, die Mehrzahl der betreuten Familien haben Migrationshintergrund.
Bei uns zumindest nicht.
Schrecklich.
Leider wird aber schon vom Bundesamt versäumt neben den reinen Zahlen auch Daten zur Verfügung zu stellen, die eine Einordnung erlauben.
Korreliert eine Kindeswohlgefährdung bspw. mit dem Haushaltseinkommen? Gibt es regionale Häufungen? Gibt es einen Zusammenhang mit der Zahl von Betreuungsangeboten vor Ort?
Mit mehr Information könnte ja über Lösungsansätze gesprochen werden.
Aber so...
Kindeswohlgefährdung passiert durch alle Schichten hindurch.
In gehoberenen Familien ist es häugiger psychologische Gewalt (miterleben häuslicher Gewalt, stundenlanges Anbrüllen Tag für Tag, (Todes)drohungen, Einsperren - das Kind hat permanent Angst vor dem Vater oder der Mutter - ein toxischer Stresshormonpegel der durch die Decke ist, ein geschwächtes Immunsystem, (psychische) Krankheiten später im Leben und möglicherweise Selbstmordgedanken sind die Folge). In niedrigeren Schichten ist es eher direkt physische Gewalt.
Leider lässt sich psychologische Gewalt an Kindern deutlich schlechter erkennen, als die blauen Flecken, Verbrennungen oder gebrochenen Knochen.
Kinder müssen in Deutschland endlich flächendeckend dafür geschult werden, zu lernen sich gegen Gewalt dadurch zu wehren, dass ihnen in Worshops beigebracht wird anderen Erwachsenen (wie vertrauten Lehrern) von der Gewalt gegen sie zu erzählen! Die Kinder müssen aus dem Dunkelzifferbereich endlich raus - egal ob der Täter Diplomat, alkoholkranker Topanager, oder die arbeitslose Harz-IV-Empfängerin ist.
Aber da Kinder keine kostbaren Stimmzettelchen abgeben können, deswegen keine wirksame Lobby haben, und somit nicht entscheiden wer bei den nächsten Wahlen gewinnt, wird nichts passieren.