Was fehlt, sind bessere, also abriebfestere Reifen und Bremsbeläge. Allein der Staub von den Bremsen macht rund ein Fünftel der verkehrsbedingten Feinstaubemissionen in den Städten aus, wie eine Untersuchung der Schweizer Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa ergab. Zusammen mit dem Verschleiß der Reifen, die pro Auto mit jedem Kilometer im Schnitt rund 0,1 Gramm Partikel freisetzen, ergibt sich hierzulande eine Gesamtmenge von jährlich weit über 111.400 Tonnen Abrieb, der durch die Atemluft wirbelt und sich auf den Straßen ablagert. Das fand die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) heraus.
Dieser Abrieb hat es buchstäblich in sich. Denn es sind nicht nur die feinen, lungengängigen Partikel, die das Atemsystem reizen und Krankheiten auslösen können. Der Bremsen- und Reifenabrieb enthält auch einen gesundheitsschädlichen Cocktail aus Schwermetallen wie Cadmium, Kupfer, Zink und Blei.
Die Industrie kontert mit anderen Zahlen. Der Reifen- und Bremsenhersteller Continental meint sogar, das Problem des Reifen- und Bremsenabriebs sei in Europa "nahezu vernachlässigbar". Der Zulieferer zitiert "unabhängige Studien" der European Tyre und Rubber Association, wonach der "Anteil des Reifen- und Bremsenabriebs in Europa weniger als ein Prozent der gesamten Feinstaubemissionen" ausmachen soll. Selbst bei sehr hohem Verkehrsaufkommen sei der Anteil des Reifen- und Bremsenabriebs an der lokalen Feinstaubbelastung "sehr gering", urteilt Continental.
Die Messdaten aus Stuttgart sprechen allerdings eine andere Sprache: 44 Prozent aller innerstädtischen PM10-Partikel, die am Neckartor
gemessen werden, sind auf den Abrieb von Reifen und Bremsen sowie durch
die Aufwirbelung des Staubs zurückzuführen.
Marode Straßen verstärken das Problem
Deshalb raten Umweltexperten Autofahrern, beim Reifenkauf mehr denn je auf den Verschleißfaktor zu achten, den Automobilclubs oder Verbraucherschutzorganisationen in unabhängigen Tests messen. Und bei den Bremsen zeigt Continental längst, dass es auch staubfreier geht: Schon vor einigen Jahren brachte die Conti-Tochter ATE den Bremsbelag ATE Ceramic auf den Markt, bei dem die Staubpartikel nicht freigesetzt, sondern in einer hauchdünnen Schicht auf den Bremsschreiben angesammelt werden. ATE wirbt: "Weniger Staub bedeutet weniger Belastung für die Umwelt. Auch darum sind unsere abriebarmen Bremsbeläge eine echte Bereicherung." Allerdings ist der Anti-Staub-Belag noch nicht für alle Automodelle lieferbar.
Neben den Reifen und Bremsen spielt offenbar aber auch der marode Zustand vieler Straßen eine wichtige Rolle bei den Feinstaubemissionen. "Sind die Fahrbahnbeläge intakt, fallen die Emissionen aus direktem Straßenabrieb gering aus. Schadhafte Beläge jedoch können zu recht hohen Feinstaubemissionen führen", stellte die Empa in ihren Untersuchungen fest. Die Schweizer Forscher empfehlen zudem, die Straßen regelmäßig zu reinigen, um das Aufwirbeln des Feinstaubs zu vermindern.
In Stuttgart hat das allerdings bisher ebenso wenig genützt wie der Einsatz eines speziellen Klebers, der den Staub binden sollte. Das sollen künftig bis zu 100 Meter lange Mooswände schaffen, die an stark befahrenen Straßen der Landeshauptstadt aufgestellt werden. Das Moos soll dabei wie ein großflächiger Filter wirken und die Staubpartikel aus der Luft holen. Im Sommer wollen die Stuttgarter berichten, ob ihre Stadt deshalb dank Moos nicht nur grüner, sondern auch staubfreier geworden ist.
Kommentare
Versteht man es richtig? Alles, was bisher galt, gilt nicht mehr. Diesel ...? Jetzt sind die Bremsen schuld!
Na ... dann, man sollte ab 2030 die Bremsen an den E-Autos verbieten!
Es geht bei Diesel um Stickoxide und höchstens feinste Partikel. Das grobe Zeug wird beim Diesel inzwischen gefiltert. Tatsächlich erzeugen Elektroautos dank Rekuperation aber auch deutlich weniger Bremsstaub.
"Statt Abgasen sind Reifen und Bremsen eine Hauptquelle von Feinstaub."
Erstaunlich, dass die Wissenschaft jetzt mit dieser mutigen These kommt. Oder ist es nur ein Ablenken von der Belastung durch Verbrennungsmotoren, um uns davon zu überzeugen, dass bei E-Motoren der gleiche Feinstaub entstehen würde. Selbst wenn es so wäre kommen beim Verbrennungsmotoren immer noch die zusätzlichen schädlichen Stoffe wie Stickoxide, Rußpartikel ect. hinzu. Eine feine Lobbyarbeit der Vertreter der Verbrennungsmotoren zum Schaden der Gesundheit für uns und vor allem unserer Kinder.
Ihre These mit der Lobbyarbeit der Vertreter der Verbrennungsmotoren belegen sie doch bitte. Andernfalls sollten sie beim Feiern der Elektromotoren darüber nachdenken, woher überwiegend der Strom kommt und dass die Produktion von Akkus auch nicht nur "grün" ist. Es doch merkwürdig, dass trotz aller Fahrverbote und Euro-Normen keine Luftverbesserungen eintreten. Das ist es doch naheliegend, dass es andere Hauptursachen fürvden Feinstaub geben muss. Schön, dass das die Wissenschaft jetzt auch mal aufgreift. Das erweitert doch nur den Horizont, das finde ich sehr positiv.
"Die Benzin- und Dieselmotoren sind also in puncto Feinstaub offenbar umweltfreundlicher als ihr Ruf."
Könnte es sein, dass nicht nur die Feinstaubforscher sondern auch die Klimaforscher sich genauso viel irren wie die Theologen?
Natürlich, aber sehr wahrscheinlich ist es nicht.
Es ist unstrittig, dass sich das Klima im Moment schnell erwärmt, das kann man einfach nachmessen. Ob dieser Prozess natürlich oder künstlich verursacht ist, ist für das Ergebnis egal. Die Frage ist eher, ob man den Prozess aufhalten und eine Klimakontrolle etablieren kann, z.B. durch bewusstes Einstellen der CO2-Konzentration in der Atmosphäre.
Die gute Nachricht der Klimaforscher lautet: Vermutlich wird der beobachtete Temperaturanstieg tatsächlich durch CO2 verursacht. D.h. man kann mit einem gewissen Aufwand etwas dagegen unternehmen. Wenn sich die Klimaforscher darin irren, haben wir WIRKLICH ein Problem.
Da die Klimaforschung ständig attackiert wird, kann man auch davon ausgehen, dass die sauber arbeiten. Alles andere wäre längst aufgefallen.
ÖPNV attraktiver machen, wäre ein Lösungsansatz.
Kostet aber.
Ob es mehr kostet, als die volkswirtschaflichen Folgen des Individualverkehrs, kann ich nicht berechnen.
Dazu gibt es Fachleute.
Die leider nur Gefälligkeitsgutachten erstellen.
Wird Zeit, diesen "Wissenschaftlern" bei wiederholtem Alternative-Fakten-Gutachten mal den Abschluss abzuerkennen.