Der Deutsche Taschenbuch Verlag ( dtv ) will sich am insolventen Suhrkamp-Verlag beteiligen. Ziel sei es, "Suhrkamp operativ zu stärken, die Unabhängigkeit langfristig zu sichern und in den sich rapide verändernden Marktbedingungen gemeinsame Synergien zu verwirklichen", teilte dtv mit.
Eine Suhrkamp-Sprecherin bestätigte, dass vor einigen Wochen ein Gespräch mit dem Suhrkamp-Generalbevollmächtigten Frank Kebekus stattgefunden habe. "Weiterführende Gespräche gab es bisher nicht", sagte sie. "Selbstverständlich nimmt der Verlag solche Vorschläge zur Kenntnis und bezieht sie in seine Überlegungen ein."
Bei den vier familiengeführten Unternehmen, die am dtv beteiligt sind, handelt es sich um die Ganske-Verlagsgruppe, den Hanser-Verlag sowie die Verlage C.H. Beck und Oetinger. Wie genau eine Beteiligung aussehen könnte und für wann sie erwogen wird, blieb offen – genauso, ob die Verhandlungen mit Suhrkamp-Geschäftsführerin Ulla Unseld-Berkéwicz laufen sollen oder mit Minderheitsgesellschafter Hans Barlach . Bisher hat keiner der beiden Suhrkamp-Gesellschafter, die sich seit Jahren in zahlreichen Verfahren vor Gericht juristisch bekämpfen, Interesse an einem Verkauf seiner Anteile signalisiert.
Neben dtv hat die Darmstädter Unternehmerfamilie Ströher Interesse
an einem Einstieg, sagte die Suhrkamp-Sprecherin.
Der
Suhrkamp Verlag
war Anfang 2010 von
Frankfurt am Main
nach
Berlin
umgezogen. Der Machtkampf zwischen beiden Gesellschafter läuft seit Jahren. Suhrkamp-Verlagschefin
Unseld-Berkéwicz
hält über die Familienstiftung 61 Prozent des Verlags, Barlach über seine Medienholding AG 39 Prozent.
Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens gegen den traditionsreichen Suhrkamp-Verlag war am Mittwoch bekannt geworden. Das Verfahren soll in Eigenverwaltung durchgeführt werden und nicht mit einem Insolvenzverwalter. Der bei Gericht vorgelegte Insolvenzplan sieht vor, den Verlag in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln.
Barlach müsste dann auf zahlreiche Sonderrechte verzichten. Seinen Antrag, Verlagschefin Unseld-Berkéwicz die Geschäftsführung zu entziehen, hatte das Landgericht Berlin am Donnerstag in einem Eilverfahren zurückgewiesen. Damit kann die Verlegerwitwe auch während des laufenden Insolvenzverfahrens die Leitung des Hauses behalten.
Kommentare
Suhrkamp
...ist ein Verlag, den keiner mehr braucht.
Der Mythos speist sich aus einem Minderheiten-Programm, wie es auch Kadmos oder Transcript bieten, finanziert von Krimis, die in jedem beliebigen Verlag erscheinen könnten.
Bevor dtv
investiert, sollte der Verlag sich vergewissern, daß die Doppelnamendame keinen Einfluß auf das Geschehen bei Suhrkamp mehr nehmen kann. Mit Frau Schmidt (das ist ihr eigentlicher Name) am Steuer ist jeder angelegte Euro zum Fenster hinausgeworfen.
Ja, die Damen mit den Doppelnamen !
Noch schlimmer sind allerdings Männer mit Doppelnamen - und hier sind nicht die vom Schlage Müller-Lüdenscheidt, da hat es praktischen Nutzen, schnelleres Finden im Telefonbuch.
Noch besser der Herr Joseph Käser, zurück aus U.S. als "Joe Kaeser" - bittschön, das ist ein Künstlername! Oder kann mir mal jemand erklären, wieso man als Deutscher in U.S. seinen Vor- UND Zunamen ändern können sollte, und dies dann in D behördlicherseits anerkannt würde?
Ich kenne das bisher nur von DDR-"Doktortiteln", z.B. Doppel-Vornamen, erster Dieter, aber schnell noch in abgekürzter Form in den Pass eingetragen, ja, und die wurden dann 1989 brav umgeschrieben!
Doch zurück zur Poetin selbst, obgleich auch ihr Künstlername so wunderschön ist:
dtv ist hauptsächlich Beck, und das sind die Vollprofis in D. Der Witz ist also: Das wären womöglich sogar noch die einzigen, die mit der Dame fertig würden, was ich Ströhers eher nicht zutraue.
Das Problem ist nur, den Becks traue ich kein vernünftiges S.-Verlagsprogramm zu, den Ströhers aber schon eher, d.h. eigentlich jedem ausser Beck, Bertelsmann & Consorts.
Probleme, Probleme, aber nicht unsere.
Tja, und heute ist auch die "Welt" meiner Meinung :
http://www.welt.de/kultur... :
"Es hat den Anschein, als passte der so einleuchtende Ausweg Suhrkamp überhaupt nicht in den Kram. dtv würde wohl auf Veränderungen in der Geschäftsführung bestehen. Mit dem von Suhrkamp bevorzugten Einstieg der branchenfremden Ströher-Familie könnte hingegen möglicherweise alles beim Alten bleiben."
ha, ha, ha - ich habe die Eigentumsverhältnisse bei dtv ("hauptsächlich Beck") aber offenbar falsch dargestellt, richtig wohl: Hanser 21%, Beck 21%, Ganske (Hoffmann/Campe et al.) >40%, Oetinger ca. 17%.
Wie auch immer, die Welt schreibt:
"Zugleich auch zu einem Modell für einen künftigen Schulterschluss der wichtigsten unabhängigen deutschen Verlage. Neben Konzernen wie Holtzbrinck, Bonnier und Random House könnte langfristig ein Suhrkamp-Hanser-HoCa-Beck-Verlag entstehen." - was die bloss alle mit Konzernen haben?! Und die Welt zitiert die dtv-Presseerklärung:
Es sei beabsichtigt, "Suhrkamp operativ zu stärken, die Unabhängigkeit langfristig zu sichern und in den sich rapide verändernden Marktbedingungen gemeinsame Synergien zu verwirklichen" - gute Nacht! (Zum Bücher-billiger-Drucken hatte sich S. ja bereits mit Nomos die eigene Druckerei gekauft, und Synergien à la Random House et al. kennen wir ja zu Genüge, und ihre Weiterungen.
Ich möchte meine S.-Anmerkungs-Leser übrigens auf meine Anmerkungen zu Apple hier auf dieser site hinweisen, denn das meiste dort Gesagte: