Es ist, als wäre der Dieselmotor nie für den Einsatz bei der Deutschen Post geeignet gewesen. 300 mal am Tag stoppen, starten, wiederanfahren – den Stress einer Zustellungstour steckt ein elektrischer Antrieb einfach besser weg. Da kann keine Kupplung verschleißen, kein Partikelfilter verstopfen. So tauscht die Post jetzt nach und nach Dieseltransporter aus durch den Streetscooter, der mit Strom fährt. Lokal emissionsfrei und leise.
Das Fahrzeug, ursprünglich an der renommierten RWTH Aachen in einer ausgegliederten GmbH entwickelt, wird inzwischen von der Deutschen Post selbst in Aachen produziert – der Konzern hat das Hochschul-Spin-off übernommen. 2.500 Exemplare sind bereits für den Eigenbedarf ausgeliefert. Seit April können auch externe Kunden den Streetscooter bestellen. Begründung: die "große Nachfrage", wie Konzernvorstand Jürgen Gerdes sagt. Ab 32.000 Euro ist der Typ Work erhältlich, ein Preis, von dem noch 4.000 Euro staatliche Prämie abgezogen werden können.
Die
Deutsche Post mutiert also vom Großkunden zum Konkurrenten. Darüber
dürfte man besonders in Hannover, wo Volkswagen seinen bekannten Bus T6 baut, wenig
amüsiert sein. Fraglos hätte Volkswagen das Potenzial
gehabt, ein batterieelektrisches Nutzfahrzeug zu fertigen. So testete VW eine Reihe e-Caddys im Alltag. Nur zur
Serienproduktion konnte sich der größte Autohersteller der Welt bislang nicht durchringen. So ersetzt die Post inzwischen etliche gelb lackierte Volkswagen mit TDI-Motor durch den Streetscooter.
Robust und zweckmäßig
Wahrscheinlich war es eine Mischung aus Frust und Chuzpe, die den Streetscooter von der Idee zur Umsetzung brachte. Er hat zwei große Stärken. Die erste ist seine Robustheit. Alles am Streetscooter ist simpel. Viele Teile stammen aus den Regalen von Zulieferern. Wesentliche Komponenten des Antriebs wie etwa die Batterie kommen von Bosch. Ihre Kapazität von 20,4 Kilowattstunden (kWh) reicht für rund 80 Kilometer, ehe sie wieder aufgeladen werden muss.
Damit kommt man in einer Metropole wie Hamburg, wo die Strecken kaum länger als 20 Kilometer pro Tag sind, gut aus. Natürlich gibt es Touren, die der Streetscooter nicht oder noch nicht bewältigen kann. Irgendwo in der Fläche, auf dem Land. Aber die Post konzentriert sich nicht auf das, was nicht klappt, sondern auf das, was geht.
Der zweite Vorteil des Streetscooters ist die direkte Rückmeldung von Schwächen durch die Fahrer: Verbesserungsvorschläge können unmittelbar in die Produktion weitergegeben werden. Das Ergebnis ist ein hochfunktionales Fahrzeug. So stören im Aufbau des Streetscooters keine Radkästen beim Verstauen der Pakete und zwei Kameras zeigen beim Rangieren den Raum hinterm und rechts vom Fahrzeug.
Kommentare
Diese Fahrzeuge sind wirklich toll. Ich habe sie bereits in Tübingen gesehen. Leider fahren sie noch nicht bei uns die Post aus.
BYD baut auch elektrische Busse, die Zeit ist aber leider nicht auf den neusten Stand z.B.: "die Batteriekapazität steigt zugleich auf 29 kWh."
Prima, mein E-Roller hat 1 kwh weniger komme aber nicht auf 80km geschweige den bei den Gewicht. Die Angabe ist völlig nutzlos ohne Spannung.
Dafür fahren hier die elektrischen Vehikel schon herum, in einer Kleinstadt mit 30.000 EW - mir gefällt der Anblick.
Das ist schon ein Armutszeugnis für die deutschen Autohersteller, daß keiner hier konkurrenzfähig gegen die "Post" anbieten konnte.
Soweit ich weiß, ist es noch viel schlimmer: Die Post hatte um die Entwicklung eines entsprechenden Fahrzeuges bei der deutschen Autoindustrie nachgefragt und wurde abgewiesen! Ich finde es toll, dass die Post jetzt zum Konkurrenten wird.
Endlich kommt ein Konzern auf die Idee, das Richtige zu machen. Ich vermute, dass dieses Fahrzeug einen riesigen Markt hat. Denn das Fahrzeug lässt sich sicherlich auf für Handwerker umbauen.
....Handwerker.....
Ob das realistisch ist?
Wenn ich die Handwerksburschen sehe, die hinter dem Steuer ihrer Transporter Freitag 17 Uhr mit Bleifuß auf der linken Spur gen Heimat heizen....?....
Was zur Post gesagt wurde: alles richtig.
Aber Handwerker befinden sich in einem Bieterwettstreit. Die nehmen doch alles, was im Umkreis von ein 1....x Autobahnstunden zu haben ist. Das "Rasen" und Wege >=100 km sind Teil des Kalküls.
Das funktioniert mit PS unter der Haube und bezahlbarem Diesel.
Und: Ich wollt mal die Gesichter der jungen Männer sehen, wenn der Chef ihnentatsächlich mal so einen "sanften" Flüster-Schleicher anbieten sollte.
Ein sehr innovativer Ansatz der Post in Zusammenarbeit mit einer Hochschule !
Wenn arrogante, deutsche Großkonzerne wie der vorsätzliche Betrüger vw weiter mauern in Sachen e-Mobilität müssen eben andere Konkurenten endlich e-Fakten schaffen. Weiter so, gut das diese umweltfreundliche, schadstofffreie Technik endlich z.b. die gefährlkichen NOX Gase in den Innenstädten reduziert !
Warum? Wenn es sich für die Automobilindustrie nicht lohnt, dann verzichtet man eben auf den Auftrag.