Es ist ein wichtiger Tag für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen: Union und SPD haben sich auf die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote für die Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen geeinigt. Ab 2016 soll ein Drittel der Kontrollposten, die neu besetzt werden, an Frauen gehen.
Auf den ersten Blick scheint es wie ein kleiner Kompromiss, ein geringer Fortschritt. Denn die Quote ist für die meisten Konzerne leicht umsetzbar. Seit mehr als zehn Jahren haben Unternehmen unter zunehmendem öffentlichen Druck freiwillig nachgebessert. In diesem Jahr liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der Dax-Konzerne bei knapp 22 Prozent. Es wird also nicht allzu schwer sein, in zwei Jahren 30 Prozent zu erreichen.
Zudem sieht die Regelung keine Strafzahlungen vor. Wird
die Quote nicht erreicht, sollen die für das
unterrepräsentierte Geschlecht vorgesehenen Plätze einfach nur frei bleiben.
Die Quote tut niemandem wirklich weh. Union und SPD verlangen nicht mehr als das, was die meisten Firmen ohnehin schon auf der
Agenda haben. Die Klagen aus der Wirtschaft sind deshalb unglaubwürdig. Es gibt genügend gut
ausgebildete Frauen, die sich hervorragend eignen. Und es geht nur um Aufsichtsräte, nicht um Vorstandsposten. Eine
30-Prozent-Quote benachteiligt auch nicht die Männer – schließlich werden nur wenige Posten an Frauen gehen, die Mehrheit der Aufsichtsräte wird weiterhin männlich besetzt sein.
Die Wählerinnen werden ernst genommen
Trotzdem ist die Entscheidung für die gesetzliche Quote ein wichtiges politisches Signal. Der Entschluss zeigt: Die Politik hat verstanden. Union und SPD nehmen die Gleichstellung der Geschlechter ernst – und damit auch die Wählerinnen und Wähler.
Sicher, es mag hier um die Karrierechancen von sehr wenigen, sehr
privilegierten Frauen gehen. Aber eine gesetzliche Quote spiegelt den Willen
einer Gesellschaft wider, Männer und Frauen gleichberechtigt zu behandeln. Die Quote erhöht die Chancengleichheit und ist schon lange überfällig. Viele andere europäische
Staaten haben bereits Quotenregelungen umgesetzt und zwar mutigere –
aber was wir bekommen, ist besser als nichts.
Jetzt müssen andere, drängende Probleme der Gleichberechtigung gelöst werden, etwa die der Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen und die unterschiedliche Wertschätzung von Männer- und Frauenarbeit. Eng damit verbunden ist der viel zu geringe Männeranteil in den Pflege- und Erziehungsberufen, in der Hausarbeit und Kindererziehung. Es gibt noch viel zu tun.
Kommentare
Pille
[fehler]Da haben Sie sich aber entlarvt:
"Union und SPD nehmen die Gleichstellung [...]".
Sie zeigen sehr gut, welches Geistes Kinde Sie sind, Frau Groll. Es geht Ihnen nicht um die Gleichberechtigung, sondern darum den Gleichstellungswahn oder Gleichmacherei in unserer Gesellschaft zu befeuern.
[...]
Verzichten Sie bitte auf beleidigende Äußerungen. Danke, die Redaktion/fk.
Gleichmacherei.
Es gibt viel zu tun! Warten wir es ab!
Nachdem die Frauen endlich in der Politik was bewegen, kommt jetzt auch die Wirtschaft besser in Schwung!
Das alte Jahr klingt gut aus und es beginnt ein goldenes Zeitalter in einem goldenen Europa!
Sachlich falsch...
"Die Politik hat verstanden. Union und SPD nehmen die Gleichstellung der Geschlechter ernst – und damit auch die Wählerinnen und Wähler."
Hätte die Politik verstanden hätte sie gemerkt, dass der Großteil der Wähler und Wählerinnen aus guten Gründen GEGEN eine Frauenquote ist.
Abgesehen davon, dass diese ohnehin nur einigen wenigen hilft, gibt es auch keine rationalen Argumente dafür. Es bleiben allenfalls wüste Verschwörungstheorien, dass Männer in Führungsetagen grundsätzlich sexistisch seien und gute Positionen nur an ihresgleichen vergeben möchten.
Ein echter Beitrag zur Gleichberechtigung wäre es, wenn sich junge Menschen (und öfter sind hier Frauen betroffen) nicht mehr zwischen Familie und Karrieren entscheiden müssten. Vernünftige Betreuungsmöglichkeiten etc, wären umzusetzen. Aber das ist natürlich deutlich komplizierter, als eine plakative Quote einzuführen, die fast niemandem hilft und dort wo sie sich auswirkt eher schadet!
Übrigens zeigen die Kollegen von der FAZ...
... wie man sich dem Thema von der sachlichen Seite nähert:
http://www.faz.net/aktuel...
Nicht Qualifikation, sondern Geschlecht entscheidet ...
Klar, ist die Maßnahme eher eine symbolische. Die Quote wird einigen wenigen privilegierten Frauen lukrative Doppel- und Dreifachmandate bringen. Denn für die Aufsichtsratposten kommen ohnehin nur weniger Personen in Frage.
An der Situation der Frauen im Beruf wird das nichts ändern. Trotzdem muss man sich schon fragen, warum der Staat sich einbildet, einem Eigentümer eines Unternehmens vorschreiben zu können, welches Geschlecht, die Person zu haben hat, die überwacht, ob seine Interessen vom Vorstand ordnungsgemäß gewahrt werden.
Größenordnung
Die Größenordnung wurde an anderer Stelle ja schon vorgerechnet; es geht um sage und schreibe 40 bis 50 Pöstchen, und das ab 2016 (!). Da 2017 BT-Wahlen sind, dürfte das auf jeden Fall für das bis dahin ausgemusterte weibliche Politpersonal reichen.