Lal Laleş hat eine Vision. Dass kurdisch sprechende Menschen in der Türkei in Buchhandlungen und Bibliotheken gehen können und Literatur aus aller Welt lesen können. Auf Kurmanci.
Laleş ist 38 Jahre alt, er lebt in Diyarbakir in Ostanatolien. Sein Heimatdorf bei Mardin gibt es nicht mehr, weil es von der türkischen Regierung angezündet und vernichtet wurde. Mehr als 3.000 andere kurdische Dörfer gibt es heute nicht mehr. Wenn jemand keine Heimat hat, so hat er doch wenigstens noch seine Erinnerungen, meint man. Aber ein Volk, dem man auch die Sprache verbietet, hat es in vielerlei Hinsicht schwer. Das kurdische Sprechverbot wurde 1992 zwar offiziell aufgehoben, inoffiziell wird aber weiter sanktioniert. Zum Beispiel ist es verboten, Kundgebungen auf Kurdisch abzuhalten.
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Ich stehe in Lal Laleş Verlag Lîs Yayınevi und wundere mich über den Pioniergeist, die Kraft, Leidenschaft und Bücherliebe dieses Mannes aus einfachsten Verhältnissen. Ihm und anderen Kurden ist zu verdanken, dass sie trotz größten Schmerzes nie aufgehört haben, ihre Sprache zu sprechen und ihre Kultur zu leben. Der türkische Staat hat verloren, in jeder Hinsicht – das geht mir durch den Kopf, als ich vor den Regalen mit Shakespeares Sonetten und Kafkas Werken auf Kurmanci stehe.
Warum gab es bislang keinen Tolstoi auf Kurdisch?
In der Türkei leben schätzungsweise 20 Millionen Kurden, vielleicht sind es fünf Millionen mehr, vielleicht weniger. Sie wurden statistisch nie erfasst, weil es sie offiziell nicht gab. Mit der Gründung der Türkei 1923 gab es offiziell kein kurdisches Volk mehr. Seine Existenz, Identität, Kultur und Sprache wurden über Nacht einfach geleugnet. Der Gründungsmythos der Türkischen Republik ist die Grundsteinlegung für den Kurdenkonflikt, der seit Jahrzehnten massiv den Südosten des Landes betrifft, ein in sich geschlossenes Gebiet mit eigener Kultur und zwei dem Türkischen nicht verwandten Sprachen.
Wer gegen die Devise "Ein Volk, eine Nation, eine Sprache, eine Religion" verstieß, wurde aufs Härteste bestraft. Die Kurden wurden enteignet, verhaftet, getötet. Es gab Zeiten, da wollte man in den kurdischen Gebieten neue Verkehrsampeln einführen, weil es sich bei der Kombination, Rot, Gelb, Grün, um die Farben der inoffiziellen Fahne der Kurden handelt. Wenn man als kurdisch sprechender Mensch in einer Behörde oder einem Krankenhaus vorsprach, konnte man im hohem Bogen herausfliegen: "Komm wieder, wenn Du wie ein anständiger Mensch sprechen kannst", hieß es. Anständig bedeutete in diesem Fall türkisch. Lange Zeit war es üblich, von Kurden als Bergtürken zu sprechen. Bergtürken sind im Sprachbild unzivilisierte Zottelwesen. Laleş Verlag zeigt: Die wilden Bergzottel lesen Carles Lamb und J.M. Coetzee. Wie passt das zum Begriff des gern zitierten "hintersten Anatolien"?
Trotz größter Repressalien ist es den Kurden gelungen, ihre Sprachen, Erzählungen, Märchen, Fabeln, Satiren, Sprichwörter, Lieder und Traditionen zu bewahren. Das ist um so schwieriger, weil es nicht die eine kurdische Sprache gibt. Die Kultur-, beziehungsweise Sprachgemeinschaft lebt in vier Ländern: Türkei, Iran, Irak, Syrien. Im Iran sprechen Kurden vor allem Sorani. In der Türkei spricht die Mehrheit der Kurden Kurmanci, in den Provinzen Elazig und Bingöl ist Zaza üblich.
Kommentare
die Autorin
Schafft es einfach nicht Fakten zu nennen. Die Dörfer wurden nicht von der Regierung angezündet sondern von Paramilitärs von denen niemand nicht einmal die Regierung, auser dem Militär. Und es ist über 20 Jahre her, warum wird's nicht erwähnt? Will man den Eindruck erwäcken es wäre kürzlich? Außerdem wurden die Kurden teilweise auxh von der Terrororganisation pkkgefoltert und deren Häuser angezündet wenn sie keine finanzielle oder materielle Hilfe gewähren wollten. Die Türkei muss sich für diese Grausame jahrzehntelange Unterdrückung entschuldigen keine Frage. Es ist viel schiefgelaufen... Jedoch sollte man wenn man ansatzweise den Anspruch hat neutral zu berichten auch Sachen nennen die sich geändert haben. Die Kurden haben sehr viele Freiheiten in den verg. 10 Jahren bekommen. Einige fehlen leider immer noch, daran wird derzeit mittels des neuen Grundgesetzes verhandelt. Die ganze Wahrheit sollte man erwähnen...
via ZEIT ONLINE plus App
Laut Untersuchungsbericht des türkischen Parlaments von 1998
wurden insgesamt 3.428 Dörfer zerstört und drei Millionen Kurden zu Flüchtlingen http://www.gfbv.it/2c-sta... http://www.gfbv.de/inhalt... Den geopolitischen Hintergrund und warum der Türkei von den USA + Europa völlig freie Hand in ihrem 'War on Terror' gegen die PKK gelassen wurde, können Sie hier http://www.zeit.de/1999/0... nachlesen.
Es ist übrigens nicht nötig, die PKK und ihren Terror auch nur im mindesten zu befürworten, um festzustellen, daß die kurdische *Zivilbevölkerung* schwer zu leiden hatte + an den Spätfolgen noch zu leiden hat. Über 80 Jahre Verfolgung und Unterdrückung werden durch einen Erdogan nicht ungeschehen gemacht (die ersten Ansätze zur Gleichstellung der Kurden ist das ungefähr einzige, das ich wiederum an seiner Politik wirklich begrüße). Die PKK entstand nicht aus dem Nichts!
Übrigens hat die Unterdrückung der Kurden durch die Türkei Auswirkungen auch in Deutschland und bis heute http://www.derwesten.de/s...
Ihr Kommentar macht ein bißchen den Eindruck, als wollten Sie die türkischen Verbrechen gegen die Kurden + die Menschlichkeit irgendwelchen Paramilitärs und der PKK in die Schuhe schieben.
Mely Kiyak liefert keinen allerklärenden/-umfassenden Artikel über den Krieg zwischen Türkei + PKK ab, sondern schreibt über Literatur und Übersetzung.
Statt Schmähkritik könnte er auch einfach ergänzt werden, nein?
Ganz schwacher Artikel mit vielen falschen Fakten
Ich verstehe ja, dass die Authorin als Kurdin Werbung für ihre Volksgenossen machen will, aber sie sollte schon sachlich bleiben. Der ganze Artikel liesst sich wie ein Mittelstufenreferat mit fragwürdigen Quellen, vermutlich Wikipedia.
Kurdisch wurde nach dem Militärputsch im Jahre1980 verboten. Es leben keine 20 Millionen Kurden in der Türkei, wo sollen die denn sein? Ich habe mir die Bevölkerungszaheln noch einmal angeschaut und festgestellt, dass im gesamten Südosten der Türkei gerade einmal 6-7 millionen Menschen leben, von denen natürlich nicht alle Kurden sind.
Und drittens Zaza sind weder Kurden, noch ist ihre Sprache eine kurdische. Zazas und Kurden, die in Diyarbakir leben können sich lediglich auf Türkisch verständigen, so unterschiedlich sind diese Sprachen. Hier eine Veröffentlichung von Professor Kausen.
http://zazaki.de/deutsch/...
p.s. die kartoffel kommt aus amerika und ist kein europäisches lebensmittel. :-)
p.s. 2
isim ist arabisch.
sie leben
zaza,s sind keine kurden
war sie nie und werde sie auch nie
Ich verstehe die Kommentare nicht
Fakt ist, dass die Kurden immer noch vom türkischen Staat unterdrückt werden, ihr Newroz-Fest, man kann es als "Frühlingsfest" oder auch als "Befreiungsfest" ihrer Identität interpretieren, häufig gestört oder sogar verboten wird.
Als ich mal aus Interesse an der Sprache und Kultur der Kurden ein Wörterbuch Deutsch-Kurmanci oder Deutsch-Kurdi zu kaufen versuchte, hatte ich Schwierigkeiten, ein solches zu finden.
Ich fand ein Wörterbuch Französisch-Kurdisch, das aber sehr fehlerhaft ist. Dort steht: citori - wie geht es Dir. Das ist offensichtlich persisch und nicht kurdisch..
Ich finde das Anliegen, Werke ins Kurdische zu übersetzen, grandios. Völkerverständigung findet so statt.
Nav ê min Helga ê.
Kurdisch
setzt sich nun mal zusammen aus dem persischen, türkischen, arabischen und weiß der Kuckuck was.
Kurden und unterdrückt, das ist totaler Quatsch. Desweiteren sollte die Frau Autorin sich auch mal näher mit der kurdisch-armenischen Vergangenheit beschäftigen.