Wer zum ersten Mal zu einem Elternteil wird, hat viele Fragen. Entsprechend groß ist das Angebot an Informationen, Angeboten, Produkten und Meinungen rund um die Themen Schwangerschaft und Elternschaft. Die meisten angehenden Eltern sind verunsichert und überfordert. Aus dieser Fülle die individuell passenden Informationen herauszufiltern, kostet sehr viel Zeit.
Abhilfe schaffen hier Schwangerschaft-Concierge und Baby Planner. Was bei Hochzeiten und Junggesellenabschieden bereits Usus ist, etabliert sich langsam auch für die Phase der Familienplanung: Der Einsatz einer Expertin (seltener eines Experten), die werdende Eltern strukturiert durch die Schwangerschaft, Geburt und erste Babyzeit leitet und dabei Wünsche erfüllt und wichtige Aufgaben erledigt.
Diese Dienstleistung für werdende Eltern kommt ursprünglich aus den USA. Bekannt als Maternity Concierge und Baby-Planning-Service hat sich diese Dienstleistung zu einer florierenden Branche mit Wachstumspotenzial entwickelt. Die wohl bekannteste Vertreterin ist die New Yorkerin Rosie Pope, die mit ihrer Realityshow Pregnant in Heels der New Yorker Oberschicht mit Rat und Tat zur Seite steht.
Hierzulande handelt es sich eher um einen bodenständigen Service. Ulrike Käfer und Inga Sarrazin von der Firma maternita aus Berlin beispielsweise helfen werdenden Eltern bei Anträgen für das Elterngeld, der Auswahl des Krankenhauses und der Hebamme sowie dem Kauf der Erstausstattung oder des Kindersitzes fürs Auto. Sie helfen Frauen bei der Suche nach passenden Kursen und wissen, welche Termine unbedingt wahrzunehmen sind. Außerdem kümmern sich die Baby-Planerinnen um behördliche Angelegenheiten, suchen geeignete Geburtsorte heraus oder beraten Eltern dabei, wie sie ihre Wohnung kindersicher gestalten. Was sie hingegen weder dürfen noch wollen ist die medizinische Beratung oder Betreuung von Schwangeren. Dafür stehen in Deutschland ausschließlich Gynäkologen und Hebammen zur Verfügung.
Und
weil die Bedürfnisse von werdenden Eltern
unterschiedlich sind, klären Käfer und Sarrazin zunächst in einem
kostenlosen Erstgespräch, welcher Bedarf gedeckt werden soll. Dabei
reicht ihr Service von ein paar Beratungsstunden bis zu einer
langfristigen Unterstützung.
Mehrere Hundert Euro pro Auftrag
Entsprechend staffeln sich die Kosten: Während eine Rechercheleistung bei rund 20 Euro anfängt, kann ein Rundum-Sorglos-Paket mehrere Hundert Euro kosten. Die Kundinnen sind meist berufstätige Frauen, die aufgrund ihrer beruflichen Situation wenig Zeit für die Vorbereitung haben oder bei denen der Partner nicht unterstützen kann. Oft kommen auch Paare zu den Baby-Planerinnen, die gerade neu in die Stadt gezogen sind und noch kein Netzwerk haben. Oder Familien, die wegen einer Mehrlingsgeburt, eines Frühchens und des bereits vorhandenen Nachwuchses Unterstützung möchten.
Bei Mehrlingsgeburten oder einer Frühgeburt zum Beispiel gibt es viele
rechtliche Aspekte und finanzielle Hilfen, die Eltern kennen und berücksichtigen sollten. Da kann es sich lohnen, den organisatorischen Aufwand abzugeben. Aber die Baby-Planerinnen bieten auch Hilfe bei Problemen,
Sorgen und Ängsten an.
Wer in dem Job arbeiten möchte, sollte verantwortungsbewusst sein, über Einfühlungsvermögen verfügen, gut zuhören können, diskret sein sowie ein Organisationstalent mitbringen. Der Zugang zum Beruf ist frei, die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Auch eine staatlich anerkannte Ausbildung gibt es nicht, aber die International Baby Planner Association, die eine kostenpflichtige Ausbildung anbietet – die Baby Planner Academy. Über einen Zeitraum von vier Monaten werden an neun Tagen in neun Lektionen die beruflichen Grundlagen (zum Beispiel Leitbild, Fähigkeiten und Fertigkeiten usw.) und Tätigkeitsschwerpunkte (zum Beispiel Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Bürokratie etc.) vermittelt sowie über die Unternehmensgründung informiert. Denn Schwangerschaft-Congierge und Baby Planner sind in der Regel selbstständig tätig. Damit dieser Start gelingt, hat jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer nach der Ausbildung ihren oder seinen Businessplan in der Hand. Und weil dieser Service auch stark von einem gut funktionierenden lokalen Netzwerk abhängt, konzentriert sich diese Dienstleistung in der Regel auf eine bestimmte Stadt bzw. Region.
- Gehalt: Schwangerschaft-Congierge und Baby Planner sind in der Regel selbstständig tätig. Der Verdienst variiert dabei stark nach Aufwand: Während eine einfache Rechercheleistung bereits für rund 20 Euro zu haben ist, kostet ein Basispaket etwa 250 Euro und beginnt ein Rundum-Sorglos-Paket bei 500 Euro.
- Arbeitszeit: Wie bei vielen Selbstständigen, richtet sich die Arbeitszeit nach den Aufträgen. Das heißt, einerseits haben diese Dienstleister sehr flexible Arbeitszeiten. Andererseits kommen viele werdende Eltern erst kurz vor der Geburt, wo sich viele unerledigte Aufgaben angesammelt haben. Da können Arbeitstage früh beginnen und spät enden.
- Ausbildung: In Deutschland hat sich die Baby Planner Academy auf die Qualifizierung zum Schwangerschaft-Concierge und Baby Planner spezialisiert. Die Kosten für die nicht staatlich anerkannte Ausbildung betragen rund 1.800 Euro.
Kommentare
Interessant! Eine naheliegende Entwicklung, finde ich. Naheliegend wäre es aber auch, eine solche Beratung kostenlos allen werdenden Eltern zur Verfügung zu stellen. Schließlich geht es nicht um Luxusfragen, sondern um eine wachsende Unmenge Behördenkram, Rechte, Pflichten, Fristen (8 Wochen vor GT: Was? Sie haben sich noch nicht in der Klinik angemeldet? Tja, jetzt ist es eben zu spät - 2 Monate nach Geburt: einen Kitaplatz kriegen Sie frühestens in 5 Jahren. Da hätten Sie sich schon in der Schwangerschaft melden müssen...), Sachen, die man wissen muss eben (ohne Nachsorgehebamme können wir Sie nicht nach Hause lassen....ja, da hätten Sie schon vor 8 Monaten eine haben müssen, die sind ausgebucht momentan)
...ganz zu schweigen von dem kleinen Menschen, den man erst nach der Geburt kennenlernt und der sofort rundum die Uhr versorgt werden will in einem Moment, in dem die Mutter selbst noch angeschlagen ist und eigentlich Erholung braucht, während Vaters Arbeitgeber vielleicht schon wieder ungeduldig auf die Arbeitskraft seines Angestellten wartet.... und Oma und Opa vielleicht weit weg sind.
Wer einmal selbst in der Lage war, weiß, wie verloren man da sein kann und wie nervig es ist, dass so viel der knappen Zeit und Energie alleine für die Recherche von rechtlichen Vorgaben und das Ausfüllen von Anträgen draufgeht.
Auf der anderen Seite weiß man als Mutter/Vater ja schon Monate vor der Geburt, was auf einen zukommt. Da könnte die Recherche und Information ja bereits entspannt und ohne Zeitdruck erfolgen.
Nennt man sowas nicht Hebamme?
Vielleicht sollte man den bestehenden und qualitativ extrem hochwertigen Berufszweig der Hebammen ( der eine ordentliche und regulierte Ausbildung in dem Bereich vorweisen kann! Keine fragwürdige Baby Planner Academy....), einfach mal stärken, ausbauen und fördern, bevor man sich neue ausdenkt....
Ich jedenfalls würde lieber von einer staatlich geprüften Hebamme betreut werden, als von einer hippen Baby Plannerin.
Völlige Zustimmung. Was ist falsch an Hebammen? Ist die Berufsbezeichnung nicht "hip" genug? Muss es wieder irgendein englischer Quatsch sein? (So wie "Wedding Planner" - Leute, könnt ihr auch alleine leben?!)
Wahrscheinlich hat diese neue Bezeichnung den Vorteil, dass sie nicht geschützt ist, alle Versicherungen wegfallen und jeder Depp mit einem Briefkasten in der Karibik sowas aufziehen kann.
Tja, ist halt dumm gelaufen - wer einen Berufsstand aussterben lässt, der braucht sich nicht über eine solchen Branche und den damit verbundenen halbgaren Qualifikationen wundern. Ein guter Geburtsvorbereitungskurs in einem Geburtshaus spart all das viele Geld - und wird von den Krankenkassen bezahlt. Aber auch da: zunehmend kommen die Hebammen dort an die Grenzen, wenn unvollständiges Internet- oder App-basiertes Wissen als letzte Instanz in die Runde geworfen wird. Na ja, wie sagte es eine Hebamme, als ihr all das zuviel wurde: "Okay, wenn Du dann nachts Deine Wehen bekommst, rufst Du einfach Deine Hebammen-App auf, dann muss ich wenigstens nicht aufstehen." Wahrscheinlich rechnet die Politik mit einer solchen Lösung des Hebammen-Problems, sonst würde sie das Ganze nicht den Bürokraten überlassen.
Elterngeld-Antrag ist sicher nicht so einfach. Aber das Bild von der vielbeschäftigten Business-Mutti, die das Managen ihrer Schwangerschaft outsourct, ist doch sehr bedenklich. Wird das Kind dann auch geschäftsmäßig betreut? Wir leben in sehr merkwürdigen Zeiten. Oh Mist, Familienleben "kostet" Zeit. Alles überzüchtet.