Immer wieder wurde Mariss Jansons als "größter Dirigent unserer Zeit" bezeichnet und für seine glühende Intensität und sein rigoroses Arbeitsethos bewundert. Nun ist der in Riga geborene Lette in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Alter von 76 Jahren in St. Petersburg im Kreise seiner Familie verstorben. Das bestätigte seine Frau gegenüber dem Bayrischen Rundfunk (BR).
Jansons war seit 2003 Chefdirigent von Chor und Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks. Für die Aufnahme der 13. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch erhielten
Mariss Jansons und das Symphonieorchester im
Februar 2006 einen Grammy in der Kategorie "Beste Orchesterleistung". 2004 übernahm er außerdem die Leitung des Concertgebouw-Orchesters in Amsterdam und dirigierte mehrmals das prestigeträchtige Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, die ihm als Andenken ihr Konzert an diesem Sonntag widmen. 2013 wurde der lettische Dirigent für sein Lebenswerk mit dem Ernst-von-Siemens-Musikpreis ausgezeichnet.
Mit seinem Tod gehe, so der BR auf Twitter, eine Ära zu Ende. Fridemann Leipold vom BR erinnerte daran, dass Jansons seine Musiker und Musikerinnen stets zu Höchstleistungen motivierte. "Immer
war der skrupulöse Perfektionist Jansons auf der Suche nach der großen
Linie, dem intensiven Ausdruck, dem idealen Klang."
Mariss Jansons wurde 1943 im jüdischen Ghetto von Riga geboren. Seine
Eltern waren ebenfalls Musiker und nach dem Krieg am städtischen Opernhaus tätig. Sein Vater Arvid war Dirigent, seine Mutter Iraida Mezzosopranistin. Seine eigene Ausbildung begann Jansons am Leningrader
Konservatorium. Nach Stationen bei Hans Swarowsky in
Wien und Herbert von Karajan in Salzburg assistierte Jasons bei dem russische
Dirigenten Jewgeni Mrawinski. Der damalige Chef der Leningrader Philharmoniker prägte Jansons entscheidend und sein Einfluss führte dazu, dass Jansons zeitlebens der "russischen Schule" zugerechnet wurde.
Erste internationale Aufmerksamkeit erlangte Mariss Jansons als Chefdirigent der Osloer Philharmoniker, wo er von 1979 bis 2000 nicht nur das Orchester, sondern auch sich selbst zu Weltruhm verhalf. Der Beruf des Dirigenten war für Marris Janson schon als Kind ein Lebenstraum. In einem Gespräch sagte er einmal: "Bücher waren meine Partituren, ein Stück Holz mein Taktstock. Ich war total begeistert von diesem Beruf."
Kommentare
Herzlichen Dank für die vielen schönen Momente!
Eine Musikerin des BR-Orchesters die ich kannte erzählte mir, Mariss Jansons habe bei allem die Liebe - für die, aber auch in der Musik - hervorgehoben, die Musiker angeleitet diese zu fühlen und zu spielen. Das ist ein schöner Gedanke - sein Schaffen wird uns noch lange bereichern.
Als stiller Zeit-Leser bin ich jetzt doch verwundert, habe mich deswegen extra registriert. Die Meldung ist seit Stunden online, und dann erst Nummer 2 in den Kommentaren? Unsere ganze Familie ist betroffen:
Ein Meister ist von uns gegangen, Jansons prägte nicht erst seit seinem Beethoven-Zyklus in Japan das musikalische symphonische Weltgeschehen, er begleitet mich/uns schon seit seiner Zeit in Oslo und als Bayer bin ich natürlich stolz, dass er seit Jahren das BRSO auf der Weltbühne anleitete.
Ich wünsche seiner Familie Kraft in ihrer Trauer und wünsche ihr Trost in der Tatsache, dass sich Mariss Jansons mit seinen großartigen Leistungen wie auch seiner Menschlichkeit einen Platz in der Dirigentengeschichte erarbeitet hat.
Sie haben in allem Recht! Ein großartiger Dirigent, dazu bescheiden und mit großer Empathie sowie Liebe zur Musik.
Es ist in der Tat schade, wie wenig er hier gewürdigt wird. Allerdings bin ich auch froh, dass sich so mancher, der hier in den Kommentaren schreibt, nicht hierher verirrt hat.
Ich verneige mich vor Mariss Jansons