Ist es nicht eine verrückte Annahme, dass jede Aufgabe, jeder Job
am besten in eine 40-Stunden-Vollzeitstelle passt? Bei genauerem Hinsehen ist diese Sicht auf Verteilung von Arbeit unflexibel. Auch für Arbeitgeber. Denn wenn jeder Job idealtypisch einer 40-Stunden-Woche entsprechen soll, werden oftmals Kapazitäten zu starr verteilt. Dann fehlt oft die nötige Flexibilität, um außerplanmäßige Aufgaben und Großprojekte dynamisch bewältigen zu können. Mehr noch: Die meisten Beschäftigten können irgendwann in ihrem Erwerbsleben– je nach Lebensphase – nicht den zeitlichen Anforderungen einer klassischen Vollzeitstelle nachkommen. Damit wird aber die Last der fehlenden Flexibilität des Modells auf den einzelnen Arbeitnehmer verlagert.
Auch Unternehmen wünschen sich mehr Flexibilität. Aber bei vielen Entscheidern gibt es Zweifel: Können Organisationen vom Elefanten zur Gazelle werden?
Fakt ist, dass sich unsere Arbeitsmodelle seit den Zeiten der
Industrialisierung kaum geändert haben. Die Arbeitszeit hat sich zwar ein wenig verringert, klar, aber in ihrer Konstanz, ihrer
Starrheit, in ihrer Unverrückbarkeit sind die Modelle weitgehend so
geblieben wie vor hundert Jahren.
Es gibt die klassischen Vollzeitstellen auf der einen Seite. Das sind meist die spannenden Jobs und in der Regel auch die Führungspositionen. Und auf der anderen Seite gibt es die klassischen 50-Prozent-Teilzeitstellen, die meist die leider nicht so aufregenden Aufgaben umfassen und nur sehr selten für Führungspositionen angeboten werden. Dazwischen gibt es nicht sehr viel.
Flexibilität ist relativ
Vier von fünf Unternehmen bezeichnen sich zwar heute als flexibel, doch scheint Flexibilität ein sehr dehnbarer Begriff zu sein. Denn was die Arbeitszeitmodelle angeht, sehen die Arbeitnehmer erheblichen Verbesserungsbedarf. Umfragen zufolge wünschen sich gerade berufstätige Eltern mehr Flexibilität von ihren Arbeitgebern. Während gerade in Teilzeit arbeitende Mütter etwas mehr als 50 Prozent arbeiten würden, wollen Vollzeit arbeitende Väter lieber etwas weniger arbeiten. Hinzu kommen all die Beschäftigten, die sich in einer bestimmten Lebensphase flexiblere Arbeitszeitmodelle wünschen, zum Beispiel
für eigene Projekte, eine Weiterbildung, Ehrenämter oder die Pflege von
Angehörigen.
Vielen wäre mit flexiblen vollzeitnahen Stellen geholfen. Aber noch gehen Unternehmen das Thema Arbeitszeitflexibilität zu wenig an. Kaum eine Firma denkt heute in Bereichen und Aufgaben statt in fixen Stellen. Genau das ist aber nötig, um einer Flexibilisierung wirklich näher zu kommen und ein Mosaik aus verschiedenen Modellen und Stundenzahlen bauen zu können, Kapazitäten besser zu planen, starre Strukturen aufzulösen und einen Wissenstransfer zu fördern, der tatsächlich so etwas wie agiles Arbeiten ermöglicht.
Warum ändert sich so wenig?
Woran
liegt diese Starrheit – und in wessen Interesse ist sie heute noch? Wofür
brauchen wir eigentlich überhaupt "Stellen", wieso wird nicht generell in Mitarbeitern gerechnet? Stellen – Vollzeit und Teilzeit – sind gut fürs Controlling, für die Berechen- und Planbarkeit. Aber es kann sich auch lohnen, einfach mit Mitarbeitern zu rechnen, die flexibel zwischen Vollzeit und Teilzeit floaten und eben so arbeiten, wie es erforderlich ist.
Wir haben als Unternehmen eine Umfrage unter Berufstätigen gemacht und wollten wissen, wie viele Wochenstunden würden die Menschen arbeiten, wenn sie die freie Wahl hätten. Was glauben
Sie, waren die häufigsten Antworten? 40 Stunden? 20? Oder irgendwas in der
Mitte?
Der Durchschnitt lag bei 25 bis 32 Stunden.
Kommentare
Wie ist denn nun die Arbeitszeit geregelt? Hat jeder im Arbeitsvertrag formal eine Teilzeitstelle mit x Stunden/Woche? Gibt es im Arbeitsvertrag keine wöchentliche Arbeitszeit? Oder was steht dort?
Was geschieht im Krankheitsfall? Wonach bestimmt sich die Entgeltfortzahlung? Wie wird Krankengeld berechnet?
Was geschieht mit Top Mitarbeitern, die nach schwerer Akutbehandlung als chronisch Kranke zurück kehren und nur noch wenig leisten können? Oder allgemeiner: wie ist der Umgang mit Schwerbehinderten?
Bis zur sympathischen Beantwortung ist das im Artikel ein typischer hochleistungsoptimierter Umgang mit Menschen.
Generell frage ich mich wie es mit dem Einkommen aussieht? Nach Stunden ? Oder eine Pauschale pro Mitarbeiter?
Ich habe bisher immer gedacht, dass der Hauptgrund keine Teilzeitstelle anzunehmen nicht die Art der Arbeit, sondern das verringerte Einkommen ist? Also zumindest bei mir ist es so, ich muss ja irgendwie meine Rechnungen bezahlen. Bei gleichem Geld würde ich auch 25 Stunden arbeiten, wäre voll OK für mich. Wegen mir auch mit langweiligerer Arbeit.
Viel Eigenwerbung, wenig Innovation. Drei Anmerkungen hierzu:
1.) Viele Arbeitnehmer und Führungskräfte wissen erstaunlich wenig, was in Deutschland an Arbeitszeitmodellen rechtlich möglich ist. Einfach mal hier schauen (http://www.bmas.de/DE/Themen…).
2.) Unabhängig davon, ob jemand 20h, 30h oder 40h arbeitet, bedarf es eine gewisse Verbindlichkeit im Arbeitsverhältnis. Für den Arbeitgeber, damit er weiß, über wieviel Personalkapazitäten er verfügt. Für den Arbeitnehmer, damit er den Bezugspunkt für Mehrarbeit, Gleitzeit, Gehalt und Urlaubsanspruch kennt. Ansonsten kann er sich als Freelancer verdingen.
3.) Die nötige Agiltät im Projektumfeld ist nur dann ein Traum, wenn Projektbedarf des AG und die private Planung der AN zusammen passen. Spannend wird es dann, wenn ein Großprojekt ansteht, welches Mehrarbeit erfordert, den betroffenen Mitarbeiter aber eher nach Down-Shifting ist. Oder der freie Tag in der Woche mit einem Kundentermin kollidiert
Oder gerade nicht viel zu tun ist, aber die Mitarbeiter "normale" Stunden arbeiten wollen, weil sie arbeiten um ein Gehalt zu verdienen und die anfallenden Zahlungen stemmen zu können.
Was in der Betreiberfirma einer Internet-Plattform funktioniert muss nicht überall funktionieren. Wenn die Nachfrage kurzfristig die Auslastung bestimmt (Handwerk, Handel, ...) wird die vielgerühmte Flexibilität zur Last für den Arbeitnehmer. Dann heißt es bei Auftragsspitzen ranklotzen und Flauten bestimmen wann sich das Stundenkonto leert.
Da was Sie beschreiben ist eher üblich bei Flexibilisierung der Arbeit.
Durchaus nachvollziehbar. Die meisten Arbeitnehmer würden auch so denken wenn sie Arbeitgeber wären. Ist nicht in allen Branchen durchsetzbar und empfehlenswert, aber wer viele Unternehmen kennt weiss, dass die 40 Stundenwoche oft hinausgezogen wird um dieser "Soll an Stunden" auch zu erfüllen. In vielen Branchen wäre schon heute die 40 Stundenwoche der Weg in die Pleite, weil diese Kosten nicht mehr erwirtschaftet werden können. Speziell im Einzelhandel/Gastronomiebereich um nur zwei Beispiele zu nennen, arbeiten kaum noch Festangestellte sondern nur noch Aushilfen. Jeder der durch die Innenstädte flaniert sieht, dass Aushilfen aber keine Festangestellten dringend gesucht werden.
Mann, Mann, Mann...
Deshalb die abermillionen Überstunden in Deutschland?
Weil Viele gar nicht voll arbeiten brauchen?
So ein Stuß!