Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer hält den ADAC mit seiner derzeitigen Organisationsstruktur für gescheitert. Es gebe keine Kontrolle bei dem Automobilklub. "Man schottet sich ab", sagte er am Montag im Bayerischen Rundfunk mit Blick auf manipulierte Abstimmungen beim Autopreis Gelber Engel.
Dudenhöffer warf dem Verein Arroganz und Selbstherrlichkeit vor. "Offensichtlich ist das System ein Nährboden dafür, dass sich Dinge entwickeln, die sich in Unternehmen nicht entwickeln dürfen." Kosmetische Änderungen genügten nicht mehr, der ADAC brauche "eine völlig neue Struktur", forderte er. Sonst werde der Automobilklub seine Glaubwürdigkeit verlieren.
Dudenhöffer, der Professor an der Universität Duisburg-Essen ist, fordert, den Automobilklub in einen Pannenservice und ein Wirtschaftsunternehmen aufzuteilen. Denn es gebe Verflechtungen, die mit der Unabhängigkeit von einer Testorganisation nichts zu tun hätten.
Bereits bei Bekanntwerden der Vorwürfe hatte Dudenhöffer gewarnt, dass sich weitere Betrugsfälle nicht ausschließen ließen. "Auch die Pannen- und Tunnelstatistik müsste man jetzt untersuchen", sagte er. Wenn beim Gelben Engel gelogen worden sei, könne man das für andere Bereiche nicht ausschließen.
Teilnehmerzahlen seit Jahren gefälscht
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer sagtem er sei von den Manipulationen "nicht überrascht". Er habe sich auch über andere Zahlen in der Vergangenheit gewundert. "Im Zusammenhang mit der Maut hab ich mich immer gefragt, wie man zu solchen Schlussfolgerungen kommen kann", sagte Seehofer.
Die CSU habe immer andere Zahlen etwa zum voraussichtlichen Aufkommen
aus der Maut gehabt. "Ich hab mich dann sehr gewundert, dass der
Präsident des ADAC plötzlich eine Mineralölsteuererhöhung für alle
vorschlägt", sagte der bayerische Ministerpräsident. Da sei ihm klar geworden, dass etwas nicht stimmen kann.
Kritik kam auch von anderer Seite. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte Aufklärung über die Vorfälle. Der konkurrierende Pannenhelfer Auto Club Europa (ACE) warf dem ADAC vor, mit seinen Auszeichnungen nur sich selbst zu dienen. Wer wirklich wissen wolle, welche Wagen am beliebtesten seien, solle auf die Zulassungszahlen des Kraftfahrtbundesamtes schauen, teilte der ACE mit. "Demgegenüber ist alles andere offenbar nur Blendwerk und aufgeblasene Selbstinszenierung."
Hersteller Volkswagen, dessen Modell Golf bei der manipulierten Auszeichnung auf den ersten Rang kam, stellte den Wert des Preises angesichts der geschönten Zahlen infrage. Man müsse dem ADAC jedoch die Chance geben, den Vorfall aufzuklären.
Am Sonntag war bekannt geworden, dass die Teilnehmerzahlen zur Umfrage Lieblingsauto der Deutschen schon seit Jahren gefälscht wurden. Dies habe ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair der Süddeutschen Zeitung bestätigt. Zunächst hatte der Verein lediglich eingeräumt, dass die diesjährige Umfrage zum Lieblingsauto der Deutschen manipuliert wurde. Der verantwortliche Kommunikationschef und Chefredakteur der Kundenzeitschrift Motorwelt war daraufhin zurückgetreten.
Kommentare
Ein e.V. hat in der Wirtschaft nichts zu suchen
Was immer man über Dudenhöfer denkt, in einem hat er Recht:
Der ADAC ist ein e.V., eigentlich nicht auf Gewinn aus. Er hat aber viele Geschäftszweige (Reisen, Versicherung, Vermietung, jetzt Fernbus usw.), die im Wirtschaftssektor mit anderen Wirtschaftsunternehmen konkurrieren. Sicherlich ist da das e.V. im Hintergrund (auch das Geld) sehr nützlich.
Die Konkurrenz wäre sicher schon dagegen vorgegangen, aber man will es sich mit 19 Mio. Mitgliedern nicht verderben.
Trotzdem, der ADAC gehört tatsächlich zerschlagen, das reine Pannengeschäft von allem anderen abgetrennt. Und die Wirtschaftsunternehmen müssen behandelt werden wie jedes andere Unternehmen auch.
PS: Es ist wie im Sport: Aus den eigentlich auf Vereinsbasis (quasi gemeinnützig) entwickelten Organisationen DFB, UEFA, FIFA und vor allem dem NOK und IOC sind inzwischen gigantische Wirtschaftsunternehmen geworden, die sehr abgeschottet und auch deshalb sehr bestechungsanfällig sind.
...ebenso den TÜV e. V.
Ich stimme Ihnen zu.
Und wenn wir schon einmal dabei sind dubiose Vereine abzuwickeln
TÜV Rheinland Berlin Brandenburg Pfalz e.V. ist ein ebensolcher Kandidat - eine unkontrollierte Macht im Staate.
Leider bin ich in beiden Fällen nicht in guter Hoffnung.
Naja...
Die verschiedenen TÜVs in Deutschland (TÜV SÜD, NORD und Rheinland) sind Aktiengesellschaften. Sie sind aus Vereinen hervorgegangen und die Vereine mögen noch Inhaber eines Anteils der Aktien sein. Ansonsten sind die TÜVs selbst keine Vereine, i.A. sind es verschiedene zu den jeweiligen Konzernen gehörende GmbH's.
Und ich fordere schon seit langem,
dass die Verstrickungen zwischen Volkswagen, der Presse und der Politik endlich aufgeklärt werden! Seit Jahren schon wird hier getrickst, beeinflusst und geschönt.
ADAC-Manipulationen seit Jahren?
Wenn es stimmt, dass nicht nur bei dieser Umfrage, sondern vorher schon bei anderenen Umfragen manipuliert wurde und auch bei diversen Autotest zu Gunsten bestimmter Automarken, dann ist der ADAC bei den meisten Mitgliedern geliefert. „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, wenn er auch mal die Wahrheit spricht“, so lautet ein bekannter Spruch. Generell muss man alle Umfragen sehr kritisch sehen, wie zum Beispiel, ARD-Deutschlandtrend, ZDF- Politbaromater oder die Umfrage zur PKW-Maut u.a. Ein Automobilclub sollte tatsächlich nur Pannenhelfer sein und nicht auch noch diverse Versicherungen, Reisen usw. anbieten. Für den Test von zugelassenen Autos, Autobahntunneln, Fähren usw. sollte das Kraftfahrzeugbundesamt zuständig sein und nicht irgendwelche Clubs, die geschönte Berichte anfertigen können.
Volkswagen gewinnt schon seit vielen Jahren
so gut wie jeden Test und wird systematisch mit Lob überhäuft. Und das nicht nur beim ADAC. In der ausländischen Presse ist das Bild oft deutlich anders. Das ist schon sehr verdächtig...
Bleibt doch mal àuf dem Teppich
Bisher wurde nur bekannt, dass die Teilnehmerzahlen nach oben korrigiert wurden, nicht die Reihenfolge. Nimmt man die Anzahl der Probanden bei Wahlumfragen als Massstab ist die Quote doch noch gut..
Es gibt doch genug Tests und Umfragen, die ihr überprüfen könntet. Hunderte Fernsehshows, Stiftung Warentest usw.
Seine Aufgaben erfüllt der ADAC gut. Und die Nummer: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, wendet lieber auf Politiker an.
Und Unternehmen schotten sich ab, schon immer und wie wir jetzt wissen noch nicht genug, dank NSA usw.
@theustuba
Das ist die typische Verharmlosung, die den Deutschen schon seit Jahren eigen ist. Deshalb konnte sich doch der ADAC mit Hilfe der Wirtschaft und der Politik zu einem riesigen Wirtschaftsunternehmen entwickeln. Als Pannenhelfer hat er sich bewährt und dabei sollte er bleiben.
Und was den Spruch angeht, Wer einmal lügt...... gilt natürlich auch für Politiker.