Am 1. November machte der Spiegel-Journalist Hasnain Kazim nach vielen geduldigen Korrespondenzen mit rechten Hatern (Post von Karlheinz) eine ebenso klare wie umstrittene Twitter-Ansage: Es gehe nicht darum, "AfD-Wählerinnen und AfD-Wähler zu 'erreichen'", so schrieb er. Es gehe vielmehr darum, "sie auszugrenzen, zu ächten, ihnen das Leben schwer zu machen, sie dafür, dass sie Neonazis und Rassisten den Weg zur Macht ebenen wollen, zur Verantwortung zu ziehen".
Kazim weiß, wovon er spricht. Als AfD-kritischer Publizist und Deutscher mit indisch-pakistanischen Wurzeln erhält der Wien-Korrespondent des Spiegels seit Jahren Hasspost und Morddrohungen aus dem Lager der vermeintlich "Besorgten" – genauso wie unzählige andere Menschen, die sich öffentlich gegen Rechtsextremismus positionieren oder einzig aufgrund ihrer Abstammung als "Feinde Deutschlands" attackiert werden. Für sie alle dauern die "Baseballschlägerjahre" der frühen Neunziger noch immer an, sind rechte Übergriffe eine Gefahr, mit der jederzeit zu rechnen ist, ist der Alltag feindseliger geworden und das Vertrauen in die Schutzmechanismen des Staates brüchiger. Wie berechtigt ihre Ängste sind, beweisen die Morde an dem Kassler Regierungspräsidenten Walter Lübcke sowie Jana L. und Kevin S. in Halle – rechtsterroristische Gewalttaten, die nicht nur von AfD-Spitzenpolitikern wie dem vormaligen Rechtsausschuss-Vorsitzenden im Deutschen Bundestag, Stephan Brandner, sondern auch von anderen Parteimitgliedern und Anhängern auf zynische Weise kommentiert wurden.
Antipluralistische "Ausgrenzung"?
Kazims Antwort auf diese Bedrohung ist ein radikales und aus persönlicher Betroffenheit durchaus hart formuliertes Bis-hierher-und-nicht-weiter – ein Appell, den sozialen Gegendruck zu erhöhen und kulturelle Hemmschwellen zum Schutze all jener zu errichten, die nach Ansicht von AfD-Anhängern nicht dazugehören, stören und im Zweifelsfall "entsorgt" werden müssen. Doch wer dieser Tage nach "Ächtung" und "Ausgrenzung" blaubrauner Sympathisanten ruft, stößt mithin selbst in bürgerlichen Kreisen auf Unverständnis und irritierende Abwehrreaktionen: Nicht nur, dass er in den Verdacht gerät, die eigenen liberalen Werte zu verraten und "antipluralistisch" zu agieren. Er muss sich zugleich des Vorwurfs erwehren, Gauland und Co. genau das zu geben, was sie – vermeintlich – am meisten stärkt. Denn Rechte – so das weit verbreitete Credo – heischen nach Ausschluss, um sich als Opfer des Mainstreams zu inszenieren und auf diesem Wege bis weit in die Mitte hinein Anhänger zu mobilisieren. Wer das nicht einsieht, outet sich im Zweifelsfall als taktisch unbedarfter Linker mit Pawlowschen "No pasarán!"-Reflexen – und zeigt ganz nebenbei, dass er nicht mit den einschlägigen Strategiediskussionen der Neuen Rechten vertraut ist.
Neurechte Stärkesimulationen
Nun sind die Primärtexte aus dem rechtsintellektuellen Umfeld der Partei ohne Zweifel aussagekräftig – allen voran die taktischen Empfehlungen, die der einflussreiche Vordenker der AfD und Stichwortgeber der neuen Rechten, Götz Kubitschek, in seiner Zeitschrift Sezession veröffentlicht. Doch so viel in seinen und den Artikeln anderer Autoren von hilfloser "Ausgrenzeritis" der "Linken" zu lesen ist, von "Selbsterdrosselung der 'Zivilgesellschaft'" und dem Nutzen, den die AfD angeblich aus den totalitären Abwehrschlachten der Gegner ziehe, so wenig sollte man dem Überlegenheitsgestus dieser Texte Glauben schenken.
Tatsächlich handelt es sich hierbei keineswegs um nüchterne Lageeinschätzungen, sondern um propagandistische Stärkesimulationen und Durchhalteparolen für die eigene Klientel, die gerade in Phasen der Stagnation mit einem immer gleichen polittheologischen Heilsversprechen beschallt wird. Tenor: Die "Linke" sabotiere durch ihre "Ächtungs"-Kampagnen die "Normalisierung" der AfD. Doch ihre Siege seien in Wahrheit Niederlagen: angstgetriebene Versuche, den unaufhaltsamen Aufstieg der Rechten mit allen erdenklichen Zwangsmitteln abzuwenden.
Es ist befremdlich, wie unkritisch
diese Erbauungslyrik aus dem neurechten Schützengraben in den vergangenen Monaten
in der deutschen Öffentlichkeit rezipiert wurde und wie sehr sie dazu
beigetragen hat, die Überlegenheitsaura einer Partei zu nähren, die –
vermeintlich – stets im Voraus weiß, was ihre "linken" Feinde im Schilde führen.
Ein ums andere Mal geht man der rechten Selbstdarstellung auf den Leim,
wenn man das Problem nicht mehr bei den Rechten selbst, sondern bei ihren Gegnern sucht. Bei jenen, die Podien mit Rechten boykottieren, die gegen die
Präsenz rechter Verlage auf der Buchmesse protestieren oder antifaschistische
Straßenbündnisse auf die Beine stellen.
Erfolgreiche Stigmatisierung
In Wahrheit spricht nämlich vieles dafür, dass die Versuche, die AfD durch "Ächtung" und Ausgrenzung kleinzuhalten, keineswegs "spektakulär gescheitert" sind, wie Jan Fleischhauer in seiner Replik auf Kazims Appell behauptet. Die jüngeren Debatten in der Sezession und die aktuelle Praxis der AfD belegen vielmehr das genaue Gegenteil: Die namentlich im Westen noch immer wirksame Stigmatisierung der Partei als rechtsextremistische, rassistische und potenziell faschistische Bewegung ist für die Blaubraunen ein ernsthaftes Problem. Denn sie allein verhindert aus Sicht von Kubitschek und Co, dass auch in den alten Bundesländern erreicht wird, was im Osten längst gelungen ist: das Heraustreten aus der Non-Profit-Zone rechter Randständigkeit und die Mobilisierung einer breiten Massenbasis, die nur durch den Anschluss der "bürgerlichen Mitte" gelingen kann.
Die
"emotionale Barriere" zwischen dem "Normalbürger und seiner Hinwendung zur
politischen und vorpolitischen Alternative" sei "wirkmächtiger als jedes Verbotsverfahren", schrieb
Kubitschek bereits 2017 unter dem Schlagwort "Selbstverharmlosung". Den Zweifel, ob das "Unkalkulierbare" nicht vielleicht zu Recht verteufelt werde, beschreibt er als "Kobold auf der Schulter des Wählers, der sein Kreuzchen bei der AfD setzen will". Diese Barriere erschwert die offene Vernetzung der Rechten mit Sympathisanten in westdeutschen Verbänden, Unternehmen und Behörden. Und sie verhindert auf breiter Ebene noch immer, was sich Kubitschek und Co. nach dem Erfolg des Buches Mit Rechten reden so inständig erhofft hatten: "Normalisierungsgespräche", um bestehende Hemmschwellen abzubauen.
Kommentare
"Erfolgreiche Stigmatisierung" - endlich mal eine vernünftige Ansatz gegen Rechtsextremismus.
Edit: ein vernünftiger Ansatz
Ich habe ein paar Fragen dazu, weil ich den Beitrag bei Phoenix selbst sah.
1. Was macht Alice Weidel da? Und warum stammelt sie dort herum und fällt Gauland permanent ins Wort? Ist Weidel kurz auf der Kippe bei der Afd so langsam die Stellung zu verlieren?
2. Warum ist Gauland da und antwortet für seinen Kollegen? Insbesondere dann, wenn Brandner höchstpersönlich angesprochen wird?
3. Haben Weidel und Gauland überhaupt ein Recht bei dieser Korrenspondenz dort zu stehen?
4. Wieso verstehen Afd-Politiker Meinungsfreiheit nicht?Meinungsfreiheit heißt nicht, dass man seine Meinung kritikfrei/konsequenzenfrei äußern darf. Meinungsfreiheit bedeutet im Grunde nur, dass man dafür nicht in den Knast wandert.
5. Was kann Brandner wenn er nicht mal selbst antworten kann?
"2. Warum ist Gauland da und antwortet für seinen Kollegen? Insbesondere dann, wenn Brandner höchstpersönlich angesprochen wird?
3. Haben Weidel und Gauland überhaupt ein Recht bei dieser Korrenspondenz dort zu stehen?"
Gauland und Weidel wollten offiziell Geschlossenheit zeigen. Inoffiziell wollten Sie verhindern dass sich Brandner im Ton vergreift.
"Meinungsfreiheit bedeutet im Grunde nur, dass man dafür nicht in den Knast wandert."
Ist das so? Interessante Definition.
Das ist so. Die Garantie von Meinungsfreiheit bezieht sich auf staatliche Organe und staatliche Repressalien. Der Staat hat hingegen nicht dafür zu sorgen, dass jede Meinung gehört wird; und erst recht nicht sie vor Gegenmeinungen zu schützen. Rein rechtlich gesehen muss der Staat eine Demonstration noch nicht einmal vor blockierenden Gegendemonstrationen schützen. Tut er natürlich trotzdem, um Straftaten anderer Art bei Aufeinanderprallen der Gruppen zu verhindern.
Zum Nachschlagen: https://de.m.wikipedia.org/w…
"Ist das so? Interessante Definition."
Es bedeutet jedenfalls nicht, dass man ungehemmt hetzen und Hass verbreiten kann, und sich dann wundern muss, dass die Menschen entsprechend darauf reagieren.
Im Austeilen ganz gross, beim Einstecken hört man nur "mimimi"
"Ist das so? Interessante Definition."
Was denn sonst?
Niemand muss dir helfen. Jeder darf böse auf dich sein. Jeder darf aufhören irgend etwas für dich zu tun wenn er nicht dazu verpflichtet ist. Ganz speziell ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, niemand verpflichtet dir bei der Veröffentlichung deiner Meinung zu helfen.
Hinzu kommt noch, dass es Grenzen der Meinungsfreiheit gibt und Äußerungen für die man durchaus bestraft werden kann.
Zum Umgang mit Populisten sollte man einfach auf die amerikanischen Demokraten schauen und den ziemlich wahrscheinlichen nächsten Sieg von Trump. Also ist die Botschaft des Artikels BS. Sorry.
Das ist so, ob Sie es glauben oder nicht.
„4. Wieso verstehen Afd-Politiker Meinungsfreiheit nicht?Meinungsfreiheit heißt nicht, dass man seine Meinung kritikfrei/konsequenzenfrei äußern darf. Meinungsfreiheit bedeutet im Grunde nur, dass man dafür nicht in den Knast wandert.“
Da hab ich mir auch schon häufiger die Finger wund geschrieben. Das Meinungsfreiheit nicht bedeutet, das man frei ist von den Konsequenzen, die durch das Äußern einer Meinung entstehen. Aber das zeigt, das es Rechten/der AfD nie um einen allgemeine Meinungsfreiheit für alle geht, sondern nur um die eigene Freiheit. Gerade das beinhaltet ja rechte Politik, seit es die Unterteilung in recht und links gibt. 1789 In der Französischen Nationalversammlung saßen links die Progressiven, die die Bürgerrechte auf alle ausdehnen wollten und rechts saßen die Reaktionären, die die Rechte nur für sich und/oder eine kleine Gruppe haben wollten. Im Grunde ihres Herzens haben Rechte das bis heute nicht abgelegt.
Nein. Meinunsfreiheit bedeutet, dass der Staat mich in der Ausübung dieser, solange sie keine strafrechtlichen Aspekte berührt, nicht nur nicht behindern darf, sondern mir die Ausübung auch zu ermöglichen hat, sofern dem strafrechtlich relevante Aktionen anderer Bürger entgegenstehen.
Folgt aus Artikel 5 GG.
Ja, das ist genau so!
Meinungsfreiheit heißt "nur", dass der Staat einen für seine Meinung nicht verfolgen, wegsperren oder mit anderen Repressalien belasten wird. Eingeschränkt wird diese Meinungsfreiheit durch Gesetze dort, wo sie herabwürdigend und erniedrigend anderen Gegenüber sind, bekanntestes Beispiel dürfte die Volksverhetzung, z.B. die Holocaustrelativierung sein. Das ist verboten und wird entsprechend geahndet. Abseits davon dürfen sie den größten Mist als Meinung vertreten.
Aber die Meinungsfreiheit schützt explizit NICHT vor Kritik (wie auch, denn das würde ja eine Einschränkung der Meinungsfreiheit Dritter, nämlich der Kritisierenden, bedeuten) und natürlich auch nicht, dass Menschen, ihrer Meinung wegen, Konsequenzen ziehen (wie etwa keinen Kontakt / keine Geschäftsbeziehung mehr mit ihnen).
Genau DAS ist es aber, was Leute immer wieder stört, wenn sie maulen, man könne nicht mehr alles sagen. Die meinen nicht "Man kann nicht mehr alles sagen" sondern "Wenn ich meine Meinung kund tue, dürfen andere auch ihre Meinung kund tun, mich zu kritisieren und mir zu erzählen, wie dumm sie meine Meinung, ihrer Meinung nach finden!"
"und den ziemlich wahrscheinlichen nächsten Sieg von Trump."
Und schon wieder Pfeifen im Wald.
Ermüdend.
Fawlty, kennen sie Jemanden der für seine Meinungsäußerung im Knast sitzt?
Sie meinen jetzt die CDU?
Widerspruch und Gegenrede sind nun einmal nicht strafrechtlich relevant. Es ist auch nicht strafrechtlich relevant Ihnen nicht zuzuhören, Sie nicht ins Fernsehen einzuladen und es ist auch nicht strafrechtlich relevant keine sozialen Kontakte zu Ihnen zu pflegen. Und ansonsten hat Ihnen der Staat im Kontext des Artikel 5 GG gar nichts zu ermöglichen. Irgendwas müssen Sie auch auch schon mal selbst regeln, auch wenn das in Ihren Kreisen offenbar nicht so verbreitet ist.
Ich finde, diese Definition stimmt
Dummerweise gibt es genug Menschen die das glauben z.B. wird das Leugnen des Holocausts als Meinungsäußerung deklariert und dafür sitzen ja nun bekanntlich einige.
Im Grunde trifft es viele, die eine Beleidigung, Provokation oder Herabsetzung für eine Meinung halten und dann wegen eben diesen Beleidigungen Strafen erwarten müssen.
Mir fällt in diesem Zusammenhang nur der Begriff "gesunder Menschenverstand" ein, möchte diesen aber nicht in Zusammenhang der o.g. verwenden.
Das Spiel auf dem schmalen Grat zwischen Beleidigung und Geschmacklosigkeit beherrscht die AfD wie keine zweite. Jeder der Köpfe ist mal an der Reihe etwas unsagbares wieder sagbar zu machen. Vom "Vogelschiss" bis zum "Denkmal der Schande". Die Empörung darum wird zur Selbstdarstellung genutzt.
„Wir versuchen, die Grenzen des Sagbaren auszuweiten“ Hr. Gauland 2018 / FAZ Interview
"Irgendwas müssen Sie auch auch schon mal selbst regeln, auch wenn das in Ihren Kreisen offenbar nicht so verbreitet ist."
Woher kennen Sie denn "meine Kreise"?
Hier sind wirklich ganz viele Schubladendenker unterwegs.
Haben Sie auch mal Herrn Schulz oder Herrn Kahrs zugehört? Herrn Özdemir, Herrn Hofreiter?
Das gibt sich nichts.
ALLE Beteiligten drehen hier fröhlich an der Eskalationsschraube, auch wenn sie das Gegenteil behaupten. Die Eskalation erfolgt sowohl über grenzwertige Meinungsäußerungen als auch über die (oft scheinheilige) Empörung darüber.
In den USA herrscht quasi ein Zwei-Parteien-System. Die Übertragung der dortigen Verhältnisse auf Deutschland funktioniert nicht.
"Haben Sie auch mal Herrn Schulz oder Herrn Kahrs zugehört? Herrn Özdemir, Herrn Hofreiter?
Das gibt sich nichts.
ALLE Beteiligten drehen hier fröhlich an der Eskalationsschraube, auch wenn sie das Gegenteil behaupten. Die Eskalation erfolgt sowohl über grenzwertige Meinungsäußerungen als auch über die (oft scheinheilige) Empörung darüber."
Dass Ihre Empörung über Schulz, Kahrs, Özdemir und Hofreiter scheinheilig ist, glaube ich Ihnen gerne, da Sie ja gleichzeitig ständig die Gestalten von der AfD verteidigen ...
kennen sie Jemanden der für seine Meinungsäußerung im Knast sitzt?
jede Menge! Die Liste lässt sich beliebig erweitern.
Millionen Chinesen und mindestens hunderttausend Menschen in der Türkei...
In Deutschland ....
kein einziger, solange seine Meinungsäußerung nicht gegen "demokratische" Gesetze verstösst.
Allerdings gilt das nur sofern diese Meinung nicht justiziabel ist also gegen geltendes Recht (Volksverhetzung, etc.) verstößt.
Spannend wird es, ab wann diese Meinungsfreiheit im Diskurs nicht mehr respektiert wird. Und damit wären wir im Kern der Sache.
"...Eingeschränkt wird diese Meinungsfreiheit durch Gesetze dort, wo sie herabwürdigend und erniedrigend anderen Gegenüber sind, ..."
Und hier wird es spannend. Denn der Umgang mit der AfD im allgemeinen und deren Wählern im Besonderen scheint meiner Meinung nach diese Grenzen immer wieder zu überschreiten. Niemand würde DIE LINKE als kommunistische Partei bezeichnen obwohl sich ein Teil dieser Partei als "Kommunistische Plattform" bezeichnet.
Die Mitglieder der AfD wurden hier aber wiederholt "Nazis" genannt, was vor dem historischen Hintergrund unserer Gesellschaft ... na ja ... eher kein Kompliment gewesen sein dürfte..
Und nach der Lektüre der obigen kleinen politischen Kampfschrift soll genau das ja das Mittel der Wahl sein: Stigmatisierung, Ausgrenzung, Diskriminierung. Wenn ich diese Begriffe richtig verstehe, dann beinhalten sie sehr wohl Herabwürdigung und Erniedrigung. Aber ich bin kein Jurist.
Für mich wäre es schon justiziabel, wenn jemand auf ein AfD-"Veranstaltung" mit einer großen 18 auf dem T-Shirt rumläuft.
Niemand erwartet, dass "der Staat" dafür sorgt dass Meinungen gehört werden. Das impliziert automatisch, dass auch Gegenmeinungen geäußert werden dürfen.
Der Staat hat dafür zu sorgen, dass man Meinungen unzensiert äußern darf.
Ohne dabei mit einem Bein im Grab zu stehen.
"""
Rein rechtlich gesehen muss der Staat eine Demonstration noch nicht einmal vor blockierenden Gegendemonstrationen schützen.
"""
Selbstverständlich muss der Staat dafür sorgen, dass eine Kundgebung ungestört von statten gehen kann. Leider vernachlässigt der Staat diese Verpflichtung oft sträflich...
Störung von Versammlungen und Kundgebungen sind nämlich durchaus strafbar....
Siehe
Gesetz über Versammlungen und Aufzüge (Versammlungsgesetz)
§ 1
(1) Jedermann hat das Recht, öffentliche Versammlungen und Aufzüge zu veranstalten und an solchen Veranstaltungen teilzunehmen.
....
§ 2
(1) Wer zu einer öffentlichen Versammlung oder zu einem Aufzug öffentlich einlädt, muß als Veranstalter in der Einladung seinen Namen angeben.
(2) Bei öffentlichen Versammlungen und Aufzügen hat jedermann Störungen zu unterlassen, die bezwecken, die ordnungsgemäße Durchführung zu verhindern.
...
§ 21
Wer in der Absicht, nicht verbotene Versammlungen oder Aufzüge zu verhindern oder zu sprengen oder sonst ihre Durchführung zu vereiteln, Gewalttätigkeiten vornimmt oder androht oder grobe Störungen verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
Entfernt. Bitte bleiben Sie beim Thema. Danke, die Redaktion/vh
Das Verständnis des Grundgesetzes und seines Anwendungsbereiches ist in der breiten Bevölkerung nicht sehr ausgeprägt, sogar intellektuelle Riesen wie Hoeneß und Rummenigge kommen damit nicht klar.
"Woher kennen Sie denn "meine Kreise"?
Hier sind wirklich ganz viele Schubladendenker unterwegs."
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Jetzt war ich neugierig und habe mir mal ein paar Ihrer Kommentare angeschaut. Allerdings wird die Schublade dabei bestätigt und nicht entkräftet. Ich frage mich ehrlich gesagt, worüber Sie sich hier beschweren.
"... Meiner Wahrnehmung nach ist der (Bundes)AfD sehr viel an der Bundesrepublik gelegen. Im Gegensatz zu jenen Bundestagsabgeordneten, die nen Nationalstaat zwar formal vertreten, ihn aber bei jeder Gelegenheit schwächen wollen."
"Ein Westproblem ist dagegen, dass aus allen Rohren und mit allen Mitteln gegen jeden geschossen wird, der nicht links sein will."
"Zu meinem Medienkonsum noch:
natürlich auch alle "bösen" dieses Landes, achgut, tichy, ET, RT, nachdenkseiten."
Usw. usf. auch zu Trump (gut), Brexit (super), EU (böse) immer vertreten Sie Positionen aus dem rechten Spektrum. Ist ja nicht verwerflich, aber warum empören Sie sich dann darüber auch so eingeordnet zu werden? Stehen Sie doch dazu, das macht Sie glaubwürdiger.
Was genau verstehen Sie unter "Ausübung ermöglichen"? Die gängige Auslegung des GG oder der EMRK sehen das jedenfalls nicht vor.
"Niemand würde DIE LINKE als kommunistische Partei bezeichnen obwohl sich ein Teil dieser Partei als "Kommunistische Plattform" bezeichnet.
Tut die CDU und FDP doch ständig. Siehe aktuell in Thüringen.
Auch werden viele Jugendabteilungen der Linken vom Verfassungsschutz beobachtet. Da guckt dieser aktuell
deutlich genauer hin als bei der Afd.
Steht das auf rechten Seiten, dass die Linke nicht als Kommunistisch bezeichnet werden darf? Die CDU Thüringen bezeichnet sie sogar als Antidemokratisch.
Muahaha "Intellektuelle Riesen" ....
Die Gesetze heutzutage sind viel zu verschwurbelt, schwerverdaulich und interpretierbar.
Viele offizielle Hinweise von Regierung und Behörden werden heute in "Leichter Sprache" oder so ähnlich angeboten. Vielleicht sollte man Gesetze gleich in leichter Sprache verfassen.
Die Zehn Gebote, die waren noch leicht verständlich...
Du sollst nicht töten ....
Du sollst nicht stehlen...
...
Also doch keine Meinungsfreiheit .
Es ging um meine "Kreise". In denen ich "verkehre", schliesse ich daraus. Kann kein Mitforist wissen. Sind übrigens eher politikferne Tagesthemeninformierte, Politik ist ja auch nicht das ganze Leben.
Wenn ich zu meiner Meinung nicht stehen würde, würde ich hier auch nicht posten.
Leider haben Sie meinen Mainstreammedienkonsum herausgeschnitten. In der Summe dann doch einigermaßen ausgewogen, würde ich meinen.
Das sehe ich nicht genauso, nicht nur das dieser 'Mensch' vielleicht gerade einmal Achtzehn Jahre alt ist, sondern er (oder sie / oder divers) ist gar ganz anderer politischer Meinung, was -auf dieser Veranstaltung- dann auch nicht maßgeblich wäre. Und die Zahlen auf diesem T-Shirt sollen evtl. eine Initialisierung darstellen, welche Sie daraus schließen "Kein_VT", gehört dort sicher nicht vertreten und würde sicher auch von den Organisatoren dieser Veranstaltung nicht geduldet. Allerdings glaube ich, sollte es sich dann tatsächlich, um eine Initialisierung als solche handeln, dann würde es bei der Bekennung zu 'Anton Hofreiter' sicher auch hier keine Kontroversen geben, was bei Ihrer Definierung hierzu allerdings, wie geschrieben, sicher nicht gewünscht ist. Und nur weil jemand sich zu 'Hofreiter-Anton' bekennt (falls hier eine Initialisierung dargestellt werden sollte), ist m. E. nichts 'justziabel' gegeben.
Das GG ist auch schon etwas älter...
Sie kennen die Entstehungsgeschichte der Partei "DieLinke"?
SED > PDS\
------> DIE LINKE
WASG/
Der Kommentar, auf den Sie Bezug nehmen, wurde bereits entfernt.
"Die Mitglieder der AfD wurden hier aber wiederholt "Nazis" genannt, was vor dem historischen Hintergrund unserer Gesellschaft ... na ja ... eher kein Kompliment gewesen sein dürfte.."
Eine schlichte Tatsachenfeststellung …
Wenn es redet wie ein Nazi, aussieht wie ein Nazi, Feuer legt wie ein Nazi und beleidigt wie ein Nazi, dann ist es mit Sicherheit kein Glücksbärchifanclub-Mitglied …
Es ist eher paradox: Einerseits soll sich die AfD nicht in der Opferrolle begeben können, andererseits bewirkt man genau das, wenn man sie ausgrenzt, nämlich das diese sich erst so richtig in die Opferrolle reinbegeben können.
Es gibt Sachen, die mehr Schaden anrichten als Nutzen haben: Etwa den AfD Kandidaten bei der Vizepräsidenten-Wahl stets abzulehnen. Dann muss die AfD nur einen möglichst gemässigten Kandidaten aufstellen, er wird abgelehnt und hinterher kann die AfD genau in die Bresche der Opferrolle reingehen. Oder man denke an die Änderung des Reglements, das Gauland nicht die Session eröffnen durfte damals: Das wäre längst vergessen, aber das man bestehende Regeln ändert um eine Partei von etwas abzuhalten, wirkt wesentlich stärker nach.
Ich denke vielmehr, machen Sie doch Ernst: Ein Verbotsverfahren eröffnen beim BVerfG und dessen Urteil abwarten.
Da dies nicht geschehen ist bisher, sehe ich so, das man sich zuwenig Chancen auf einen Erfolg ausrechnet gegenwärtig. Aber: Wenn die Partei nicht verboten ist, dann ist es fraglich inwiefern und wie weit man sie ausgrenzen darf in einer Demokratie.
P.S.
Das BVerfG Urteil über die NPD habe ich nie verstanden, ich dachte immer es würde um das Gedankengut gegen die FDGO gehen anstatt danach, wie relevant eine Partei mit Anzahl an Wählern ist.
Das BVerfG Urteil über die NPD habe ich nie verstanden, ich dachte immer es würde um das Gedankengut gegen die FDGO gehen anstatt danach, wie relevant eine Partei mit Anzahl an Wählern ist.
Das ging mir ganz genau so.
Wenn eine Partei verfassungsfeindlich ist, dann gehört sie verboten.
Das BVerfG hat m.E. durch dieses Urteil ziemlich an Autorität eingebüßt.
Wenn die AfD ihre Wählerstimmen sowieso nur aus einem latent vorhandenen, extremistischen Klientel schöpft, warum ist die Ausgrenzung dann so wichtig? Die Extremisten wird man nicht erreichen und die normalen Bürger wählen sie ja sowieso nicht.
Abgesehen davon finde ich die Selbstverständlichkeit mit der hier der gesellschatlichen Spaltung das Wort geredet wird und die in ihrer Radikalität der AfD in nichts nachsteht, erschütternd.
Wer wissen will wo das hinführt, sehe nach Großbritannien.
Die Extremisten wird man nicht erreichen und die normalen Bürger wählen sie ja sowieso nicht.
Sind alle AFD Wähler keine normalen Bürger ?
Was sind sie dann? anormal ? Würde bedeuten Anormal=" von einer Norm abweichend"
Sie wollen also das alle Bürger und Wähler gleich denken und einer Norm entsprechen und die das nicht tun sind anormal.
Was soll man mit denen tun werden die bestraft ?
Werden die umerzogen ? Das hatten wir schon öfter in der deutschen Geschichte !
War wohl nicht so toll oder ?
Ich glaube vielen hier sollte klar werden, wenn es das noch nicht ist, es ist besser es gibt Vielfalt auch in der Meinung über politische Themen aber diese Vielfalt bedeutet nicht nur Vielfalt wie sie es sich wünschen und das ist gut so