Knapp vier Wochen, nachdem die Sport Bild ihre Zweifel an der Identität des HSV-Fußballprofis Bakery Jatta veröffentlichte, hat die zuständige Hamburger Behörde ihr Urteil verkündet. In der Pressemitteilung, die das Bezirksamt Hamburg-Mitte an diesem Montag versendete, stehen ein paar bürokratische Formulierungen, die in der Sache eine eindeutige Aussage treffen: "Aus den dem Bezirksamt vorliegenden Unterlagen gehen keine belastbaren Anhaltspunkte hervor, die ausländerrechtliche Maßnahmen begründen würden. Die aufgekommenen Zweifel an der Richtigkeit der Angaben haben sich im Rahmen der Anhörung nicht bestätigt", lässt Bezirksamtsleiter Falko Droßmann sich zitieren. Damit ist der Fall für den Staat ad acta gelegt. Die Unterlagen weisen keine Unstimmigkeiten auf. Bakery Jatta ist Bakery Jatta. Punkt.
Für den Fußballverein HSV ist das eine gute Nachricht. Trainer Dieter Hecking sprach von einer "sehr erfreulichen Entwicklung". Die Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes steht noch aus. Die drei Vereine, die gegen die Wertung ihrer Spiele gegen den HSV Einspruch eingelegt hatten, müssen sich ebenfalls noch äußern. Aber ein erster großer Schritt in die Normalität ist gemacht. Eine Normalität, die sich anders anfühlen wird als zuvor.
Zunächst natürlich für Bakery Jatta selbst. Wie ruhig und cool er dem Wirbel um seine Identität auf dem Platz begegnet ist – dem muss jeder Beobachter Respekt zollen. Der Spieler Jatta ließ sich nicht beeindrucken, auch nicht von den Pfiffen gegnerischer Fans. Beim Match gegen Hannover 96 am vergangenen Sonntag schoss er das 3:0.
Was all die Vorwürfe und Anfeindungen mit dem Menschen gemacht haben, lässt sich von außen nicht beurteilen. Die Verantwortlichen des HSV haben ihn konsequent von der Öffentlichkeit ferngehalten und werden ihn auch weiterhin schützen. Man kann nur erahnen, wie er, der als Flüchtling in dieses Land gekommen ist, in den Wochen gelitten hat.
Die Anschuldigungen haben aber auch etwas mit dem ganzen Verein gemacht. In den vergangenen Jahren gab es beim HSV immer wieder Streit, Missgunst, Pannen und Fehler. Es gab Menschen, die sich gegeneinander ausspielten, es gab Feindschaften, die über die Medien ausgetragen wurden. Das alles mag es im Hintergrund weiterhin geben. Nach außen aber standen sie in den vergangenen vier Wochen so eng zusammen wie lange nicht mehr. Jattas Mitspieler schlugen sich schnell und eindeutig auf seine Seite. Sportvorstand Jonas Boldt und Trainer Dieter Hecking verteidigten ihn sehr früh öffentlich und wichen nicht von ihrer Linie ab. Und die Fans feierten ihn. Als Bakery Jatta am Sonntag gegen Hannover seinen Treffer erzielte, war es im Stadion so laut, als hätte der HSV die deutsche Meisterschaft gewonnen.
Beim HSV hat sich etwas bewegt. Ein gemeinsamer Feind hat den notorisch zerstrittenen Verein zusammengeführt. Die Mannschaft hat sich trotz der abermals vielen Neuverpflichtungen so schnell wie nie in den vergangenen Jahren zu einer Einheit zusammengefunden und führt ungeschlagen die Tabelle an. So viel Recht auf Euphorie hatten die Anhänger schon lange nicht mehr.
Das rechtfertigt in keiner Weise die Anschuldigungen, die laut Bezirksamt keine Grundlage haben. Aber es zeigt zumindest, dass sich selbst ein Verein wie der HSV in den härtesten Situationen zusammenraufen und am Druck von außen wachsen kann.
Kommentare
Schämen müssen sich vor allem die Klubs, die nach Ihren Niederlagen Einspruch erhoben haben. Bin kein HSV Fan, aber Fan fundierter Recherche und des Fair Plays. Wenn man verliert hat noch nie interssiert, ob der gegnerische Spieler einen anderen Namen trägt oder 2 Jahre älter vermutet wird!
Doch, natürlich. Das ist sogar direkt der erste Punkt, weswegen Einsprüche gegen Spielwertungen eingelegt werden können.
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§ 17 Nr. 2 Rechts- und Verfahrensordnung des DFB.
Einsprüche gegen die Spielwertung können unter anderem mit folgender sachlicher Begründung erhoben werden:
a) Mitwirkung eines nicht spiel- oder einsatzberechtigten Spielers bei der gegnerischen Mannschaft
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Und die Identität des Spielers ist für seine Spiel- und Einsatzberechtigung nun einmal entscheidend. Alle Clubs müssen sich daran halten, also ist es vollkommen richtig, wenn Einspruch eingelegt wird, wenn ein Verstoß möglich erscheint.
Klar, so wie man immer Hand schreit oder sich auf dem Boden wimmernd windet, "wenn ein Verstoß möglich erscheint."
Klar, einfach den BILD Vorwürfen folgen. BILD! Daher kamen die Behauptungen. Raten Sie mal wo die Leute gearbeitet haben, die jetzt beim 1.FC Nürnberg das Management verantworten?
Eben, bei der BILD
Da Einsprüche gegen Spielwertungen innerhalb von zwei Tagen nach dem Spiel eingelegt werden müssen, war es logisch, dass einige Clubs dies zur Wahrung ihrer Rechte getan haben. Wäre das Verfahren um Jatta anders ausgegangen, hätte ggf. das Spiel am grünen Tisch gewonnen werden können.
Das mag nun mancher "schäbig" oder "unfair" finden. Wenn ein Club am Ende aber wegen dieser fehlenden 3 Punkte absteigt, kann er sich davon aber auch nichts kaufen. Und wie gesagt, der gemeinsamer Nenner ist, das man sich in einem Spiel an die geltenden Regeln halten muss.
Genau, sie KÖNNEN... Sie können aber auch einsehen, dass Sie verloren haben und nicht versuchen sich am grünen Tisch die Punkte doch noch abzuholen.
Der HSV hätte damals auch keinen Einspruch gegen die Sperre von Paolo Guerrero einlegen können, als dieser Sven Ulreich fast zum Sportinvaliden getreten hat. Der HSV hat aber Einspruch gegen die Entscheidung des DFB eingelegt, weil sie es eben konnten.
Ich finde es eigenartig, dass nun Clubs/Unternehmen ein Vorwurf gemacht wird, wenn sie ihre Rechte wahrnehmen.
Das hat doch nichts mit Jatta persönlich zu tun, sondern hätte auch irgendein anderer formaler Fehler sein können... genau dafür gibt es den Einspruch. Wer das doof findet, kann beim DFB darauf hinwirken, dass die Möglichkeit des Einspruchs abgeschafft wird...
Noch etwas. Solche Einsprüche kommen immer mal wieder vor. Das hat nichts mit Jatta, Flüchtlingen oder Asyl zu tun. Sondern einzig mit einer möglichen fehlenden Spielberechtigung.
Siehe hier zB:
https://www.wa.de/sport/hamm…
Muss man doch trotzdem nicht sportlich finden. Man darf es auch unsportlich finden. Und das hat nichts damit zu tun ob es juristisch rechtens ist.
Nur gab es in diesem Falle keinerlei belastbare Hinweise für einen Verstoß, sondern lediglich leicht anrüchige Gerüchte. Kein Verein MUSS auf Basis von Gerüchten Einspruch einlegen, das ist eine Entscheidung.
Eine Spiel und Einsatzberechtigung bedeutet, dass der Spieler entweder keine Zulassung für die Bundeslig hat (hatte er) oder nicht die Regularien für den Einsatz (z.B. zu jung, gedopt etc) erfüllt. Beides war gegeben. Es war ja kein D Jugend Spiel wo in der anderen Mannschaft ein Spieler aus der C Jugend eingesetzt wurde. Das ist Bundeliga und das Niveau hat Jatta. Aber wenn man mit spielerischen Mitteln nicht gewinnen kann, klagt man.
Nur dass eben in diesem Fall - wie Sie ja eigentlich sicher auch wissen, aber trotzdem gerne so tun als ob der Sachverhalt ein anderer wäre...warum eigentlich? - der Spieler sehr wohl spielberechtigt war und dies auch ausdrücklich von der DFL bestätigt wurde.
Zu dem Zeitpunkt war bereits bekannt dass die Behörde nichts zu beanstanden hatte an den Unterlagen, und es war bekannt dass eine andere Spielwertung nur dann im Bereich des möglichen gewesen wäre, wenn bewiesen worden wäre, dass der Verein aktiv an irgendeiner Fälschung beteiligt gewesen wäre.
Bei dem Einspruch ging es also in erster Linie worum? Der BILD (siehe Aufsichtsrar des FCN) um Auflage? Dem Verein Nürnberg in erster Linie darum eine Schmierkampagne gegen einen jungen, geflüchteten Spieler eines Konkurrenten zu führen? Alles aufgrund von halbgaren Anschuldigungen der BILD? Und dann erdreistet sich dieser Verein auch noch mit irgwendwelchen Zeugen daher zu kommen, die was eigentlich beweisen sollen?
Man muss doch nicht drum herum reden, Vereine wie Nürnberg, Bochum und der KSC haben sich hier bis auf die Knochen blamiert und sich hochgradig schäbig und unsportlich verhalten. Manchmal ist es so einfach. Und auch der DFB hat zugelassen - und lässt weiter zu - dass Spieler und Verein nicht aus der Schusslinie genommen werden.
Ach jetzt machen Sie doch mal halblang, Schmierenkomödie vom Verein Nürnberg, um den jungen, und jetzt kommts, auch noch GEFLÜCHTETEN Jatta bzw. HSV irgendwo ans Bein pissen zu können. Dann sollten der DFB und alle Vereine einfach alle Regularien in die Tonne kloppen und gut ists. Dann darf jeder Hinz & Kunz gegen den Ball treten, egal ob er nun Schwarz, Gelb, Jatta oder Schmidt heißt, 21 oder 43 ist. Man bin Ich froh daß dieser Theater nun vorbei ist und alle Betroffenheits-Snowflakes nun endlich Ihre Klappe halten.
Ich glaube Leute wie Sie sind hier eher die Snowflakes, denn die eigentliche Aktion erfolgte ja von genau von diesen Leuten.
Und übrigens: offensichtlich sind die Regularien allesamt eingehalten worden, da können Sie rumweinen wie Sie wollen.
Ich weiß jetzt nicht, von welchen Leuten Sie hier schwadronieren, die nur Ihre Rechte für den Verein wahrgenommen haben. Weder der Spieler Jatta noch der HSV wurde in irgendeiner Art und Weise vom FCN angegangen. Jetzt stellt sich heraus, das mit anscheinend Jatta alles ok ist und gut ists. Aber was hier wieder ein PC-Fass aufgemacht und die Rassisten-Keule geschwungen wird , ist unter aller Kanone. Und Ich bin mir zu 100% sicher das die Verantwortlichen des HSV genauso so gehandelt hätten.
"PC-Fass" und "Rassisten-Keule"...oh je
"Schämen" sollten sie sich! "fundierter Recherche"? Warum haben sie es nicht gemacht? "Fair Play"? Leider sind wir nicht im Kindergarten. Hier geht es ums Recht.
Witzig, dass man es x mal erklären muss:
Die Verantwortlichen der entsprechenden Vereine haben mit ihrem Amt eben auch Pflichten übernommen. Sie müssen zum Wohle des Vereines entscheiden und seine Rechte wahrnehmen.
Ein mögliches Szenario war ja, dass Spiele annulliert werden. Aber nur die Spiele, gegen die Einspruch eingelegt wurde (Ist jetzt nicht so gekommen, war aber eine Möglichkeit).
Wenn man jetzt (anders als sie) in der Realität lebt, dann müssen die Verantwortlichen sich Gedanken machen. Verzichten sie auf dieses Recht (Einspruch), dass o.g. Szenario wäre eingetreten, würde u.a. eine Pflichtverletzung der Verantwortlichen im Raum stehen. Im äußersten Fall müssten die persönlich haften.
Wenn man dies jetzt bedenkt, noch dazu weiß, dass der Einspruch kein Geld kostet, dass der einlegenden Verein kein Risiko trägt, was hätten die sonst machen sollen?
Stellen sie sich vor, dass Szenario wäre eingetreten, ein Verein hätte kein Einspruch eingelegt und am Ende der Saison fehlen genau diese drei Punkte zum Aufstieg oder zum Klassenerhalt.
Dann hätten sie einen "Schaden". Dann fragt man, ob man diesen Schaden hätte abwehren können. Antwort: Ja, mit einen Einspruch.
Und wie will man die Vorhalte entkräften? Habe mich zum Wohle des Vereines entschieden, ihm zu schaden? Weil es "fair" ist?
Auf was soll sich denn ein Verein verlassen, wenn nicht auf amtliche Dokumente und zusätzliche Bescheide deutscher Behörden?
Ich finde es befremdlich, dass der DFB darüber überhaupt noch extra befinden will.
Nein, sollten sie sich nicht. Das ist eine reine Formalie.
Sehr verdrehte Schlussfolgerung...
In Wirklichkeit müssen jetzt all diejenigen die Klappe halten, die aufgrund einer gerüchtebasierten Kampagne einen Vorwand gesucht haben, um den sportlichen Wettbewerb zu verzerren.
" Wenn man verliert hat noch nie interssiert, ob der gegnerische Spieler einen anderen Namen trägt oder 2 Jahre älter vermutet wird!"
Doch das interessiert den DFB. Wenn die Angaben fasch sind, hat dass Konsequenzen. Das muss man akzeptieren, egal wer der Spieler ist, egal wo man selbst glaubt politisch zu stehen. Im Fall Jatta waren die Anschuldigungen haltlos. Somit ist die Debatte eigentlich beändert. Jetzt noch irgenwie nach treten oder politisch kapital daraus zu schlagen, ist einfach nicht angebracht.
"...hätte ggf. das Spiel am grünen Tisch gewonnen werden können."
Das ist insofern Quatsch, weil eine gültige Spielberechtigung vorlag!
Nachträgliches Entziehen der Spielberechtigung gibt es nicht.
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf überzogene Polemik. Danke, die Redaktion/vh
Der Kommentar, auf den Sie Bezug nehmen, wurde bereits entfernt.
Entfernt. Bitte formulieren Sie Kritik sachlich und differenziert. Danke, die Redaktion/vh
Der Kommentar, auf den Sie Bezug nehmen, wurde bereits entfernt.
Auch für sie: Es gab keine belastbaren Belege für die Vorwürfe.
Aber wahrscheinlich ist ihnen das egal.
War eigentlich als Antwort auf CaldoTlalpeno gedacht.
Aber geht dann einfach an alle anderen "besorgten Bürgern", die sich aus Fakten nichts machen, da sie ja eine Meinung haben.