Das Problem an vorhergesagten Katastrophen ist, dass die
Prognose so lange fragwürdig bleibt, bis die Katastrophe eintritt. Der
Restzweifel, der jeder Wissenschaft innewohnt, wenn sie in die Zukunft
extrapoliert, eignet sich, um die Ergebnisse grundsätzlich infrage zu stellen.
Letztlich, so könnte man sagen, handelt es sich auch bei wissenschaftlichen
Prognosen somit um eine Fiktion, die sich von der realen Welt insofern abhebt,
als sie sich in ihr (noch) nicht ereignet hat.
Was das für die Gegenwart bedeutet, erleben wir gerade in der Konfrontation von Klimawissenschaft (im weitesten Sinn) und den Diskursformationen der sozialen Medien, in denen jeder Autorität auf gleicher Ebene eine Scheinautorität entgegentreten kann und jedem Faktum ein wissenschaftlich klingendes Pseudofaktum. Je dringlicher Wissenschaftlerinnen vor baldigen gravierenden Konsequenzen des weltweiten CO2-Ausstoßs warnen, je surrealer die von ihnen genannten points of no return in zeitliche Nähe rücken (zuletzt war in einem BBC-News-Artikel von 18 Monaten die Rede, in denen sich die Zukunft der Menschheit entscheidet), desto umstrittener wird ihre Position. Angesichts einer immer noch lebenswerten Umwelt, angesichts gefüllter Supermarktregale in Mitteleuropa und dem bisherigen Ausbleiben transnationaler Hungerkatastrophen in ärmeren Regionen, scheint es vielen glaubwürdiger, dass die Klimaforscher eine geheime Agenda oder gar Persönlichkeitsstörungen haben, als dass ihre Alarmstufe auf ihrem Wissen basiert.
Dass am Mittwoch, 24. Juli, dem bis dato heißesten
Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland, im deutschen Twitter
das Hashtag Klimahysterie trendete, ist in diesem Kontext eine bittere Pointe.
Dass sich der momentane Unwille der Mehrheit, etwas Entscheidendes zu
verändern, auch daraus speist, dass die vermeintlich exakten Wissenschaften nun
eine unerwartet schnelle Verschlechterung der Zustände registrieren, mit Feuern
in der Arktis und tauendem
Permafrostboden in Sibirien, ist zum Verzweifeln. Letztlich stärkt jede
Ungenauigkeit nur den Fatalismus. Solange wir nicht wissen, wie wir gestorben sind,
glauben wir erst einmal nicht, dass wir überhaupt sterben können.
Wie aber konnte es so weit kommen? Wie konnte es
passieren, dass eine Zivilisation, der doch im vergangenen Jahrhundert immer
nachgesagt wurde, die Metaphysik zugunsten der Naturwissenschaften und dem von
ihnen beförderten technischen Fortschritt zu vernachlässigen, im entscheidenden
Moment nicht an wissenschaftliche Ergebnisse glaubt? Und stattdessen die von
ihnen wiederum wissenschaftlich dokumentierte Unschärfe überbetont? So bleibt am Ende ja nur hängen, dass sich die Zukunft eben nicht detailgenau vorhersagen
lässt und dass sich die Phänomene der Gegenwart nur in der Wahrscheinlichkeit
ihres Auftretens, nicht aber in der Intensität des Einzelereignisses kausal mit
dem Klimawandel verbinden lassen.
Wir erleben einen Triumph des Halbwissens:
Angesichts jeder einzelnen Dürre, jedes Temperaturrekords können klimaskeptische
Meteorologen durchaus mit Recht auf vorangegangene Extremereignisse verweisen,
sowie auf die konkreten Formationen, die bestimmte Hoch- und Tiefdruckgebiete
entstehen lassen. Dass die Beweislast für einen nie dagewesenen Wandel dennoch
erdrückend ist, verschwindet fürderhin in der Detaildiskussion sowie im Zweifel
an der Vergleichbarkeit verschiedener Messungen zu verschiedenen Zeiten an
verschiedenen Orten des Planeten, auf denen alle großen Klimastudien und
-modelle basieren. Die Folge: In einem gewaltigen zivilisatorischen Rückschritt
auf der Diskursebene verweigern Twitter-Trolle ebenso wie Politikerinnen (auch
grüne) die naturwissenschaftlich begründete Erkenntnis von der Notwendigkeit
eines zivilisatorischen Rückschritts auf der materiellen Ebene, vom Verzicht
auf oder Verbot von Flugreisen, Plastik, motorisiertem Individualverkehr.
Stattdessen glaubt man an ein grünes
Wachstum, das vielleicht nicht unmöglich ist, aber in Anbetracht der (sich
beschleunigenden) Entwicklungen als "Rettung" heutiger westlicher
Lebensbedingungen in etwa so realistisch wie eine kriegsentscheidende Wirkung der
"Wunderwaffe" V2 im Jahr 1944.
Es entsteht der Eindruck einer bleiernen Fantasielosigkeit in der Mitte der Gesellschaft, die sich daran gewöhnt hat, ihre demokratische Aufgeklärtheit
in der Geste des Maßvollen und Panikfreien manifestiert zu sehen. Aus einem abgeklärten
"Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird" resultiert die
Unfähigkeit zu erkennen, dass die Menschheit schon längst begonnen hat, die
Dinge ziemlich heiß in sich hineinzufressen; oder dass sie, um ein anderes Bild
zu bemühen, das als solches natürlich immer zweifelhaft ist, schon ein
erstaunlich halbgarer Frosch im sich langsam erhitzenden Wasser ist.
Kommentare
Eigentlich kann sich die Wissenschaft über die Geschichte des Sonnensystem ziemlich sicher sein. Ein gutes Modell vorausgesetzt. Ich finde, aus dem Paradigma der "Unified Physics", ergibt sich als eine der Anwendungen, die bisher stichhaltigste Beschreibung der Geschichte der Planeten.
Ebenso liefert die UP ein verifizierbares Model für die daraus resultierenden Zusammenhänge mit dem Klima. Vor allem beschreibt es als einziges bisheriges Modell genau die Kilmageschichte. Es ist dann klar, dass die Klima Prognosen aus eben diesem Model die wirklich relevanten sein sollten.
Der Schwachpunkt des diskutierten Kommentars, ist das Fehlen jeder Reflektion im Bezug auf die viel zitierte Wissenschaft als Ganzes, von der aber nur Klima Forschung gemeint ist. Deren Hauptmerkmal ist aber die Unschärfe. Sie ist keine exakte Wissenschaft, was in der Natur des von ihr erforschten Sache, eben des Klimas, liegt.
Ein Zweifel an den aktuellen vorhersagen der zukünftigen Entwicklung des Klimas ist aus diesem Grund folgerichtig. Um so mehr sollte die Politik sich nicht dem Druck der Klimakatastrophisten unnötig beugen. Und die Menschen sollten innehalten, ob es sinnvoll aus eine. Glauben heraus eine Revolution zu entfachen. Ich plädiere für Mäßigung. Es gibt Gründe für die Dekarbonisieeung unserer Zivilisation. Aber es gibt kein Ende der Welt in 10.
Buch zur Anwendung der UP gibt es Z.B. hier:
"Unified Physics: which Einstein & co. dreamed of and is finally realised now: Peter Jakubowski:"
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen. Danke, die Redaktion/kn
Habe selten eine derart schonungslose Analyse gesellschaftlicher Indifferenz im Angesicht eines möglichen Scheiterns nicht nur menschlicher Existenz gelesen.
Leider nicht nur bei Bäumen und Sträuchern, auch bei anderen Pflanzen! Bei Setzlingen kommt es bei zu hohen Temperaturen im Frühjahr zu einem schockartigen Wachstumsstillstand, gewisse Pflanzen z.B. früh ausgesetzter Salat kann von der vegetativen Phase gleich in die Blühphase kommen, was massiven Gewichtsverlust zur Folge hat. Andere Pflanzen wiederum können trotz Blütenansatz in die vegetative Phase zurückfallen und weiter wachsen, wenn die Temperatur fällt und es ausgiebig geregnet hat. Bewässerung hat längst nicht den gleichen Effekt wie Regen! Schon jetzt kommt es vielerorts wegen Hitze und Trockenheit zu teils massiven Verlusten bei der Ernte, auch bei Futterpflanzen wie Mais und Heu.
Gestern sagte mir ein Freund, seine Pflaumen seien fast alle vertrocknet vom Baum gefallen...bei uns war das nicht der Fall, weil die Bäume durch Hecken und hohes Gras geschützt sind. Das Abholzen der Wälder und hemmungslose platt machen von Hecken, um ein paar weitere m2 Ackerfläche inkl. Subventionen zu gewinnen hat erheblich zur Trockenheit in einem noch vor 20 Jahren blühenden und feuchten Gebiet geführt (ich spreche hier von der Region Franche Comté / Bourgogne in FR).
Die Zeit der Fülle ist vorbei...