Eigentlich hat das Fahrzeug, das Håkan Samuelsson da gerade präsentiert, einen völlig falschen Namen: "Drive Me" hat der Chef von Volvo den aufgerüsteten V60 taufen lassen – "Fahre mich". Dabei wäre "Don‘t drive me" treffender, denn das Konzeptauto braucht gar keinen Fahrer. Die Ingenieure haben es zum autonomen Fahrzeug umfunktioniert.
Volvo präsentiert damit auf der Los Angeles Auto Show seine Vorstellung vom schönen neuen Autofahren. Die Spur halten, auf den Verkehr achten, bremsen und lenken kann der Mittelklasse-Volvo – und er analysiert dazu auch den Verkehr um sich herum. Das alles dient Samuelssons Vision: "Bis 2020 soll kein Passagier in einem neuen Volvo mehr getötet oder auch nur ernstlich verletzt werden."
Volvo hat sogar schon einen Assistenten entwickelt, der beim drohenden Crash selbsttätig einen Ausweg ansteuert. Der Computer greift dazu ein, wenn der Fahrer versagt. Er übernimmt aber auch, wenn der Insasse einfach keine Lust aufs Selbstfahren hat.
Das ist im zermürbenden Verkehrsgetümmel von Metropolen oft der Fall. Es ist darum nicht erstaunlich, dass gerade hier in Los Angeles neben Volvo auch Audi, Daimler, Ford, General Motors, Jaguar, Land Rover, Hyundai sowie viele Zulieferer und Entwickler ihren Traum vom autonomen Fahren präsentieren. Vor allem in den USA sehen die Hersteller die Basis für das nächste große Geschäft im Automobilsektor.
Drei Vorteile für autonomes Fahren in den USA
Drei besondere Vorteile kommen gerade hier zusammen, wie Experten auf der Messe erläutern. Vorteil eins: Oft stundenlange Fahrten mit maximal erlaubten 100 Stundenkilometern auf schnurgeraden Highways verlocken nicht gerade zur Freude am Fahren. Viele Städte bestehen anders als in Europa zudem aus breiten Schachbrettmustergeflechten von Einbahnstraßen. Die Menschen zuckeln darauf etwa zur nächsten Mall mit riesigen Parkflächen. Monotonie trifft also auf leichte Planbarkeit der Fahrsituationen.
Vorteil zwei: Die USA stehen neuer Technik aufgeschlossen, oft begeistert gegenüber. Und in Kalifornien liegt schließlich das Silicon Valley mit seinen innovativen Start-ups und den gewachsenen Ex-Start-ups. Cisco, Apple, Nvidia oder Google mischen kräftig mit beim Entwickeln solcher Zukunftstechnologien. Nicht umsonst hat Audi sein Electronics Research Laboratorium hier angesiedelt.
Beinahe uneingeschränkt begrüßt wird diese Technologieführerschaft auch von der Politik. Senator Alex Padilla etwa jubelt, dass "Kalifornien oft genug bewiesen hat, dass wir Technologieführer sind – und das auch in dieser neuen Ära der Autoindustrie sein werden".
Das führt zu Vorteil drei. Nicht zuletzt dank der Initiative Padillas haben die Kalifornier seit September eines der liberalsten Gesetze, um Fahren ohne menschlichen Lenker auf öffentlichen Straßen auszuprobieren. Der Nachweis einer Versicherungssumme von fünf Millionen Dollar und ein geschulter Mensch im Auto, der zur Not eingreifen kann – das reicht für die Fahrt im selbstfahrenden Auto über den Highway 101, die Golden Gate Bridge oder den Hollywood Boulevard.
Kommentare
Ein Auto,
dass sich vom Fahrer nicht mehr steuern lässt, wäre für mich nicht attraktiv. Die Kombipackung, also autonomes Fahren je nach Verkehrslage und selber fahren, sobald der Wunsch danach vorhanden ist, wäre natürlich ein Traum. Die Umsetzung halte ich allerdings für schwierig - wer haftet bei Unfällen, wie teuer ist die Technik, wie ändert sich die Berechtigung zur Fahrerlaubnis (Führerschein), und nicht zuletzt: wie wirkt sich das für die Verwendung der öffenlichen Verkehrsmittel aus?
Spannend ist die Entwicklung aber allemal.
Falsch gedacht!
"Oft stundenlange Fahrten mit maximal erlaubten 100 Stundenkilometern auf schnurgeraden Highways verlocken nicht gerade zur Freude am Fahren."
Erstens sind 75 mph eher 120 kmh, und dann fährt jeder sowieso 130, insofern kein großer Unterschied zu Europa. Siehe:
https://en.wikipedia.org/wik…
Zweitens ist es angenehmer, wenn -- wie ich vor Jahren geschrieben habe -- kein "umweltbewusster Deutscher lichthupend wie ein Weihnachtsbaum mit 180 heranrast" von hinten.
http://www.heise.de/tp/artik…
In den USA schaut man nur nach vorne. Auf der Autobahn schaut man nach hinten und nach vorne. Das ist total stressig, wie ich immer wieder auf der 800 km zwischen Berlin und Freiburg erleben muss. Ich komme total geschlaucht an.
Auf der gleichen Länge zwischen New Orleans und Austin kam ich ich früher ganz entspannt an. Man muss halt Geschwindigkeitsbegrenzungen einführen.
Das Problem bei generellen Tempolimits
ist, dass die Autofahrer unterschiedlich gestrickt sind. Mal finde ich es sehr entspannend, mit Tempo 120 auf der Autobahn zu fahren, ein anderes Mal führt es im Gegenteil zu hoher Anspannung (Straße ist frei, ich kenne die Strecke und habe es eilig). Ein einheitliches Tempo um die 120 rum führt nicht automatisch dazu, dass alle Autofahrer entspannter fahren.
"The American Way of Driving"?
Wäre das nicht besser für eine deutsche Zeitung?
Andersrum
Wäre es nicht noch besser, man ließe diesen unsäglichen (D)englisch-Mist aus der deutschen Sprache ganz weg ??
Aber: geht wohl nicht, denglisch ist einfach zu coooooooool !!
Für alte
Autobahnhaudegen wäre die Umstellung sicher zu groß. Ich habe schon Schwierigkeiten als Beifahrer und erst recht im Flieger. Von Entspannung keine Spur, da ständige Kontrolle ob alles in der richtigen Spur fährt. Bei mir zumindest so. Augen zu machen ist da nicht drinne.