Die Revolution kommt schleichend. Gut 34.000 Autos mit elektrischem Antrieb gab es Anfang 2017 in Deutschland. Das ist immer noch Welten entfernt von dem einst ausgegebenen Ziel, bis 2020 eine Million dieser Fahrzeuge auf den Straßen zu haben.
Der teure Kaufpreis schreckt viele ab, die mangelnde Modellvielfalt ebenso. Doch vor allen Dingen beschäftigen Sorgen um Reichweite und Auflademöglichkeiten die deutschen Autofahrer. Was, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit oder gar in den Urlaub liegen bleibe? Was, wenn ich auf der Autobahn bin und keine Ladestation für E-Autos in der Nähe ist? Für die meisten Autofahrerinnen und Autofahrer eine unangenehme Vorstellung.
Dabei gibt es 8.300 Ladesäulen in der Bundesrepublik. Trotzdem machen sich 25 Prozent aller potenziellen Autokäufer laut einer McKinsey-Umfrage Sorgen um die Reichweite ihres künftigen Elektroautos.
Das muss die Autohersteller stören. Fast alle planen, in den nächsten Jahren mehr Elektromodelle auf den Markt zu bringen. Wollen sie diese verkaufen, müssen sie die Angst vorm Liegenbleiben bekämpfen. Dabei warten sie nicht auf Politik und Tankstellenbetreiber, stattdessen stoßen sie eigene Initiativen an. So haben die Autokonzerne BMW, Daimler, Ford und VW im vergangenen Jahr das Unternehmen Ionity gegründet. "Die Verfügbarkeit eines flächendeckenden High-Power-Charging-Netzwerks ist für die Marktdurchdringung der Elektromobilität unabdingbar", sagte Ionity-Chef Michael Hajesch zum Start im November.
Rennen um die Ladestationen
Das Joint-Venture will bis 2020 ein Schnellladenetz an
europäischen Autobahnen aufbauen, 400 Ladesäulen sollen einmal stehen. Dann
sollen Elektroautofahrer alle 120 Kilometer auftanken können. Die ersten Säulen
werden in Zusammenarbeit mit dem Raststättenbetreiber Tank & Rast gebaut.
Auch Energiekonzerne sind auf das Thema aufgesprungen – nicht überraschend, sie erzeugen schließlich den Treibstoff für die E-Autos. Der Stromkonzern Eon etwa arbeitet mit seiner Initiative Eon Drive an einer bundesweiten Ladeinfrastruktur, will einen Teil des Kuchens abhaben. Mit Stromladesäulen lässt sich ähnlich wie mit herkömmlichen Tankstellen Geld verdienen. Darüber hinaus bezuschusst der Bund den Bau von öffentlich zugänglichen Ladesäulen mit mehreren Tausend Euro.
Abseits der großen Konzerne gibt es aber auch unabhängige Marktteilnehmer, die die Ladeinfrastruktur aufwerten wollen. Ein Beispiel ist Motionwerk, ein Start-up aus Essen. Anfang 2017 brachten die Gründer die App Share&Charge auf den Markt. Die Grundidee erinnert an die populäre Unterkunftsvermittlung Airbnb: Privatleute können ihre eigenen Ladestationen registrieren, jeder andere Nutzer kann diese über die App finden und dort dann sein Auto aufladen.
"Wir denken auch an halbgewerbliche Anbieter", sagt Dietrich Sümmermann, der Chef von Motionwerk. Er meint damit zum Beispiel Unternehmen, die auf ihrem Firmenparkplatz mehrere Ladestationen haben. Auch dort könnten Kunden tanken. Bezahlen sollen sie über die App.
Kommentare
99% der deutschen Autofahrer legen am Tag irgendwas um maximal 20 km (von mir aus auch 50km) mit dem Auto zurück, aber alle haben Angst wegen der Reichweite, weil es ja auch mal weiter weg gehen könnte...
Ich kaufe mir auch keinen LKW für jeden Tag, wenn ich alle 10 Jahre umziehe.
Im Übrigen ist der Gesetzgeber gefordert, einheitliche Tank- und Bezahlsysteme zu etablieren. Kann nicht sein, dass es zig verschiedene Stecker und Bezahlsysteme gibt. Das kann man ebenso normieren, wie es seinerzeit bei den Benzintankstellen auch ging.
Und wenn zu viel wird ist es auch nicht gut.
Norwegen Elektroautovereinigung rät von Elektroautos ab
Norwegen gilt als gelobtes Land der Öko-Mobilität, jede dritte Neuzulassung ist ein E-Auto: Die Kommunen sind von dieser Entwicklung allerdings überfordert.
http://www.spiegel.de/aut...
Das ist ja mal ein echt stichhaltiges Argument gegen E-Fahrzeuge: die norwegischen Kommunen kriegen es nicht gebacken! Und ich wollt mir grad ein E-Auto kaufen...hab ich ja noch mal Glück gehabt!
OK, hier kriegt auch keiner was gebacken, aber man könnte sich die Problematik ja genauer anschaun und es besser machen. Das ist das Los der Pioniere und die Gunst der Spätkommer.
Eine wichtige Funktion müsste auch in die Navis eingebaut werden: mit Ziel xy muss das Gerät erkennen, wann ich wo eine Ladesäule anfahren muss, ggf. noch mit Alternativvorschlägen mit Ladekostenberücksichtigung und Zeitverlust je nach Ladekapazität.
Dazu muss das Navi die Fahrzeugparameter kennen, also Noch-Reichtweite und zieloptimiertes Ansteuern der Ladesäule. Alles softwaretechnisch Pillepalle. Wäre auch mit voice-control möglich, also ohne rumtippsen in irgendwelchen Menüs.
"Zwischenladung notwendig: Lösung1: Ladesäule an Autobahnraststätte x, Ladekosten hier 23,70EUR, Dauer 15min, um Dein Ziel zu erreichen mit 10% Reserve. Lösung 2: Ladesäule bei xy-Tankstelle in Stromhausen, Kosten 17,50EUR, Zeitverlust 25min. Voraussichtliche Ankunft 12:15, Restaurant in Fussnähe".
Das ginge übrigens vermutlich mit Benzinfahrzeugen genauso.
Mein Navi macht mir schon Vorschläge, welche Ladesäulen ich anfahren könnte, wenn die Reichweite zum Ziel nicht reicht.
100000/691 Tage d.h. über 200 Stationen pro Werktag wollen die bis 2020 neu errichten haben?
Wenn sie es so sagen, klingt es irgendwie unglaubwürdig. ;-)