Der Absturz der Germanwings-Maschine war offenbar kein Unglück, sondern Absicht: Der Copilot soll die Maschine gezielt in die Felsen der französischen Alpen gesteuert haben. Zu dieser Schlussfolgerung kam die französische Staatsanwaltschaft am Donnerstag nach Auswertung von Aufnahmen aus dem Cockpit.
Die grausame Tat lenkt den Blick auf die Frage: Wie werden Piloten eigentlich ausgewählt? Bei kaum einem anderen Beruf müssen die Kandidaten noch vor der Ausbildung ein so umfangreiches Testprogramm durchlaufen wie im Bereich der Luftfahrt, insbesondere bei der Lufthansa und ihren Töchtern.
Wer Pilot werden will, muss zunächst beweisen, dass er für diesen verantwortungsvollen Beruf geeignet ist – physisch, intellektuell aber auch psychisch. Manche Fluggesellschaften führen entsprechende Tests selbst durch; die Lufthansa, bei der auch Germanwings-Pilot Andreas Lubitz ausgebildet wurde, hat die entsprechende Eignungsprüfung an das Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ausgelagert. Auf diese Weise soll gewährleistet werden, dass wirklich eine rein fachlich orientierte Auswahl getroffen wird.
Zweistufiges Auswahlverfahren
Bei der DLR müssen alle Bewerber zunächst eine Berufsgrunduntersuchung (BU) bestehen, die einen Tag dauert. Dabei wird das mathematisch-physikalische und technische Wissen der Kandidaten, ihre Englischkenntnisse sowie die Fähigkeit zur Mehrfachbelastung und zur Stressresistenz geprüft. Auch Untersuchungen zum dreidimensionalen Orientierungs- und zum Konzentrationsvermögen gehören dazu.
Wer die BU erfolgreich absolviert hat, durchläuft anschließend eine weitere zweitägige Prüfung, die sogenannte Firmenqualifikation. In diesem Teil geht es nicht nur erneut um die intellektuelle Flexibilität und Belastbarkeit, sondern auch um soziale Fähigkeiten wie das Verhalten in der Gruppe und die Kommunikationsfähigkeit. Grundlage ist die sogenannte Verhaltensorientierte Persönlichkeitsdiagnostik (VerDi): In simulierten Situationen und mittels Gruppenaufgaben wird beispielsweise geprüft, wie sich jemand in Konfliktsituationen verhält.
Außerdem führen Luftfahrtpsychologen ein ausführliches Interview mit jedem Bewerber. Dabei stellen sich die auswählenden Experten weitere Fragen: Haben die Kandidaten ein ausreichendes Verantwortungsbewusstsein? Welche Wertorientierung haben sie? Sind sie zu Selbstreflexion und Selbstkritik fähig? All das spiele in diesem Ausbildungsteil eine wichtige Rolle, sagt der Diplom-Psychologe Peter Braun, der selbst für Intercockpit solche Tests durchführt, eine Flugschule im Lufthansa-Konzern, die Piloten für den freien Markt – nicht für Lufthansa selbst – ausbildet.
Eine massive Belastung für die Bewerber
Konkret werde mit den Bewerbern beispielsweise darüber geredet, wann sie in ihrem Leben Verantwortung übernommen hätten und wie sie sich in entsprechenden Situationen verhalten hätten, erläutert Braun. Diese zwei Tage seien eine starke Belastung für die Bewerber. Da lasse sich schon sehr gut feststellen, ob jemand emotionale Schwächen habe.
Wer bei diesen Vortests scheitert – und das sind bei der DRL laut Braun 90 bis 95 Prozent – kann die Prüfungen zumindest bei der DRL nicht wiederholen. Dass der Kandidat als geeignet erachtet wird, ist die Voraussetzung dafür, dass er anschließend mit der bis zu 33 Monate dauernden Ausbildung zum Piloten beginnen kann.
Auch der Germanwings-Pilot Lubitz habe selbstverständlich die psychologischen Eignungstests durchlaufen, teilte die Lufthansa am Donnerstag mit. Zwar habe er die Ausbildung 2008 für sechs Monate unterbrochen, danach sei er aber erneut getestet worden – wieder erfolgreich.
Kommentare
Laut Passauer Neue Presse war der Co-Pilot ein "Freak"
Andreas L., der Co-Pilot, der die Zerstörung des über den französischen Alpen abgestürzten Flugzeugs bewusst eingeleitet haben soll, war nach Informationen der Heimatzeitung psychisch labil. Ein guter Bekannter des 27-Jährigen erzählte unserer Zeitung: "Er ist ein Freak, er wollte unbedingt Pilot werden, aber er ist psychisch labil, hatte deshalb auch seine Ausbildung für einige Monate unterbrochen."
http://www.pnp.de/nachric...
Hindsight Bias
Und das beurteilt wer? Hinterher sind wir immer alle schlauer und "ich habe es schon immer gewusst".. ist ein typisch menschliches Wahrnehmungsphänomen. In der Psychologie als "Hindsight Bias" bekannt. ;-)
Bitte diskutieren Sie das Artikelthema. Danke, die Redaktion/fk.
Bitte es nicht übertreiben
So schrecklich das Geschehen auch ist, man sollte nun nicht alles übertreiben.
Sowohl Technik als auch Menschen sind fehlbar. Das wird immer so bleiben.
Leben an sich ist bereits ein Risiko, das man nur durch den eigenen Tod auf Null zurückdrehen kann.
Natürlich sollte man alles, was mit angemessenen Mitteln eine Wiederholung eines gefährlichen Szenarios ausschließen kann, auch in die Wege leiten.
Man sollte nun aber nicht in Hysterie verfallen und völlig überdrehte Sicherheitsmaßnahmen fordern, die letztlich vielleicht einen solchen Fall in der Wiederholung erschweren, aber all die anderen tausend Möglichkeiten für eine ähnliche Katastrophe dann doch wieder niemals verhindern können.
Man könnte nun beispielsweise genauso gut fordern, dass jeder Reisebus einen zweiten Fahrer haben muss, gar noch, dass dieser auch ein zweites Lenkrad und Gas- und Bremspedal haben muss, etc.
Stattdessen sollte man einfach mal Luft holen und sich vergegenwärtigen, dass derartige Dinge passieren können und dass man absolute Sicherheit selbst mit dem größten Aufwand niemals herstellen kann.
"Stattdessen sollte man einfach mal Luft holen und sich...
vergegenwärtigen, dass derartige Dinge passieren können und dass man absolute Sicherheit selbst mit dem größten Aufwand niemals herstellen kann."
Ein sehr guter Vorschlag. Zumal sich nun gezeigt hat, dass die verstärkten Cockpittüren, die nach 9/11 in Passagierflugzeuge eingebaut wurden, diesen Coup in den französischen Alpen erst möglich gemacht haben.
Auch nach 9/11 dachten viele, man könnte Sicherheit produzieren. Stattdessen hat sich nun gezeigt, dass ein Mordbube es noch einfacher haben kann, indem er nun nur noch den Button 'Lock' drücken muss, um den andere Piloten Terroristen-sicher aus dem Cockpit raus zu halten.
Ähnlich ist das immer mit produzierter Sicherheit. Sie verhindert den einen Fall und ermöglicht neue Fälle.
Beispiel Massenüberwachung. In einer funktionierenden Demokratie werden die Regeln, für die Massenüberwachung noch einigermaßen befolgt. Sobald die Demokratie aber in ein autoritäres System abdriftet - dazu genügt ein neuer McCarthy - wird die Überwachungsinfrastruktur gnadenlos gegen das Volk eingesetzt.
Wir sollten unsere Anstrengen darauf konzentrieren, die Welt so zu gestalten, dass sich möglichst wenig Menschen zu massenmörderischen Attacken verführt sehen. Dass es immer auch Psychopathen geben wird und dass die immer einen Weg finden werden, sollte uns nicht von unseren Anstrengungen abbringen.
Trotzdem es muss neue Psychologische Check ups geben
Natürlich durchläuft jeder angehende Pilot eine Top Ausbildung, aber jetzt kommen wir zum Punkt. Aufgrund der hohen Verantwortung und der hohen Arbeitsbelastung von Piloten, müsste eigentlich mindestens halbjährlich eine psychischer und physischer Belastungstest Pflicht werden und eingeführt werden. Weiterhin muss sichergestellt werden, dass die Piloten den Druck den sie auferlegt bekommen auch nachhaltig standhalten können. Das heißt auch hier müssen neue Verfahren eingeführt werden um frühzeitig zu erkennen, ob es Veränderungen der Persönlichkeit eines Piloten gibt gestaffelt nach Flugstunden , 3000, 5000, 10000, etc. Denn mit der Erhöhung der Flugstunden verändert sich auch die Persönlichkeit und die psychologische Belastbarkeit einen Piloten, er macht verschiedene Erfahrungen durch. Außerdem sollten ältere möglicherweise sehr erfahrene Flugkapitäne - junge Piloten insbesondere psychologisch und dass möglicherweie durch einen Simulator in Situationen beurteilen, die Ihre wahre Persönlichkeit in Extremsituationen zum Ausdruck bringen. Kein Pilot kann sich hier wirklich verstellen, labile psychisch anfällige Persönlichkeiten fallen hier durch ein speziell neu mit Psychologen erarbeitetes Raster. Nachdenken bitte, denn es geht um unser aller Sicherheit. Man muss jetzt einen Brainpool von Top Psychologen und Piloten an einem grünen Tisch versammlen , die besten Köpfe damit auch der kleinste Zwischenfall nie wieder zu einer so unfassbaren Tragödie führt!!!!
Genau das ist mit Kanonen auf Spatzen schießen
Seit Erfindung der Passagierjets ist in Europa zum ersten Mal ein Pilot mutmaßlich "Amok gelaufen".
Bei aller Tragik ist es absolut unangemessen, jeden europäischen Piloten - der seinen Job bislang tadellos und pflichtbewusst gemacht hat - jetzt mit einem Heer von Psychologen zu stalken, die auch nichts garantieren können.
Für weitergehende Maßnahmen sollte ja vielleicht erst einmal die zweite Blackbox gefunden, die Absturzstelle analysiert und ein Unfallbericht erstellt werden.
Himmel, es sind ja noch nicht einmal die Opfer geborgen!