Sechzehntausend Kilometer südöstlich von Europa liegt ein Land, das am Eurovision Song Contest teilnimmt. Schon skurril, wie sich die Welt des ESC vergrößert. Über die Osterweiterung bis nach Aserbaidschan wurde in den vergangenen Jahren viel diskutiert. Nun ist erstmals Australien dabei, dank einer Wild Card zum Finale des 60. Wettbewerbs.
Der 33-jährige Guy Sebastian, der für Australien antritt, ist gebürtiger Malaysier. Er zählt zu den rund 2,5 Millionen asiatischen Einwanderern des Landes. 2003 gewann er die Talent-Show Australian Idol, seitdem findet sein R 'n' B-Pop nach Art von Bruno Mars zu Hause ein großes Publikum. In Europa bislang kaum bekannt, gehört Guy Sebastian in Australien und Neuseeland zu den erfolgreichsten Interpreten überhaupt. Und auch das zweite Gesicht, mit dem Australien beim ESC aufwartet, ist ein asiatisches: Lee Lin Chin, eine aus Indonesien stammende Moderatorin und Designerin, wird dem europäischen Publikum das Ergebnis der australischen Punktevergabe in Sydney verkünden.
Hinter
dieser für viele europäische Zuschauer wohl überraschenden
Besetzung steht der australische Nischen-Sender SBS.
Er versorgt Millionen von Einwanderern mit speziell auf deren
Interessen zugeschnittenen Nachrichtensendungen, Magazinen und
Spielfilmen in den jeweiligen Landessprachen. Unter dem Dach von SBS
gibt es seit zweieinhalb Jahren zudem ein eigenes Fernsehprogramm für
die Aborigines.
Zunächst ein einmaliger Auftritt
Seit 1983 überträgt der Sender jedes Jahr das ESC-Finale. Zum Jubiläum der Show hat die European Broadcasting Union nun ihre treuen Freunde am Ende der Welt eingeladen, zunächst nur zu einer Teilnahme. Sollte Guy Sebastian in Wien jedoch gewinnen, wird Australien auch 2016 dabei sein. Dann würde der Song Contest aber nicht in Australien sondern in einem europäischem Partnerland ausgetragen, das SBS frei wählen kann.
Der Sender hat viel zu der über Jahre gewachsenen Begeisterung der Australier für den ESC beigetragen. Schon 1974, als Abba den ESC, der damals noch Grand Prix de la Chanson hieß, gewannen, war das Interesse der Australier an europäischer Popkultur geweckt. Drei Jahre später, als die Vier auf ihrer Welttournee auch in Down Under anhielten, kamen fast 200.000 Fans zu den elf Konzerten. "Abba stand in den siebziger Jahren für optisch interessante Bühnenauftritte und einen neuen Musikstil, der viele Australier schlicht faszinierte", sagt Ian Harvey, Geschäftsführer des australischen Musikindustrieverbands Amra. Er kennt den australischen Musikgeschmack. Bis heute interessierten sich seine Landsleute für verrückte Outfits und Liedtexte, fröhliche Ausgelassenheit mit etwas Kitsch und selbstironische Bühnenauftritte. Attribute, die seit vielen Jahren auch den Song Contest charakterisieren, meint Harvey, wenn man von den ernsthafteren Gründerjahren absehe. 60 Prozent ihres Umsatzes macht die australische Musikbranche mittlerweile mit US-Produktionen. Besondere Vorlieben gibt es dabei offenbar nicht. "Australier hören und kaufen so ziemlich alles, was in den internationalen Charts läuft – von Country bis Hip-Hop", erklärt Harvey.
Sicherlich wird es spannend zu sehen, wie Australien abstimmt. Welche Rolle spielen
alte Bindungen zum Mutterland Großbritannien?
Und zu Irland? Melbourne
gilt
nach der
Einwanderungswelle
vor
50 Jahren als
zweitgrößte griechische Stadt der Welt nach Athen. Zwölf Punkte für Griechenland?
Im Gegenzug
könnte Guy Sebastians Titel Tonight again Stimmen aus
den Ursprungsländern australischer
Immigranten
erhalten.
Kommentare
Multikulti?
Sagte nicht Merkle Multikulti sei gescheitert und die deutsche Leitkultur müsse übernommen werden. Die armen Weltbürger!
Don't feed the troll
Wer soll denn Merkle sein ?
ESC : Gemauschel hoch drei !
Die Ostblock-Staaten mauscheln seit Jahren untereinander die Punkte aus. In vielen Nachbarländern von auftretenden Musikern werden Punkte durch Anrufer aus dem gleichen Land rüber geschoben. Israel (Gehört eigentlich nicht zur europäischen Rundfunkunion) gibt Deutschland wie immer null Punkte, Deutschland sendet aber von der Reeperbahn "tolle Party mit tanz den Ringelrein". Und am Ende gewinnt wieder Irland.
Dieses überteuerte und antiquirte Spektakel gehört abgeschafft. Und was es mit Integration zu tun hat weiß wohl nur der Verfasser dieses Berichtes : Die Australier fahren nach diesem Contest nämlich wieder nach Hause...
@ 3 Diese Veranstaltung ist längst zur Groteske verkommen.
Wie man da überhaupt von Kultur sprechen kann, ist mir unerfindlich.
Australien beim Eurovision ?! wtf ?!
Gehört für unsere Medienmacher Australien jetzt schon zu Eruopa oder wie?!
Kleiner Tip am Rande zur Vermeidung von Schnellschüssen
Sollte der wtf-Groschen bei Ihnen immer noch nicht gefallen sein, sollten Sie es wagen, den Artikel doch noch zu lesen.
Wer in Anbetracht eines australischen Finanzministers
in Griechenland meint,
"Australien integriert sich",
der verwechselt dann hoffentlich nicht irgendwann mal
einen Flugzeugträger mit einem Ruderboot.
Guten Tag