Kristina Schröder kämpft. Die Frauenministerin will jetzt etwas für die Frauen tun. Sie will sie von Fesseln befreien. Die, so erklärt die Ministerin in ihrem Buch Danke, emanzipiert sind wir selber , hätten ihnen die Feministinnen angelegt. Wer diese Feministinnen – bis auf Alice Schwarzer natürlich – eigentlich sind, kann Frau Schröder nicht so genau sagen. Dafür sind sie in der Welt der Kristina Schröder scheinbar überall. Wie Hubschrauber über der Kampfzone kreisten sie über allen Orten des Zusammentreffens von Mann und Frau und wollen den Frauen die Eigenverantwortung für die Wahl des richtigen Lebensentwurfs nicht überlassen.
Böse Frauen, die durch den Luftraum schweben? Die Ministerin meint es ernst. So ernst, dass sie mehr als 100 Seiten ihres 240 Seiten langen Buches, das sie mit ihrer Freundin und Mitarbeiterin Caroline Waldeck geschrieben hat, der Abrechnung mit dem Feminismus widmet. Die liest sich wie ein wütender Brief einer pubertierenden Tochter an ihre Mutter.
Schluss soll jetzt sein mit der Bevormundung. Die Frau sei erst durch den Feminismus vom unterdrückten zum beschützten und damit bevormundeten Geschlecht geworden, schreibt Schröder. Feministinnen erhöben die Karrierefrau zum Rollenleitbild – und das, obwohl die allermeisten Frauen gar nicht so leben wollten. Deswegen, so die Logik der Ministerin, gebe es
so wenig Frauen in Führungspositionen
.
Doch mit den Feministinnen nicht genug, auf der anderen Seite, so Schröders These, stünden Strukturkonservativen wie
Eva Herman
mit ihrer Mütterideologie. Auch sie versuchten, die Frauen zu bevormunden. Aber zum Glück ist ja die Familienministerin gekommen, sie von diesen Leitbildern zu befreien und die "Rollenleitbildfanatiker" zu kurieren.
Wirrer Kampf gegen "Rollenleitbildfanatikerinnen"
Frauen sollen endlich frei wählen dürfen, wie sie leben wollen. Diese Entscheidung sei privat und habe auch privat zu bleiben. Politik dürfe hier nichts vorgeben. Welche Rahmenbedingungen notwendig sind, um diese Wahlfreiheit zu garantieren, darum geht es in dem Buch dagegen kaum.
Im Gegenteil, Schröder kritisiert diese ökonomische Sichtweise als einen kaltherzigen Feminismus, der auf der Basis kühler Vorteils- und Nachteilskalkulation argumentiere.
Um den Feminismus als Bedrohung darzustellen, bedient sich Schröder wahllos aus feministischer Literatur, Zeitungsartikeln und Romanen. Man muss keine Feministin sein, um zu erkennen, dass es abstrus ist, Schwarzer und Herman auf eine Ebene zu stellen und ihre Werke zu Weltanschauungen zu überhöhen. Man muss auch keine Feministin sein, um zu wissen, dass es den einen Feminismus nicht gibt. Oder dass der Feminismus weder die Karrierefrau als Leitbild vorgibt, noch Frauen die Mutterschaft verbietet.
Kommentare
Peter Prinzip
Bei aller Freundschaft: Frau Schröder war von Anfang an eine Fehlbesetzung für dieses wichtige Ministeramt. Nichts gegen Jugend, aber für dieses Amt braucht man auch Lebenserfahrung und Einfühlungsvermögen. Außerdem kenne ich keinen weiblichen Vorstand, der einfach einmal in den Mutterschaftsurlaub geht. Das alles ist nicht Frau Schröder vorzuwerfen, sondern der Kanzlerin.
Wie Sie hielt ich von Schröder aus ihrer früheren....
...Tätigkeit wenig. Das hat sich im Prinzip auch nicht geändert.
Leider kann man aber einem solchen Artikel nichts abgewinnen. Schröder ist von der CDU und dies hier ist DIE ZEIT. Das ist schade.
Tina Groll:
"Dabei entlarvt sie sich als Fehlbesetzung für ihr Amt, kommentiert Tina Groll."
Das ist erst einmal nichts weiter als Ihre Meinung, Frau Groll. [...] Aber wir sollten uns bei der Beurteilung solcher Dinge nicht nach dem Meinungspektrum des politischen Biotops der Redaktionsstuben, sondern der Bevölkerung richten. Da sieht es schon ein klein wenig anders aus. Im Osten ohnehin: Dort waren und sind die Frauen alle ganz ohne erwachsenenpädagogische Anleitung emanzipiert. Das merkt man vor allem daran, daß sie ihre Emanzipiertheit einfach leben, ohne sie wie eine Monstranz vor sich her zu tragen [...] Männer und Frauen können sich aber nicht gegen-, sondern nur miteinander emanzipieren. So weit war man selbst in der [...] DDR schon.
Gekürzt. Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen und Polemik. Danke, die Redaktion/au.
Unterstellungen
[...]
Ich will damit nicht Frau Schröder in Schutz nehmen, würde mir aber eine fundiertere Analyse wünschen.
Danke.
Gekürzt. Bitte verzichten Sie gegenüber der Autorin auf Unterstellungen. Kritik an der Moderation richten Sie gerne an community@zeit.de. Danke, die Redaktion/au.
uff auch das noch
Uff, mehr ist da kaum zu sagen, ich wuesste nichtmal wem ich dieses Buch schenke, ich muss mal nachdenken.....
Kristina Schröder und der Feminismus
Warum schlägt die ganze Welt auf unsere Familienministerin ein? Ganz einfach, weil sie ein gesund und klar denkender Mensch ist [...] Das können sich Feministinnen und Feministen nicht bieten lassen. Wir brauchen keine Frauen, die sich gegen den Feminismus wehren, weil sie bereits emanzipiert ist, und wir brauchen weiterhin Redakteure, die dem Trend folgen und vermeintliche Frauenrechte verteidigen [...]. Ich wünsche Kristina Schröder viel Kraft und weiterhin den Mut, ihre Politik so weiblich und liebenswert zu vertreten und darauf zu hoffen, dass der gesunde Menschenverstand irgendwann auch auf die "gegenderten Bürger" trifft. [...] Weiter so!
Gekürzt. Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen. Äußern Sie sich sachlich und respektvoll. Danke, die Redaktion/au.
Traurig aber wahr
"Während Frauen die Ehe als alternative oder ergänzende Karriere nutzen könnten, seien Männer quasi festgelegt auf den Beruf und zum Erfolg verdammt. Dabei wollten auch sie heute Familie und Beruf leben, aber die Arbeitswelt erwarte noch immer uneingeschränkte Verfügbarkeit von ihnen. Darum könnten sie sich an der Hausarbeit auch nicht vollumfänglich beteiligen. Ach so."
Ich kenne keine Frau, die nicht von mir erwarten würde, dass ich den Hauptteil des Geldes ranschaffe, während sie sich die Kinder kümmert :/
Diese Frauen gibt es
Sie kennen mich zwar nicht, aber ich kann Ihnen versichern, dass ich zu denjenigen Frauen gehöre, die das nicht von ihrem Partner verlangen und auch gar nicht möchten. :-)
(Wollte ich nur mal gesagt haben)