Der Blick des älteren Herrn hat das Auto erfasst. Er fixiert es, schaut wissend und verunsichert zugleich. Seine Augen sprechen anstelle seines Mundes: "Ich erkenne das Auto – aber ist es wirklich ein Käfer?" Irgendetwas scheint er zu vermissen. Was fehlt, lässt ihn zweifeln. Er zieht seinen Begleiter am Unterarm und zeigt mit der anderen Hand in Richtung des Autos. Das rollt leise an ihnen vorbei. Die beiden verfolgen das Fahrzeug mit ihren Blicken. "Der fährt ja elektrisch", ruft der eine, und im Gesichtsausdruck des anderen verschwindet die Verunsicherung. Er lächelt zufrieden und schaut dem Auto sehnsuchtsvoll nach. So, als wäre ihm unverhofft seine Jugendliebe begegnet. Äußerlich zwar gealtert, im Inneren aber jung. Als hätte sie ein frisches Herz.
Ein neues Herz hat der Wagen, der da vorbeikam, auch, im übertragenen Sinn. Unter der Haube arbeitet ein Elektromotor anstelle des Boxermotors mit seinem unverwechselbaren Poltern. Daran erkennt der ältere Herr noch heute einen Käfer, ohne das Auto sehen zu müssen. Schließlich haben ihn die VW-Bestseller jahrzehntelang begleitet. Bis Mitte der Siebzigerjahre waren Käfer überall in großer Zahl unterwegs, und mit ihnen der markante Klang. Gebaut wurden sie zunächst in
Deutschland, später in Mexiko. Auch das Auto, das den Herrn kurz aus der Fassung brachte, ist ein mexikanischer Käfer, Baujahr 1982.
Es ist ein Sondermodell in Diamantsilbermetallic, Silver Bug genannt, anlässlich des zwanzigmillionsten gefertigten Käfers im Mai 1981. Das Auto ist etwas Besonderes, denn nur 3.750 Stück wurden davon gefertigt. Für Johannes Boddien ist sein Silver Bug einmalig: Er ist der Prototyp für eine Kleinserie von E-Käfern, die Boddien mit seinem Unternehmen Voltimer auflegen will. "Wir importieren Klassiker von VW und bauen sie auf Elektroantrieb um", sagt Boddien. Das sind Käfer und Bullys der Modellreihen T1 und T2. Dafür hat der 52-Jährige Voltimer 2017 in Blaustein bei Ulm gegründet.
Firmengründung in der Freizeit
Boddien hat zunächst sowohl einige Semester Chemie als auch Jura studiert, danach ging er in die Internetindustrie. Heute arbeitet er in einer Agentur für Markenkommunikation als Kundenberater von Unternehmen für deren Websites und Apps. In seiner Freizeit baut er seine Firma auf. Seine Rolle als Unternehmer beschreibt er als identisch mit der des Angestellten: "Als Projektmanager bin ich auf das Fachwissen anderer angewiesen, um die Erwartungen der Kunden zu erfüllen."
Der Voltimer-Geschäftsführer vermutet, dass es genügend gut situierte Bully- und Käfer-Liebhaber gibt, die an den alten Autos mit modernem Antrieb interessiert sind. Dieser Gegensatz ist die Grundlage seines Geschäftsmodells. Allerdings: Individuelle Umbauten von Oldtimern auf Elektroantriebe bieten neben Voltimer auch andere Firmen in Deutschland an. Der wesentliche Unterschied zu Wettbewerbern besteht bei Boddien darin, dass er die Oldtimer im Ausland besorgt und dann hier in Deutschland umbaut. "Es gibt genügend gut erhaltene und auch günstige Käfer und Bullys in Mexiko, Brasilien und auch Griechenland", sagt er.
Außerdem hat Bodden einen Prototypen des Käfers bauen lassen, als Muster für folgende Autos. "Das macht diese Standardprodukte deutlich günstiger, weil wir nicht bei jedem Umbau von Neuem anfangen müssen." Sprich: Die Hardware ist bei Voltimer standardisiert, etwa die Aluminiumboxen für die Akkus. Software wird individualisiert, beispielsweise die Stärke der Rekuperation. Zunächst machte sich Boddien daran, die richtigen Fachleute für seine Idee zu finden. Inzwischen hat er Partner für Elektroumbausätze und Werkstätten, die diese einbauen, sowie Einkäufer in unterschiedlichen Ländern.
Kommentare
bei den preisen was für echte liebhaber.
ein käfer mit golfmotor steht bei mobile drin,soll 10000 kosten.
Für den kriegt man aber weder E-Zulassung noch H Kennzeichen.
H Kennzeichen dürfte mit einem falschen Motor nicht mehr möglich sein.
Das H Kennzeichen dient ja der Erhaltung von Auto Kulturgütern und wenn man den Motor rausreist ist dem nicht mehr gegeben.
Ausnahmen gibt es nur für Motoren die es schon zur Bauzeit des Wagens gab und die auch ein Zeitgenössischer Umbau sein könnten
Spezifisch sind die Anforderungen übrigens folgende: Austausch des Motors steht nicht im Konflikt mit dem H-Kennzeichen, sofern der Tauschmotor auch mindestens 30 Jahre alt ist, oder von demselben Hersteller wie das Fahrzeug stammt und mindestens 20 Jahre alt ist. Muss natürlich technisch alles ordentlich gemacht sein, und eventuell muss die Schadstoffklasse geändert werden. Ich hab dunkel in Erinnerung, dass sich die Schadstoffklasse ab Erstzulassung 1993 oder so nicht mehr verschlechtern darf, aber an diesem Punkt sind wir für H-Kennzeichen noch nicht.
Schade eigentlich, dass es den nicht mit mehr KW zu einem günstigen Preis gibt.
Wäre doch lustig, wenn man den Spezial-Elektro-Herbie zum Marathon-Flitzer umbauen könnte. Aber so ist es nun mal, die Batterien sind nicht gerade billig.
Mit 28 kW in 5 Sekunden auf 100?? Und Du willst noch mehr?
Kein ABS, Bremskraftverstärker, keine Servolenkung, keine Airbags.
Und "Marathon" mit 15 kWh ist nicht drin. Obwohl, das sind ja 42 km, das ist locker drin.
Aber Du scheinst die falsche Zielgruppe zu sein.
Super.
Problem könnte sein, dass die Fans aussterben, andererseits ist die Altersstufe die betuchte...ich wünsche ihm viel Erfolg!
Kommt so weit wie ein Elektrorollstuhl und kostet ein Vermögen - Sion ist besser.