"Blut muss fließen, knüppelhageldick und wir scheißen auf die Freiheit dieser Judenrepublik" – immer wieder singen deutsche Neonazis auf Konzerten hierzulande und im umliegenden Ausland diese schon von der SA skandierten Zeilen. Sie recken die Arme zum Hitlergruß, schreien "Sieg heil" und tanzen Pogo, während die Bands auf der Bühne gegen Migranten, Multikulti, Linke und Juden hetzen. Und immer wieder steht unter den versammelten Neonazis ein Journalist, der sich Thomas Kuban nennt, selbst in Bomberjacke und schwarz-weiß-rotes Polohemd gekleidet und filmt all den Hass mit einer Kamera im Knopfloch.
In den vergangenen zehn Jahren hat Kuban derart verkleidet über vierzig Nazi-Konzerte besucht. Sein gesammeltes Bild- und Videomaterial ist erschreckend und bedrückend. Offen rufen Neonazis zu Mord und Gewalttaten auf, fantasieren, wie die Waffen-SS in Kreuzberg einrückt und Adolf Hitler wieder die Macht in Deutschland übernimmt. In einem Lied heißt es "Adolf Hitler, steig hernieder, und regiere Deutschland wieder", in einem anderen "Meint Ihr nicht auch, dass es langsam reicht? Macht ganz Kreuzberg dem Erdboden gleich" und schließlich etwas ungelenk: "Wir brauchen sie wieder, das ist kein Witz, die Jungs in Schwarz mit dem doppelten Blitz."
Durch seine beharrliche Recherche unter immensem persönlichen und technischen Aufwand gelangte Thomas Kuban so über Jahre zu Einblicken in die unzugänglichen Winkel der deutschen Neonazi-Szene. Kuban nahm an konspirativen Treffen und geheimen Konzerten teil, immer in der Gefahr entdeckt zu werden.
In Blut muss fließen begibt er sich gemeinsam mit dem Filmemacher Peter Ohlendorf noch einmal zu den Orten der Recherche. Immer wieder folgt der Film Kuban an die Orte früherer Nazi-Konzerte, immer wieder werden die Undercover-Aufnahmen gezeigt, auf denen die sich recht gleichbleibenden, hasserfüllten Lieder gegrölt und die dazu passenden T-Shirts, Pullover und – bisweilen auch verbotenen – CDs verkauft werden.
Der Film ist oft ungenau
Dass das Bildmaterial oft unscharf und verwackelt und das Rauschen des Originaltons den Film anstrengend macht, das liegt in der Natur der Recherche. Gleichzeitig ist der Film aber auch ungeordnet und sprunghaft und eben eher eine Dokumentation von Kubans Arbeit als ein strukturierter Überblick über Entstehung und Rolle der Nazi-Rock-Szene in Deutschland. Denn Kuban und Ohlendorf geht es nicht alleine darum zu zeigen, was deutsche Neonazis denken und und singen, wenn sie sich unter ihres Gleichen glauben. Auch das Desinteresse der Behörden und der Medien prangern Kuban und Ohlendorf in Blut muss fließen an.
Kommentare
Was auch fehlt, ist die Nachverfolgung,
welche Folgen dieses martialisch-gewaltbesoffene Gehabe im Umfeld hat und ob die Gewalttaten nicht noch aus einer wieder anderen, unauffälligeren Fraktion der Rechtsextremen kommen.
Ich vermute mal, die NSU-Verbrecher haben nicht so offensichtlich ihre "Gesinnung gepflegt".
Undercover in einer gewaltbereiten Szene zu ermitteln ist für sich schon eine Leistung. Ich möchte nicht wissen, was dem Journalisten geschehen wäre, wenn die Filmkamera entdeckt worden wäre.
Es gehört jedoch zur Definition von undercover-Arbeit, sich unauffällig zu verhalten. Tiefgehende Recherchen müssen daher von jemand anderem erledigt werden, um die Tarnung nicht zu gefährden.
Wofür gibt es nochmal den Verfassungsschutz?
Ach ja, für linke Raubkopier-Terroristen und nichtchristliche Nichtwestler unabhängig ihrer Staatszugehörigkeit.
Mehr Information
Ja, was bietet die Öffentlichkeit mir hier denn so an?
Also die mediale Öffentlichkeit in dem Falle.
Ach ja "Mehr zum Thema"
Kryptofaschistischer Weltraumschrott
Bitte verzichten Sie auf Relativierungen. Danke, die Redaktion/mo.
Die wollen doch nur spielen
Also, wenn Sie nicht selbst mal was Linkes gesungen hätten, dann wäre mir bestimmt ein "Heil...H" rausgerutscht. Oder sind Sie wieder am Singen, bloss diesmal auf der anderen Seite?
Ja, ja der Alkohol ist an allem schuld. Normalerweise sind die Jungs nämlich lammfromm und helfen Linken auf Krücken über die Strasse, verteidigen die Verfassung und engagieren sich sozial. Sie sind halt unter sich. Und wenn da mal das Bier fliesst, ach komm, dann fällt man halt mal aus der Rolle und diskriminiert in C-Dur querbeet. Kann man verzeihen.
Geht mir aber ähnlich. Sobald ich einen Mojito im Kopp habe, fange ich an Hakenkreuze an die Wand zu schmieren. Meine Freundin sieht da aber drüber hinweg. Schliesslich steh ich ja dann wegen der Promille neben mir. Und sie weiss, dass ich ja eigentlich ein ganz Netter bin.
Jetzt schon schnell in die Hertha Kurve und den Vergleich suchen, der aber wohl schon in sich zusammen gefallen ist.
Gruss