Der Musiker Coco Schumann ist tot. Er sei am Sonntag im Alter von 93 Jahren in Berlin gestorben, teilte seine Plattenfirma Trikont unter Berufung auf seine Familie mit. Mit bürgerlichem Namen hieß er Heinz Jakob Schumann. Er war Jazz-Gitarrist, Swing-Legende und KZ-Überlebender.
Mit seiner Band Coco Schumann Quartet feierte er internationale Erfolge. Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte Schumann als einer der ersten in Deutschland auf einer E-Gitarre.
Der 1924 geborene Schumann war Sohn eines christlichen Vaters und einer jüdischen Mutter. Seinen Spitznamen Coco soll er von einer französischen Freundin bekommen haben, die seinen Vornamen nicht aussprechen konnte.
Schumanns Vater konvertierte aus Liebe zur Mutter zum Judentum. In frühen Jahren brachte sich Schumann Gitarre und Schlagzeug selber bei und trat noch als Minderjähriger mit Swing-Bands in Berliner Bars und Tanzlokalen auf.
1943 wurde er denunziert und nach Theresienstadt deportiert, wo er als Mitglied der Ghetto Swingers für die SS Konzerte geben musste. Im September 1944 kam er mit der Band in das Vernichtungslager Auschwitz, wo er mit den Ghetto Swingers im Auftrag der Nazis für Neuankömmlinge und beim Abmarsch der Arbeitskolonnen musizieren musste.
Nachdem er 1945 bei einem Todesmarsch von den US-Truppen befreit worden war, blieb Schumann in Deutschland. Er trat unter anderem mit dem Jazz-Geiger Helmut Zacharias und dem Pianisten und Sänger Bully Buhlan auf, spielte im Radio und nahm Schallplatten auf. 1950 wanderte Schumann mit seiner Familie nach Australien aus, kehrte vier Jahre später aber wieder zurück. Schumanns Autobiografie Der Ghetto-Swinger wurde 2012 als Musical an den Hamburger Kammerspielen aufgeführt.
Kommentare
Jazz kennt keinen Marschgleichschritt. Ruhe in Frieden.
Coco, gute Reise! Ich bin mir sicher, alle "drüben" warten schon auf Dich zur großen Jam Session. Danke, dass Du hier warst!
Goodbye Ghetto-Swinger. Say hello to Chet!
Abscheu ist noch gering gegenüber den Nazischergen. Was die diesen Musikern angetan haben. So mussten sie beim Gang in die Gaskammern auch noch "Muss i denn zum Städele hinaus " spielen. Gut dass da einige überlebt haben und berichten konnten. Aber vergessen und vergeben kann man das nie. Schön dass er ein langes Leben hatte.